Gedichte (181) – Was ich auch nich brauch

Was ich auch nicht brauch – Ein Gedicht für Amazon

Die Seite zeigt mir tolle Sachen
Filme, Spiele, Haushaltswaren
Hier kann man toll Geschäfte machen
Sich den Weg zum Laden sparen

Ich kauf mir einen neuen Herd
Kühlschrank und ne Waschmaschine
Nen Grill und dazu ne Gardine
Ganz ohne Schleppen – nicht verkehrt

Lauter tolle neue Dinge
Kann ich bald geliefert sehen
Weiteres durch den Shop gespringe
Um noch mehr Sachen zu erstehen

Ein kleiner Kasten zeigt mir an
Was der Webshop mir empfiehlt
Was ich sonst noch kaufen kann
Für mich gefunden – ganz gezielt

Empfehlungen, die sparen Stress
Für Edgar, Peter, Paul und Thorben
„Wer, was sie kauften, auch erworben
Kauft gerne auch noch folgendes“:

Zum Beispiel einen neuen Herd
Kühlschrank und ne Waschmaschine
Nen Grill und dazu ne Gardine
diese Empfehlung ist verkehrt

All das fehlt ja gerade nicht
Ich lasse die Gedanken streifen
Sie rasen fernab jeder Sicht
Über Möglichkeiten schweifen

So viel könnt so ein System
Im Alltag allen Menschen bringen
Für jede Lösung ein Problem
Wird ins Auge einem springen

Wer mit diesen Frauen schlief
Dem gefielen auch jene
Wer diese Süßigkeit gern aß
Der kaufte dann auch dritte Zähne

Wer nach „solcher“ Kleidung sucht
Mag auch das Buch von Sarrazin
Wer „Scheiß-Stuttgart 21“ flucht
Der hat auch Spaß in Berlin

Wer dieses Navi oft benutzt
Mag jene Autowerkstatt
Wer jeden Samstag Auto putzt
Schimpft gern auf dieses Merkblatt

Wer über dieses Volk hier hetzt
Schnüffelt gern jenen Kleber
Wer gerne den Billigschnaps da trinkt
Braucht diese Sorte Leber

Wer gerne diese Speise kochte
der reist gern in die Ferne

Und wer diesen Text hier mochte
der applaudierte gerne

Gedichte (179) – Im Wellness-Hotel

Im Wellness-Hotel

Endlich Urlaub, endlich Zeit
Wir sind bereit für Zweisamkeit
Die Kinder bei den Großmamas
Zeit für Pärchen-Freizeit-Spaß

Auf ins Hotel – Stress bleibt zuhaus
Wellness pur in Saus und Braus
Doch leider teilt man sich den Platz
Mit manch einem verwöhnten Fratz
Diese sind zwar schon erwachsen
Doch zu verwöhnt und machen Faxen:

Im Außenpool schwimmt eine Frau
Der Körper dick, die Haare grau
Bei jedem den sie sehen kann
Bringt sie ihre Klage an

„Letztes Jahr war der Pool wärmer
Das sind niemals dreißig Grad
Achtundzwanzig sind das höchstens“
Es ist ihr zu kalt fürs Bad

Die Anlage ist wunderschön
Und sie meckert wie ne Ziege
Gibt ihren Ärger zu verstehen
Bis ich langsam die Krise kriege

Ich schwimme leise hin zu ihr
Still und freundlich, froh und munter
Nette Blicke tauschen wir
Ich hab die Hand und tauch sie unter

Aber man macht’s nicht und ärgert sich dann
Denkt, sowas mach ich irgendwann
Bleibt wo man ist, ganz still und stumm
Und immer frag man sich: Warum?

Am Abend schick ins Restaurant
Da ruft ein Gast den Kellner ran
Was für ein schrecklicher Affront
Ob der dazu was sagen kann

Der Gast klagt über das Dessert
Das sei ja wirklich viel zu viel
Der meint das Ernst, erbost sich sehr
Meckert ohne Sinn und Stil

Vom Nachbartisch erheb ich mich
Den kleinen Löffel in der Hand
Der Gast ist gar nicht einsichtig
Meckert außer Rand und Band

Ich knie mich neben seinen Tisch
Klopf ihm beruhigend auf den Rücken
Fang mit dem Löffel eilig frisch
An, seinen Nachtisch zu verdrücken

Aber man macht’s nicht und ärgert sich dann
Denkt, sowas mach ich irgendwann
Bleibt wo man ist, ganz still und stumm
Und immer frag man sich: Warum?

