Gedichte (192) – Der traurigste Superheld der Welt

Der traurigste Superheld der Welt

Jochen ist ein Superheld
Und doch ist er sehr traurig
Er ist sehr stark und hat viel Geld
Von Paderborn bis Aurich

Keiner ist so stark wie er
Und er kann auch noch fliegen
Ist Stahl auch noch so dick und schwer
Er kann ihn verbiegen

Doch Jochen schläft viel, tut nur wenig
Lässt Hilferufe oft verhallen
Mancher wünscht ihn gar zum König
Er will nicht mal die Fäuste ballen

Er kommt kaum noch aus dem Bett
Hat keine Freude mehr am Job
An Ehrung oder Staatsbankett
Gibt’s dafür Gründe? Na, und ob!

Weit und breit gibt’s keine Schurken
Niemand kann sich mit ihm messen
Nix wie im Film, alles nur Gurken
Die ihn nicht die Bohne stressen

Ob Mafioso, Taschendieb
Wen er will, den fängt er gleich
Macht sie platt mit einem Hieb
Nicht gerade spannungsreich

Was soll er sich die Mühe machen?
Er kann ja doch nur Fliegen fangen
Ein paar Mal leicht heroisch lachen
Während sie in den Knast gelangen

Es ist doch alles purer Hohn
Sein dummes Dasein hier auf Erden
Länger grübelt er jetzt schon
Ein Superschurke selbst zu werden

Gedichte (191) – Pfauenfeindlichkeit

Pfauenfeindlichkeit

Hans-Peter ist fast schon ein Greis
Schuftet im Zoo wie jeder weiß
Als Tierpfleger so Tag für Tag
Ob’s regnet, ob die Sonne scheint
Wo er fast alle Tiere mag
Jedoch, er ist ein Pfauenfeind

Schön den Kopfschmuck auf dem Haupt
Diese elend eitlen Viecher
Das hübsche Kleidchen abgestaubt
Und immer schön weit hoch – der Riecher

Hans-Peter kann sie gar nicht leiden
Schon seit langem gibt’s da Streit
Und dass sie ihn auch tunlichst meiden
Das weiß er seit geraumer Zeit

Charakterschweine, selbstgerecht
Sind die Viecher außerdem
Von allertiefstem Herzen schlecht
Wer sowas sagt braucht sich nicht schäm‘

Gucken auch oft gar so finster
Wissen nicht wie gut sie’s haben
Als täte er ins Futter Ginster
Oder Exkrement vom Raben

Dabei ist alles bester Fraß
Sind halt einfach dumm im Herzen
Kein Pfau hier je was schlechtes aß
Sein Hass bringt ihm fast physisch Schmerzen

Er hat sich schon beim Chef beschwert
Die Pfauen zurück auf den Herd
Wo die nur auf ihr äußeres achten
Würd‘ er dann nach der Kruste trachten

Doch da er nie was böses tut
Lässt man Hans-Peter einfach reden
Seinen Job, den macht er gut
Ein Makel ziert ja schließlich jeden

Hans-Peter ist im Kopfe eben
Von etwas Irrsinn stets umgeben
Er gibt dem Nilpferd einen Kuss
Macht für heute langsam Schluss
Zieht die Tierpfleger-Jacke aus
Und hüpft schief singend dann nach Haus

Gedichte (190) – Links sein – nichts tun

Links sein – nichts tun

Politisch bin ich lange schon
In Worten, in Gedanken
Manchmal auch im Einkaufswagen
Doch danach folgen Schranken

Hab lange nicht mehr demonstriert
Politisch nichts gerissen
Nirgendwo je kandidiert
Und ein schlechtes Gewissen

Ich bin links und sag es auch
Doch ändern wird das nichts
Der Zwiespalt wird verarbeitet
In Form eines Gedichts

Das Gewissen wird gefüttert
Faulheit siegt, die Taten ruhen
Ich komme mir politisch vor
Und muss dabei nichts tun

