Gedichte (208) – Diagnose: Mimose

Einen wunderschönen guten Tag,

das folgende Gedicht ist als Themengedicht für den Dichtungsring im Oktober 2019 entstanden.

Alles Gute!
Arno

Arno Wilhelm – Diagnose: Mimose

Nun stellen sie sich nicht so an
Da könnt ja jeder kommen
Fassen sie nur mal die Narbe hier an
Ich hab mich damals nicht so benommen

Sagt wütend der Mann im Kittel
Ein Indianer, der kennt keinen Schmerz
Spricht weiter und füllt in die Infusion noch ein Mittel
Machen Sie hier nicht so nen nervigen Terz

Ma öfter auch raus gehen
Lachen sie mehr
Ich kann’s ihnen ansehen
Das fällt Ihnen schwer

Sich selber nicht so wichtig nehmen
Das gilt hier für viele, für Herr und auch Dame
Körpereigene Heilung bequemen
Nicht immer gleich groß in die Notaufnahme

Da wird es mir dann doch zu bunt
Sterne tanzen vor meiner Sicht
Gefallen lasse ich mir sowas nicht
Und tue laut meinen Ärger gleich kund:

Auch als Laie erkenn ich offene Brüche
Meine Haut ist verbrannt, da stecken noch Splitter
Mir entströmen übelst fiese Gerüche
Ich schwitze und blute und zitter

Die Fingerkuppe dazu abrasiert
Da frage ich mich dann doch mit Bedacht
Wo zum Teufel haben Sie denn studiert?
Er sieht mich an, grinst nur und lacht

Medizin sicher nicht, ich bin hier nur Patient
Wir haben uns auch nur durch Zufall getroffen
Der Kittel lag rum, was man Schicksal so nennt
Und jetzt nicht so laut, ich bin eh schon besoffen

Studiert hab ich die Kunde der Philosophie
Das Leben schickt einem oft die seltsamsten Grüße
Was Mittags passiert, das weiß morgens ich nie
Und mit den Worten zum Abschluss kotzt er mir auf die Füße

Gedichte (207) – Vegane Komplimente

Hallo zusammen,

beim Dichtungsring, unserer Lesebühne im Laika, die gestern ihren achten Geburtstag gefeiert hat, lassen wir uns ja immer für jede Ausgabe ein Thema geben, über das dann jeder möglichst einen Text schreibt. Diesmal war es das wunderschöne Thema ‚Vegane Komplimente‘.
Habt eine schöne Zeit!

Arno

Vegane Komplimente

Die Zeit, die bleibt nicht stehen
Wir müssen mit der Zeit gehen
Was einst als Kompliment brillierte
Und Zuneigung auch suggerierte
Ist nun oft nicht mehr zeitgemäß
Mancher fasste ans Gesäß
Rief und pfiff und brabbelte
Und während er so sabbelte
Fühlte er sich voll im Recht
Nur allen anderen wurde schlecht

Doch es geht eben noch weiter
Heute ist man viel befreiter
Es reicht nicht etwas Still allein
Vegan sollen Komplimente sein

Schon Lange bei Beleidigungen
Ist die Umstellung gelungen
Du Kartoffel, oder Lauch
Sind vegan und wirken auch

Du Würstchen wurde abgeschafft
Du Hund – darin steckt keine Kraft
Halt die Kresse, Blumenkind
Gewinnt dagegen Streit bestimmt

Leicht nennt man wen dumm wie Heu
Doch Komplimente, das ist neu

Will man jemanden verführen
Geht kein Honig ums Maul zu schmieren
Denn der ist halt nicht vegan
Und da fängt schon der Ärger an

Da muss man Heute schneller schalten
In ‚Heiß‘ ist leider Ei enthalten
Bei ‚Mäuschen‘ sehen Partner rot
Du bist die Butter für mein Brot

Oder ‚Schnitte‘ – klar im Grenzbereich
Bei Bärchen kommt die Scheidung gleich
Doch sagt der Partner zurecht ‚Boah‘
Zu: Du bist gehaltvoll wie Quinoa
Unsere Liebe, die hält eh
Ist wie schlechtes Tofu zäh
Statt der Schiller zu meinen Locken
Bist du der Hafer zu meinen Flocken
Du der Salat und ich die Tomate
Du der Wodka zu meinem Club Mate

So preist man heute zeitgemäß
Von oben bis unten, von vorn bis Gesäß
Der Partner begeistert und völlig enthemmt
Vom veganen Kompliment

Gedichte (159) – Der Bischof

Hallo allerseits,
Matthias und ich bitten ja vor jedem Dichtungsring um ein Thema, um ein entsprechendes Gedicht dazu zu schreiben. Letztes Mal bekamen wir ein Bild von dem ich vermutete, dass es sich dabei um einen gemalten Bischof handelt. Darum ist diese Gedicht entstanden.
Habt eine schöne Zeit,
Viele Grüße,
Arno


Der Bischof

Starr steht er da auf weißem Grund
Die Mütze spitz, sein Stab ganz rund
und schneckengleich
Verbunden mit dem Himmelsreich
Der Bischof sieht mich bärtig an
Weil er mehr nicht tun kann
Sagt nichts, tut nichts, optimal
Wird nie Papst, nie Kardinal
Entscheidet und er predigt nicht

Mit Bleistiftstrich ist er gemalt
In einem deutlich bess’ren Licht

Wie er da so vom Blatte strahlt
Ist er befreit von allem Schlechten

Im Gegensatz zu einem echten
Stellt der gemalte Glaubensmann
Zumindest keinen Unfug an