Irgendwann ist es soweit
Es fehlt nur die Gelegenheit
Dann gibt es Frustausgleich zuhauf
Ich freue mich schon jetzt darauf

Gedichte (178) – Hackfleisch mit Zwiebel sind in der Form zumeist Igel

Hackfleisch und Zwiebel sind in der Form zumeist Igel
eine Kühlschrank-Ballade

Hackfleisch mit Zwiebel,
Da war doch mal was
Mir ist als hätt ich gar
relevantes verpasst

Irgendwas wollt ich kochen
Schon vor ein paar Wochen
Doch das vergaß ich
Und kochte und aß nich‘

Hatt‘ das Fleisch schon erworben
Ganz und gar unverdorben
Es im Kühlschrank verstaut
Und nicht mehr geschaut

War nicht sehr penibel
Hackfleisch und Zwiebel
Wuchsen empor
Ich denke es fror

Und so zog es sich dann
Einen Pelzmantel an
Schön gepunktet weiß-blau
Ist es schon eine Schau

Ich nehm’s mit der Zange
Statt dass ich’s selber anlange
Der Geruch ganz schön übel
Aber ab in den Kübel?

Wär ja auch schade drum
Deshalb die Atmung auf stumm
Und die Nase verschließen
Ganz schnell panieren, in die Pfanne Öl gießen

Dann schön in feinstem Fette baden
Ach guck, da sind auch noch zwei Maden
Schön ausführlich wird’s gebraten
Da sollt‘ man ruhig was länger warten

Jetzt auf den Teller ab damit
Das hält jeden Magen fit
Schön viel Ketchup muss noch sein
Und der Hunger treibt’s dann rein.

Gedichte (177) – Nie wieder Liebeskummer

Nie wieder Liebeskummer

Ich will nie wieder Liebeskummer spüren
Will mein Leben an deiner Seite führen
Will immer immer mehr mit dir erleben
Wir suchen und finden, wir nehmen, wir geben

Niemals wieder bin ich frisch verliebt
Und auch wenn das ein ganz klein wenig seltsam ist
Weiß ich, dass es nichts schöneres gibt
Als mit einem Mensch zu sein, den man tagaus tagein vermisst

Mit dem man alt und grau und faltig werden will
Kennt voneinander jeden Blick, jede Miene
Irgendwann zittern die Hände, stehen gar nicht mehr still
Braucht ständig Hilfe von Mensch oder Maschine

Ich weiß nicht, welchen Beruf ich in 20 Jahren habe
Vielleicht steh ich noch auf Bühnen, vielleicht bin ich lang schon still
Weiß nicht, was ich tue bis zur Rentenvergabe
Doch ich weiß, neben wem ich Tag für Tag erwachen will

Gedichte (176) – Mein Wintergedicht

Mein Wintergedicht

Im Fernseher ein Ofenbild
Das Feuer brennt darin
Ein Anblick der nicht sehr erfüllt
Ein Anblick ohne Sinn

Draußen fällt Schnee
Soweit ich da seh
Nur weiße Schwaden
Die die Außenwelt baden

Die Musik spielt in Moll
Das Essen macht mollig
Nachtisch ist toll
Und ich frage mich: Soll ich?

Oder verzichten
Das Stück zu vernichten
Hab schon bis jetzt
Genug Speck angesetzt
Um den Winter davon zu zehren
Keine Not das auch noch zu mehren

Doch was nützt mir der Sixpack
Wenn mir dabei nix schmeckt
Und die Portionen
Nur die Waage entlohnen

Also nicht weiter zaudern
Vor Kalorienziffern schaudern
Rein mit dem Stollen und der Schokolade
So viele Plätzchen, dass ich darin bade

Drehe ich später halt noch ein paar Runden
Ein Winterspaziergang, so sechs bis acht Stunden
Rede ich leise in mich hinein
Und schlaf wohl gesättigt
Vor dem Fernseher ein.

