Gedichte (200) – Ewige Rast

Ewige Rast

Ich rastete im Restaurant
Bestellte hungrig ohne Maß
Die Laune gut, so frisch der Teint
Da kam mein Essen und ich aß

Ließ auf der Zunge es vergehen
Dieser Moment war wunderschön
Hab Pause nur ganz kurz gemacht
Wie gut es aussah, wie es roch
Und ganz Goethe-like gedacht
Oh, Augenblick verweile doch

Ach, komm schon, bitte bleib doch hier
Und er blieb in der Tat bei mir
War auf’s pausieren jetzt gedrillt
Was ich dabei nicht bedacht
Das nicht in jedem Falle gilt
Das Wiederholung glücklich macht

Das beste Restaurantgericht
Schmeckt täglich dreimal leider nicht
Seitdem bleibt dieser Tag bei mir
Und täglich grüßt das Murmeltier

Mal um Mal wird aufgetischt
Der Teller voll, das Bierchen zischt
Tag für Tag und Nacht für Nacht
Da bin ich plötzlich aufgewacht

War kurz zum Freudenschrei bereit
Da sagt der Ober mir Bescheid
Es wär jetzt wieder Essenszeit.

Gedichte (199) – Gedicht für Jägermeister

Gedicht für Jägermeister

Du doofes olles Mistgetränk
Immer wirst du eingeschenkt
Ist es wirklich schon zu spät
Wer hat an der Uhr gedreht?

Ich bin betrunken, jemand fragt
Am nächsten Tag, der Schädel plagt
Vom fiesen Kräuterschnapsverzehr
Mein Magen gibt den Inhalt her

Und ich leide Stund um Stunden
Die Speiseröhre schwer geschunden
Und bereue jedes Mal
In meiner Jägermeisterqual

Nie ist es mir gut ergangen
Wenn dieser Schnaps hat mich gefangen
Denn ich trink ihn immer dann
Wenn ich nicht mehr klar denken kann

Was gibt es gutes noch zu sagen
Will zum Abschluss ich mich fragen:

Ist der Schnaps mir auch ein Graus
Das Logo sieht schon sehr cool aus.

Gedichte (198) – Wie es mir geht

Wie es mir geht

Du hast gefragt wie es mir geht
Wolltest hör’n wie’s um mich steht
Und ich, ich sprach von meinem Leben
Wie sich Schicksale verweben
Und wie es mir zuletzt erging
In welchem Netz ich mich verfing
Wie ich an den Gleisen stand
Und wünschte mir so sehr zu springen
Wie ich Kraft zum Umdrehen fand
Jedoch in dunklen Stunden ringen
Erinnerungen, Schmerzen, Bilder
In meinem Kopf ein trübes Meer
Dort treiben Ängste immer wilder
So riesengroß und zentnerschwer

Du hast gefragt wie es mir geht
Was jetzt dir im Gesicht da steht
Zeigt dein Bedürfnis dich zu trollen

Du hattest doch nur nett sein wollen

Gedichte (197) – Der fehlerhafte Vorwurf der Verweigerung der täglichen morgendlichen Einstiegsmahlzeit

Der fehlerhafte Vorwurf der Verweigerung der täglichen morgendlichen Einstiegsmahlzeit

Der Vorwurf war ein Ungetüm
Ich wurde und zwar ungestüm
Der Frühstückensverweigerung
bezichtigt
Ohne Übersteigerung
Wird das hiermit berichtigt

Die Beschwerde war zum Sachverhalt
Und formuliert gar dergestalt
Dass ich zu früh zu Mittag esse
Weil ich das frühstücken vergesse
Oder diese Mahlzeit gar
Verweigere ganz sonderbar

Das stimmt allerdings schlicht
und ergreifend nicht

Ja es ist wahr, was ich beschreibe
Was morgens ich mir einverleibe
Ist zumeist ganz nach der Norm
Von allerfeinster Apfelform

Just weil es halt ein Apfel ist
Was mein Mund da isst und frisst
Mehr wird dabei nun zumeist
In der Tat auch nicht verspeist

