Gedichte (160) – Arbeitsbedingungen

Arbeitsbedingungen

Viel Arbeit, das macht jedes Kind
Weil Kinder ganz einfach so sind
braucht Zeit und auch Aufmerksamkeit
Bringt viel Freude, Heiterkeit

Doch dafür die Bedingungen
Sind natürlich notgedrungen
Keinem Tarifvertrag entsprungen

24-Stunden-Schichten
Wutanfälle musst du schlichten
Pflegen, wickeln, duschen, füttern
All dies obliegt nicht nur den Müttern

Nein, auch Väter dürfen ran
Bis man manchmal nicht mehr kann
Doch ein recht auf Urlaubstage
Statt Gretchen- nun Großelternfrage

Und die, die wohnen weit weit weg
Nicht immer Zeit zu diesem Zweck
Extra so weit anzureisen
Der Alltag würde grob entgleisen

So beschliesst der Arbeitnehmer
Häufig Eltern auch genannt
Wird der Stress immer extremer
Jetzt wird aber mal entspannt

So gibt es alle paar Wochen Tage
Da ist es einfach nicht die Frage
Darf das Kindchen Filme gucken?
Schau wie da unsere Achseln zucken
Kinder-DVDs hinein
Ab auf die Couch, das wird so fein
Wir relaxen, Kindchen glotzt
Heute wird nicht mehr gemotzt
Und auch nichts sinnvolles getan
Ständiger Erziehungswahn

Kriegt das Kind heut Süßigkeit?
Klar, da steht es doch bereit
Wenn die leer sind
– kriegst du mehr, Kind
Iss sie auf, echt, ungelogen
Ab morgen wird wieder erzogen.

Gedichte (158) – Nachwuchs

Nachwuchs

Wochenlang hab ich gezittert
Bin vom Berg ins Tal geschlittert
Auf dem Weg der Emotionen
Wir werden bald das Kind entthronen

Hoffentlich kommt er gut klar
Ist lieb zu ihr und hält sich wacker
Nicht böse oder sonderbar
Der kleine – jetzt dann große – Racker

Und eines Tags ist es soweit
Mit neugeborenem Töchterlein
Winzig, süß und zart und fein
Wir sind zuhause, es wird Zeit
Dem Großen sie jetzt vorzustellen
Sich zu ihm rüber zu gesellen

Sprech schnell noch Gebet und Bitte
Doch er findet sie ganz niedlich
Das Baby da in unserer Mitte
Ist lieb, fröhlich und völlig friedlich

Er will sogar noch mit ihr schmusen
Verhält sich sont auch ganz nach Sitte
Ich fürchtete welch Leid er litte
Das Baby saugt an Mamas Busen
Der Große nimmt alles gelassen
Und ich, ich kann es kaum noch fassen

Er macht sich Sorgen weil sie weint
Man gutes Essen ihr verneint
So schlägt er ganz ohne Humor
Uns allerhand für’s Baby vor:

Baby weint – mag sie ein TicTac?
Oder irgendeinen anderen Schnick – Schnack?
Spielzeug? Will sie Fernsehen gucken?
Oder Apfelschorle schlucken?

Baby weint – will sie ein Eis?
Eltern sind der letzte Scheiss
Von denen kriegt das Schwesterlein
Nix ausser Brust, das ist gemein

Gedichte (157) – Erziehung ist Scheiße

Erziehung ist scheisse

Sitz gerade
Iss mal richtig
Sei lieb und freundlich
Das ist wichtig

Und hör auf deine Eltern
Die sind erziehungsberechtigt
Wissen, was im Leben zählt
Sind zur Erziehung auch ermächtigt
Vom Leben wissend und gestählt

Sei nicht vorlaut
Red keinen Stuss
Sei nett, charmant und selbstbewusst

So hörte ich als Kind die Sätze
Bekam davon gern mal die Krätze
Und dachte so bei mir ganz leise:
Erziehung – das ist ja mal scheiße

Heut hab ich zwei Kinderlein
Finde die ganz toll und fein
Doch an manchen langen Tagen
Hör ich mich dann selber sagen:
Sitz gerade
Iss mal richtig
Sei lieb und brav
Das ist sehr wichtig

Hör auf uns und hör auf mich
Das ist ganz ganz dolle wichtig
Muss streng sein, die wollen Grenzen testen
Darf nicht verhätscheln und nicht mästen
Ihnen nicht alles erlauben

Seh die rotverheulten Augen
Im Supermarkt vor Schokolade
Üb ich Strenge? Gibt es Gnade?

Und ich denk bei mir ganz leise:
Erziehung ist für alle scheisse