Gedichte (189) – Nahrungsmitteldichterei

Nahrungsmitteldichterei

Es war ein Montag, nicht mein Tag
Ein Tag wie ich ihn gar nicht mag
Viel zu tun und wenig Muße
Ich brauch auf, wie stets zu Fuße
Gurkte einfach so herum
Fühlte mich unnütz und dumm
Alles Käse, mir doch Wurst
Ich spürte in mir einen Durst
Und eierte zum Edeka
Hunger war kein bisschen da
Wollt‘ keine Feinkost von der Küste
Keine fleischlichen Gelüste
Kein Interesse an Melonen
Nur etwas Orangenhaut
Hab ich ganz kurz angeschaut

Ich verließ den Supermarkt
Frag mich wer hier so blöd parkt
Hat wohl Tomaten auf den Augen
Fahrkünste die zum Laufen taugen
Von Feingefühl nicht mal ein Hauch
Was ist das denn für ein Lauch
Er hörte das, nannte mich Streber
Die beleidigte Wurst von der Leber
Was ich da sage sei nur Quark
Ich wünscht‘ ihm einen guten Tag

Weiter ging ich unbeschwert
Am Parkplatz äpfelte ein Pferd
Die Äpfel warm und heiß begehrt
Bei den lokalen Fetischisten
Die sich gern und nicht vor Lachen bepissten

Abgelenkt fiel ich aufs Knie
Es zwiebelte so fies wie nie
Aus meinem Rucksack tropfte Sahne
Doch auch das war mir Banane

Gedichte (188) – Origami

Hallo zusammen,

das folgende Gedicht war ein Themengedicht für den Dichtungsring vom April 2017.

Viele Grüße
Arno


Origami

Am Anfang war Papier
Das war schon lange hier
Ich war allein
Und da war Bier

Und da sie in meinem Leben
Sowieso zum Vorschein streben
Trank ich schnell vom Bier, dem kalten
Und begann mit falten

Falten ist und sind in meiner Welt
Auf Sieg und Vormarsch eingestellt
Wie vor langer Zeit nun schon
Der gute Herr Napoleon

So saß ich da, trank ein paar Bier
Und faltete Papier
Mit Rückenschmerz und müden Knochen
Übte ich Tage und Wochen
Ich war ein alter Falter
Mein Frust war ein geballter

Es wurd‘ gebastelt und geknickt
Mit der Zeit auch ganz geschickt

Ich schuf zunächst manches Banale
Tiere und Fingerskateboardrampen
Irgendwann dann eine ganze Steuerzentrale
Mit Schaltern und Lampen
Ich schaltete und waltete
Und faltete

Dann eine neue Wohnung, ein neues Bett
Ein Ofen, eine Pfanne, ein gutes Schweinskotelett
Alles ward gefaltet, schließlich gar ein Puter
Und ich sah, dass es gut war.

Gedichte (187) – Kinderliederquälerei

Kinderliederquälerei

Kinderlieder klingen wieder
Die von früher ich noch kenne
Das Kind hört sie in Dauerschleife
Statt dass ich die Flucht ergreife
Träum‘ ich, mein Trommelfell verbrenne

Doch anders als in Kindertagen
Kommt manch Gedanke, manche Fragen
Es dreht sich fix der Plattenteller
Ging manch ein Text nicht aktueller?

Weiß weiß weiß sind alle meine Kleider, weiß weiß weiß ist alles was ich hab.
Darum lieb ich alles was so weiß ist, weil mein Schatz ein Zahnarzt ist

Wer will fleissige Handwerker sehen? Der muss zu uns Kindern gehen.
Klein und fein, Klein und fein. Das iPhone wird bald fertig sein.

Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannnt
Er setzt seine Felder und Wiesen in Brand
Die Versicherungssumme begeistert ihn sehr
Mit ehrlicher Arbeit läuft es nicht mehr

Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald
Es war so finster und auch so bitter kalt
Gretel nahm ihr Smartphone – GPS hilft weit
Seitdem verlaufen die beiden sich zu keiner Tageszeit

Der Kuckuck und der Esel die hatten einen Streit, wer wohl am besten sänge, wer wohl am besten sänge
Dann planten die beiden und waren wieder froh
Sie gingen gemeinsam in eine Castingshow