Und es ist auch wirklich wahr
Mittags ist mein Hunger klar
Sehr früh schon mehr als deutlich da
Gigantisch, stark und wahrnehmbar

Doch trotzdem sorgt mir dieser Schluss
Den man da an den Kopf mir warf
Vom Apfel auf Essensbedarf
Für echten ehrlichen Verdruss

Denn wer mich kennt der weiß hinlänglich
Mein Hunger, der ist überschwänglich
Und das, das weiß man weit und breit
Schlicht zu jeder Tageszeit

Das Loch kann auch kein Apfel stopfen
Kein Knödel aus leckeren Topfen
Nicht mal ein ganzes großes Gnu
Hätte da das Zeug dazu

Das Frühstück halt ich minimal
Weil’s an Diät die kleinste Qual
Für den verfress’nen Körper ist

Um Dicklichkeiten zu vermeiden
Die würden mir nur Frust bereiten
Dann würd‘ noch mehr aus Frust ich essen
Meine Figur würde das stressen

Doch sei die Moral von der Geschicht
Zum Schluss für das Nahrungsgedicht
(An Wortwitz dabei nicht gespart)

Nochmal kurz auf den Punkt gegart:

Von Essen aller Art und Menge
Sei’s einzeln oder ein Gedränge
Bleibt leider und ganz unerhört
Mein Hunger stetig ungestört

Rezension: Lautstärke ist weiblich

Hallo zusammen,

ich durfte für Slammin‘ Poetry die Anthologie „Lautstärke ist weiblich“ mit Texten von Slam-Poetinnen rezensieren. Ich kann sie sehr empfehlen. Es sind unglaublich viele verschiedene Texte darin, was sehr angenehm und spannend zu lesen war, nur das Zusammenfassen für die Rezension war durch diese Vielfalt eine Herausforderung.

Eines meiner Lieblingszitate ist dabei das Folgende:

„Der Versuch, alle Facebook-Status-Update zu lesen, ist
Wie einen Wasserhahn leer zu trinken“
Mona Harry

Die Rezension findet ihr unter: http://www.slammin-poetry.de/magazin/releases-clara-nielsen-nora-gomringer-hrsg-lautst-rke-ist-weiblich

Viele Grüße
Arno

Poetry Slam Adlershof

Hallo zusammen,

hinter dem folgenden Bild

http://meinhardt-medien.de/7-poetry-slam-adlershof-mit-felix-roemer-am-30-november/

findet ihr eine Zusammenfassung des Slams in Adlershof im November. Es war insgesamt das dritte Mal, dass ich in Adlershof dabei war und es macht jedes Mal wieder Spaß. Es moderiert der von mir hochgeschätzte Felix Römer und ich durfte zum wiederholten Male mit Wolf Hogekamp und zum ersten Mal mit Fee, Aron Boks und Vux auftreten. War ein schöner Abend.

Viele Grüße und euch eine schöne Adventszeit

Arno

Gedichte (196) – Ich wäre gern ein Teenager

Ich wäre gern ein Teenager

Ich würd so gern Teenager sein
Nicht im Anfangsstadium
Die Haut nicht sauber oder rein
Der Mund vor Stimmbruchsorgen stumm

Gemeint ist die Teeniefraktion
Mit Erwachsenenattitüde
Etwas vorgereift nun schon
So weise und im Ton gern rüde

Man lernt danach vom Leben mehr
Wird irgendwie erwachsener
Und weiß dann auch vor allen Dingen
Mit welchen Sorgen die so ringen

Die Sicherheit schwindet dem Wissen
Um die vielen Möglichkeiten
Es schrumpft manch inneres Ruhekissen
Ob Steuern, Kosten, Arbeitszeiten

Entscheidungen werden getroffen
Den Weg such ich mir heute selber aus
Das er begehbar ist bleibt dabei nur zu hoffen
Etwas lerne ich ganz zweifelsohne draus

Ich schlug mir aus dem Kopf so manche Faxen
Die Jugensünden sind vergessen und verziehen
So gerne wär ich irgendwann mal so erwachsen
Wie ich mir damals mit sechzehn schien.