Gedichte (175) – Dessert

Dessert

Es war mir nicht bewusst
Der Kuchen war benusst
Das Gefühl nicht grad erhebend
Der Genuss war ausschlaggebend

Statt dass die Brust vor Stolz mir schwellt
Sie schnell in sich zusammenfällt
Die letzte Luft geschwind vergeht
Auf dem Grabe, ja da steht
Mit dem Meissel angebracht:

Na hätt er mal Diät gemacht

Gedichte (174) – Backe backe Kuchen 2.0

Backe backe Kuchen 2.0

Backe backe Kuchen
Oma kommt besuchen
Wer will ganz schnell Kuchen machen
Der muss haben sieben Sachen:

Jede Feier
braucht Milch und Eier
Für ein Rührgerät
Ist es nie zu spät
Nen Ofen auch
So ist’s Brauch
Ne Kuchenform
Nach der Norm
Eine Schüssel ohne Sprung
Und ne Backmischung

Alles schön zusammenkloppen
Geschmacklich nur noch schwer zu toppen
Schieb, schieb in den Ofen rein
Noch kurz warten, das wird fein

Gedichte (173) – Die Zahnpastadose

Die Zahnpastadose
frei nach Joachim Ringelnatz

Es war einmal eine Zahnpastadose
Die hatte sich Friedrich der Große
Selbst geschnitzelt aus Nussbaumholz
Und darauf war sie auch unheimlich stolz
Da kam ein Holzwurm gekrochen
Der hatte Nussbaum gerochen
Die Dose erzählte lang und breit
Von Friedrich des Großens Zahnunreinheit
Sie nannte den alten Fritz kariös
Da wurde der Holzwurm nervös
Und sagte, als er zu Bohren begann
Was gehen mich dem seine Zähne an
Doch die Dose verbot ihm zu essen
Sagte „es heißt nicht dem seine, nein, dessen“
Da trollte der Holzwurm sich geschwind
Dahin wo Hölzer nicht so zimperlich sind

Gedichte (172) – Die rechte Ecke

Die rechte Ecke

Sie rufen wieder und sie schreiben
Wer da kommt, der darf nicht bleiben
Sie zündeln in Wort und Tat
Gegen Verstand, Flüchtling und Staat

All das passiert nicht irgendwo
Es passiert hier
Und ich schäme mich so

Schäme mich, dass ich nichts unternehme
Schäme mich, dass es solche Leute gibt
Denen ihr furchtbares Denken
Heutzutage nicht mehr genügt

Und sie rufen auf zu Taten
und sie rufen auf zu Gewalt
Wollen nicht schweigen, nicht denken und warten
Sie kommen in jeder Gestalt
Als Nachbar, als Freund, als irgendwer
Reden und reden und denken nicht mehr
Sie kommen in jung und in alt

All das passiert nicht irgendwo
Es passiert hier
Und ich schäme mich so

Nie zuvor in meinem Leben
Hätte ich das je gedacht
Es würd hier sowas wieder geben
Hätt abgewunken und gelacht

Fremdenhass, in solchen Maßen
In deutschen Städten, deutschen Straßen
Das gibt‘s hier nicht in diesen Tagen
Wie von einem anderen Stern
Selbst Rostock-Lichtenhagen
Schien immer viele Jahre fern

Jetzt seh ich die Bilder und lese die Worte
Seh die Dummheit marschieren durch allerlei Orte

Sie kommen in jeder Gestalt
Als Nachbar, als Freund, als irgendwer
Sie kommen in jung und in alt
Und reden und reden und denken nicht mehr

Drum schweigt nicht, wenn das Gerede ertönt
Auch wenn es Momente nicht gerade verschönt
Redet dagegen, redet bestimmt
Damit Rechte nicht denken, dass sie rechtens sind

Redet dagegen, jedoch mit Niveau:
Ich sehe das nicht so
Ich sehe das nicht so
Ich sehe das nicht so

Egal wer da spricht, ob Jacke, ob Zwirn
Lasst sie nicht reden, in all ihrer Wut
Vielleicht findet manch einer dann wieder sein Hirn
Oder den Anstand, schon das wäre gut