Abstieg
Er atmete so tief es ging
Die Natur um ihn herum
Die hier erstrahlte, wuchs und hing
Blühend, rund und bunt und krumm
Berührte ihn ganz ganz tief drin
Wenn es einst mal am schönsten ist
So ging ein alter Lebenssinn
Dann höre auf mit all dem Mist
Und der Moment er war gekommen
Einfach aufzuhören nun
So hatte er’s in sich vernommen
Schlüpfte drum aus seinen Schuhen
Stieg vom Rad, strahlte verzückt
Nutzte diese Lebenschance
Doch leider ward’s nur kurz geglückt
Dem Fahrer bei der Tour de France
Was folgte nennt man Massensturz
Sie fielen wie die Fliegen
Wenn man so will: sein Leid war kurz
Er fiel und blieb gleich liegen
Es hagelte viel Wutgeschrei
Doch er fand, wurde es ihm klar
Jetzt wo ihm alles einerlei
Ein Ende wo’s am schönsten war
Gedichte (201) – Danke
Danke
In diesem kleinen Raucherraum
Seit nun schon beinah sieben Jahren
Erfüllt sich mir ein kleiner Traum
Zuschauer, manchmal in Scharen
Manchmal in geringen Mengen
Die uns hier die Ohren leihen
Wo Worte sich in Köpfe drängen
Lesende flüstern und schreien
Ein Raucherraum ganz ohne Rauch
Dafür ein Plätzchen für Gedichte
Musik und Gesänge auch
Und selbst für manche Kurzgeschichte
Neuling, Stammgast, alte Hasen
Die sich hier die Ehre geben
So manche von all diesen Nasen
Kenn ich schon mein halbes Leben
Ihr sitzt da im Publikum
Wir eine Winzigkeit erhöht
Man schreibt sich gern die Finger krumm
Für den Moment wenn man hier steht
Ihr mit Wasser, Weinen, Bier
Die ihr zuhört, sitzt und lacht
Danke, dass ihr all das hier
Zweimonatlich uns möglich macht
Gedichte (191) – Pfauenfeindlichkeit
Pfauenfeindlichkeit
Hans-Peter ist fast schon ein Greis
Schuftet im Zoo wie jeder weiß
Als Tierpfleger so Tag für Tag
Ob’s regnet, ob die Sonne scheint
Wo er fast alle Tiere mag
Jedoch, er ist ein Pfauenfeind
Schön den Kopfschmuck auf dem Haupt
Diese elend eitlen Viecher
Das hübsche Kleidchen abgestaubt
Und immer schön weit hoch – der Riecher
Hans-Peter kann sie gar nicht leiden
Schon seit langem gibt’s da Streit
Und dass sie ihn auch tunlichst meiden
Das weiß er seit geraumer Zeit
Charakterschweine, selbstgerecht
Sind die Viecher außerdem
Von allertiefstem Herzen schlecht
Wer sowas sagt braucht sich nicht schäm‘
Gucken auch oft gar so finster
Wissen nicht wie gut sie’s haben
Als täte er ins Futter Ginster
Oder Exkrement vom Raben
Dabei ist alles bester Fraß
Sind halt einfach dumm im Herzen
Kein Pfau hier je was schlechtes aß
Sein Hass bringt ihm fast physisch Schmerzen
Er hat sich schon beim Chef beschwert
Die Pfauen zurück auf den Herd
Wo die nur auf ihr äußeres achten
Würd‘ er dann nach der Kruste trachten
Doch da er nie was böses tut
Lässt man Hans-Peter einfach reden
Seinen Job, den macht er gut
Ein Makel ziert ja schließlich jeden
Hans-Peter ist im Kopfe eben
Von etwas Irrsinn stets umgeben
Er gibt dem Nilpferd einen Kuss
Macht für heute langsam Schluss
Zieht die Tierpfleger-Jacke aus
Und hüpft schief singend dann nach Haus
Gedichte (188) – Origami
Hallo zusammen,
das folgende Gedicht war ein Themengedicht für den Dichtungsring vom April 2017.
Viele Grüße
Arno
Origami
Am Anfang war Papier
Das war schon lange hier
Ich war allein
Und da war Bier
Und da sie in meinem Leben
Sowieso zum Vorschein streben
Trank ich schnell vom Bier, dem kalten
Und begann mit falten
Falten ist und sind in meiner Welt
Auf Sieg und Vormarsch eingestellt
Wie vor langer Zeit nun schon
Der gute Herr Napoleon
So saß ich da, trank ein paar Bier
Und faltete Papier
Mit Rückenschmerz und müden Knochen
Übte ich Tage und Wochen
Ich war ein alter Falter
Mein Frust war ein geballter
Es wurd‘ gebastelt und geknickt
Mit der Zeit auch ganz geschickt
Ich schuf zunächst manches Banale
Tiere und Fingerskateboardrampen
Irgendwann dann eine ganze Steuerzentrale
Mit Schaltern und Lampen
Ich schaltete und waltete
Und faltete
Dann eine neue Wohnung, ein neues Bett
Ein Ofen, eine Pfanne, ein gutes Schweinskotelett
Alles ward gefaltet, schließlich gar ein Puter
Und ich sah, dass es gut war.
Gedichte (159) – Der Bischof
Hallo allerseits,
Matthias und ich bitten ja vor jedem Dichtungsring um ein Thema, um ein entsprechendes Gedicht dazu zu schreiben. Letztes Mal bekamen wir ein Bild von dem ich vermutete, dass es sich dabei um einen gemalten Bischof handelt. Darum ist diese Gedicht entstanden.
Habt eine schöne Zeit,
Viele Grüße,
Arno
Der Bischof
Starr steht er da auf weißem Grund
Die Mütze spitz, sein Stab ganz rund
und schneckengleich
Verbunden mit dem Himmelsreich
Der Bischof sieht mich bärtig an
Weil er mehr nicht tun kann
Sagt nichts, tut nichts, optimal
Wird nie Papst, nie Kardinal
Entscheidet und er predigt nicht
Mit Bleistiftstrich ist er gemalt
In einem deutlich bess’ren Licht
Wie er da so vom Blatte strahlt
Ist er befreit von allem Schlechten
Im Gegensatz zu einem echten
Stellt der gemalte Glaubensmann
Zumindest keinen Unfug an