Gedichte (195) – Ein Bösewicht-Gedicht

Ein Bösewicht-Gedicht

Igor war ein Bösewicht
Nur zufrieden war er nicht
Haderte mit seinem Job
Den Arbeitszeiten – na und ob!
Vandalismus, Räuberei
Erpressung oder Prügelei
Selbst das Werfen eines Steins
Böses tun – das war nicht seins
Nicht alleine, nicht im Team
Sein alter Vater sprach zu ihm:
Bösewichte hat es eben
In unseren Ahnen stets gegeben
Dein Papa, Onkel, Opa – schlicht
Jeder war ein Bösewicht
Doch das reichte Igor nicht

Das Argument verblasste schnell
Ihm fehlte intellektuell
Ein Grund für seine Profession
Klar, profitabel war es schon
Doch glücklich würde er nicht werden
Als Bösewicht auf dieser Erden
Grund sein, solch grausamen Leids
Hatte für ihn keinen Reiz

Er wollte nicht töten
Nur in der Sonne erröten
Niemals je in Herzen stechen
Dafür lieber auf Kuchenblechen
Wollte niemanden entführen
Lieber Hefeteig verrühren
Keine Gelder mehr waschen
Lieber backen und naschen

Und so besann Igor sich
Sprach: ‚Ich mache das nicht‘
Rief es heraus, stoppte das Morden
Und so ist ohne Graus
aus ihm ein Liebewicht geworden

Ein Bäcker, lieb, freundlich und weise
Das einzig‘ böse bei ihm sind die saftigen Preise

Gedichte (194) – In Fliegendingen

In Fliegendingen

Eine alte und höchst philosophische Fliege
Speiste am Abend beim Hundehaufen
Sie fragte sich: „Wie wird mein Ende verlaufen?“
Neben ihr eine andere aus der Fliegenriege

Die philosophische Fliege gebot
Der anderen innezuhalten und fragte
Als ihre innere Stärke verzagte
„Gibt es ein Leben nach dem Kot?“

Die andere hatte den Rüssel voll Dreck
Gestört im leckersten Abendmahl
Sie blickte nicht auf, flog nur kopfschüttelnd weg
Nicht interessiert am eigenen Verfall
Suchte zum essen nen anderen Fleck
Besseres als DEN Kot fand sie überall

Gedichte (193) – der schleichende Verfall

Der schleichende Verfall

Der Verfall kommt angeschlichen
Gewaltig faltig, die Jugend verblichen
Der Anblick stellt mir doch die Frage:
Warum schleicht er dieser Tage?
Hat er etwas zu verbergen?
Bringt er mit sich fiese Schergen?
Hat den Fall ja schon im Namen
Wird er tief und voller Dramen?

Versuchen wir uns zu besinnen
Wollen positives abgewinnen:

Etwas mehr Falten im Gesicht
Schaden mir vermutlich nicht
Und die lachfaltige Sorte
Verziert sogar manch glatte Orte

Lässt die Sehkraft dann bald nach
Sieht man auch das Ungemach
Anderer Falten nur unscharf und matt
Dadurch wirkt es wieder glatt

Dass ich jetzt kaum noch Bier vertrag
Macht günstiger manch Feiertag
Was da alles an Geld gespart
Wird fürs Alter aufbewahrt

Die Rückenschmerzen, Zipperlein
sind für meinen Arzt sehr fein
Von irgendwas muss der auch leben
So ist das wenn man altert eben

Wenn man ehrlich ist – Verfall
Gibt es schließlich überall
Das Kolosseum freute heute ohne
Einsturz niemanden die Bohne
Und wäre das Türmchen in Pisa nicht schief
Gäb es da keinen Touristentarif

Und falls dieser Text euch so gar nicht erfreut
Tut so als schwinde eure Hörfähigkeit