Kommt ein Vogel geflogen, setzt sich nieder auf mein Fuß, hat weiße Kleckse hinterlassen, von ihm selbst kam der Gruß

Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir
Da oben leuchten die Sterne, hier unten brennen wir
Das Licht tret aus, ich will nach Haus
Rabimmel, rabammel, rabumm
Die Feuerwehr kommt auch gleich her
Rabimmel, rabammel, rabumm

Es regnet, es regnet, der Regen der stresst
Und wenn’s genug geregnet hat dann bin ich stets durchnässt

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach
Bei Tag und bei Nacht war der Müller stets wach
Doch sowas schadet ja dem Körper gar sehr
Einen Schlaganfall später, da mahlt er nicht mehr

Drei Chinesen mit dem Kontrabass,
Saßen auf der Straße und erzählten sich was. Warum kommt da die Polizei und fragt ‚Was ist das?‘
Bei drei Chinesen mit nem Kontrabass
Weil sie auf der Straße sitzen, bei Wetter und Wind, oder weil’s Chinesen sind?

Und so erneuer ich altes,
Leis in meinem Kopf
Die Lied hat ein Ende
Blieb es dabei,

Ach wie toll ich das fände
Kleiner Finger drückt Knopf
Die CD fängt von vorn an

Ach, ich armer Tropf.

Gedichte (186) – Adventskreischen

Adventskreischen

Zwackelmann ist grün und klein
Gelangweilt und völlig allein
Die Eltern, die sind schwer beschäftigt
Was Langeweile mehr bekräftigt

Im Raumschiff fliegt er mit Gebrumm
Auf der Erde stets herum
Es ist winterkalt und schneit
Unspannende Weihnachtszeit

Was soll er tun? Nix steht zur Wahl
Die Felder, die sind völlig kahl
Wo er so gern Kornkreise schafft
Mit seines blauen Lasers Kraft

Doch da kommt ihm die Idee
Auf den Feldern liegt doch Schnee
Laserhitze die gefällt
Brennt in das gefror’ne Feld

Adventskreischen schön groß und rund
Sie leuchten auch noch kunterbunt
Zwackelmann muss dolle lachen
Die Menschen werden Augen machen

Gedichte (185) – Der goldene Trainingsplan

Der goldene Trainingsplan

Was ich euch heut will präsentieren
Ist schon jetzt ein Welterfolg
Revolution für das Trainieren
Sei dieses Glück auch Ihnen hold

Brillieren Sie wie nie zuvor
In dieser neuen Disziplin
Der Titel geht ganz leicht ins Ohr
Überall schon hört man ihn
In ungezählten Städten:
Unfit mit Geräten

Man braucht Willenskraft und Zeit
Auch das Equipment muss hier stimmen
Vor Ihnen stehen nun aufgereiht:
Ein kleiner Kühlschrank, kalt von innen

Eine Fritteuse – vorgeheizt
Entsprechendes Füllmaterial
Und was Sie eben sonst noch reizt
Auch Popcorn passt phänomenal

Zum Trainig fix aufs Sofa legen
Und den Fernseher angestellt
Von jetzt an nicht unnütz bewegen
Da der Erfolg sonst schnell verfällt

Jetzt Pommes, Nuggets – ins Öl rein
Und frisch frittiert runtergeschlungen
Mit der Portion nicht kleinlich sein
Nun zwanzig Wiederholungen

Beim Sport ist genug trinken wichtig
Schluck für Schluck oder auf Ex
Augustiner oder Beck’s
Wie’s gefällt, so ist es richtig

Kleidung bloß nicht unterschätzen
Wenn Sie sich im feinen Zwirn
Gut gestylt aufs Sofa setzen
Erzeugt das Schranken im Gehirn

Drum die Sofahose an
In der man gut trainieren kann
Völlig frei von jeder Mode
Unzählige vertrauen schon heut
Unserer Trainings-Methode
Da wird Mühe nicht gescheut
Setzt ungeahnte Kräfte frei
Nur dünner wird man nicht dabei

 

Gedichte (184) – Erlebnisgastronomie

Erlebnisgastronomie

Willkommen hier im Restaurant
Hoffentlich gefällt es ihnen
Mein Name ist Monsieur Alain
Ich seh es schon an ihren Mienen

Sie sind bereit was zu erleben
Nie mehr voll Langeweile speisen
Sich der Gefahr von Leid hingeben
Ich werde sie nun unterweisen

Dort drüben vor dem ersten Raum
Da gibt es Pfeil und Bogen
Manch Vogel holt man drin vom Baum
Auch Schweine trifft man – ungelogen

Wer lieber schneller will zum Ziel
Kann eine Flinte nehmen
Zur Auswahl gibt es hier sehr viel
Da muss man sich nicht schämen

Manche Tiere sind recht groß
Und durchaus auch gefährlich
Manch eine Hand ist man schnell los
Das sage ich ganz ehrlich

Wir bitten drum zur Sicherheit
Hier einzeln einzutreten
Nehmen sie sich alle Zeit
Im Notfall auch zu beten

Im zweiten Raum hier drüben
Sind viele Seen und Teiche
Hier kann man Angeln üben
Im Schatten einer Eiche

Auch Harpunen stehen dort
Für die ganz großen Tierchen
Da gibt es Spiel und Spaß und Sport
Dazu gern auch ein Bierchen

Und wem’s vor lauter Hungrigkeit
Die Mundwinkel schon jetzt verzieht
Für den steht dort auch was bereit
Stangenweise Dynamit

Bei uns hat man die Qual der Wahl
Doch seien sie auf der Hut
Sonst wird es schnell zu echter Qual
Dagegen hilft bei uns nur Mut

In den Räumen drei und vier
Gibt es Gurken und Salat
Kartoffelbuddeln kann man hier
Doch achten sie gut auf den Draht

Manch einer ist mit Strom durchsetzt
Und Stacheln gibt’s natürlich auch
Da wird man allzu leicht verletzt
Man zieht ihn besser ein, den Bauch

Die Zubereitung ist dort drüben
Da gibt es Messer, Sägen, Zangen
Wer’s noch nicht kann, der muss es üben
Mit den Tieren was anzufangen

Aus Rind mach Steak
Aus Dorsch Filet
Natürlich klingt das erstmal schräg
Als Beschäftigungsidee

Danach essen Sie ohne Eile
Haben Sie sich auch verdient
Der Speisesaal ist mittlerweile
Auch überhaupt nicht mehr vermint

Wer bei uns speist weiß was er isst
Und kennt die Zubereitung
„Man übt sich hier in Kraft und List“
So steht es in der Zeitung

Auch als Diät ist’s wunderbar
Das darf man nicht vergessen
Manch einer war schon dreimal da
Und hat noch nichts gegessen

Gedichte (182) – Autofahrt

Autofahrt

Willst du einen anderen Menschen
Von tiefstem Herzen kennenlernen
Schauen was wirklich in ihm steckt
Verstehen bis zu den tiefsten Kernen
Ob Mr.Hyde wohl in ihm schlummert
Den man besser niemals weckt
Aggression, ganz unbemerkt
Und von Manieren gut verdeckt

Kannst du natürlich mit ihm trinken
gemeinsam lange Urlaub machen
oder im Drogenrausch versinken
um das Feuer zu entfachen

Doch der beste Weg zum Offenlegen
Zu entblößtem menschlichen Gebahren
Mit einem anderen Menschen ist und bleibt,
gemeinsam Auto fahren

Die friedliebensten Menschen
Werden da plötzlich zum Tier
Sie schreien, fluchen, fuchteln rum
Ohne einen Hauch Manier

In Dörfern, auf der Autobahn
Überall gibt’s Grund zu schreien
Niemand hier kann richtig fahren
Die sollen sich alle selbst kasteien
Die Stimme jetzt schon völlig heiser
Nervöses Augenliderzucken
Mittelfinger aus dem Fenster
Und dazu noch böse gucken

Doch nicht alle werden zu Tieren
Und sollte all das nicht passieren
Der Mensch da auf dem Fahrersitz
Nicht die Contenance verlieren

Möchtest du ganz sicher sein
Willst du echt noch mehr
Für Fortgeschrittene gibt es
Dann noch den Stadtverkehr