Gedichte (143) – Jobsuche

Jobsuche

Es scheint so langsam ernst zu werden
Bekannte, Freunde, ganze Herden
Vollenden nun ihr Studium
Sie sorgen sich nun schwer darum

Wie soll es nur weitergehen?
Was ist am Horizont zu sehen?

Manche haben Zeug studiert
Für das gar kein Job existiert

Wie soll es nur weitergehen?
Wohin soll der Wind sich drehen?

Ob Praktikum, Job, Taxifahren
Sie bewerben sich in Scharen
Um das Richtige zu finden
Berufsanfangs-gemäßes Schinden

Bei manchem ist die Aussicht trist
Ich seh entspannt von fern das Treiben
Auch wenn mein Studium fertig ist
Darf ich noch an der Uni bleiben

Jack Rodman – der ganzen Wahrheit erster Teil (4)

Hallo zusammen,

beim letzten Dichtungsring habe ich der Gedichtfassung meines Romans „Jack Rodman – die ganze Wahrheit“ ein wenig vorgegriffen, weil ich gerne ein Mini-Live-Hörspiel mit verteilten Rollen machen wollte. Das haben wir dann auch gemacht. Da dafür eine passende Szene nötig war, bin ich in der Handlung ein wenig gesprungen und nenne diesen Teil jetzt mal Teil 4. Teil 3 wird insofern dann beim nächsten Mal nachgereicht.

Habt eine schöne Zeit,

Arno / Larry

Jack Rodman – (4)

Der nächste Tag und früher Morgen
Sven fährt los zur Arbeitsstelle
Ohne Kummer, ohne Sorgen
Dafür mit stolzem Brustgeschwelle

Schließlich darf jetzt Chef er sein
Zumindest erstmal temporär
Er biegt auf seinen Parkplatz ein
Freut sich seines Lebens sehr

Da bemerkt er Polizisten
Zwei an der Zahl, mit ernstem Blick
Ja mit ganz schön angepissten
Mienen blicken sie zurück

Der eine sagt „Ich heiße Schneider
Und Brinck heißt mein Kollege dort“
Die Blicke stimmen Sven nicht heiter
Er stellt sich vor, sie fahren fort

„Wo ist denn ihr Chef geblieben?“
Fragt ihn Schneider streitbereit
Sven entgegnet ganz entschieden
Er vertrete ihn derzeit

Solang in Griechenland er sei
Die Herren wechseln einen Blick
Und Brinck sagt ehrlich und ganz frei
„Tja, der kommt nicht mehr zurück“

„Geld veruntreut hat der Mann“
Und Sven antwortet schockiert „So so,
Weiß nicht was ich da tun kann“
Sie gehen gemeinsam ins Büro

Klar ist der Chef nicht zu erreichen
Sven hat sich in ihm verschätzt
Geht nicht ans Handy und dergleichen
Sven ist vollkommen entsetzt

Die Polizisten ziehen von dannen
Der Firmenboss ruft an und spricht
Er sagt „Erzählen sie’s allen Mannen
Wir machen die Filiale dicht!“

Auf dem Nachhausweg ist die Laune
Alles andere als famos
Sven fühlt sich wie ne Trockenpflaume
Seinen Job, den ist er los

Was wird bloß seine Freundin sagen,
Die grad eh recht zickig ist
Wenn er versucht sein Leid zu klagen
„Ach, das ist doch alles Mist.“

Er beschließt ihr was zu kochen
Will sie gern versöhnlich stimmen
Tintenfisch und Stachelrochen?
„Nee, Pasta reicht“, denkt er von Sinnen

Er fürchtet sich so vor dem Streit
Der Tag verwirrt ihn immer noch
Beim Kochen fehlt ne Winzigkeit
Vom Rezept – wie ging das noch?

„Ich werf schnell ihren Laptop an,
Der hier in der Küche steht“
Er denkt er darf da schon mal dran
„Ich schau auch, dass es ganz schnell geht“

Prompt kommt eine E-Mail an
Der Mund, der bleibt Sven offen stehen
Sie kommt von einem fremden Mann
Auf einem Bild ist da zu sehen

Wie seine Freundin fremd verkehrt
Entsetzen ihm das Bild beschert
Und Sven entfährt es da ganz schlicht
„Also so geht das ja nicht.“

Völlig entsetzt starrt er darauf
Das Unheil nimmt prompt seinen Lauf.

Dies und das…

Einen wunderschönen guten Abend zusammen,

es gibt nicht viel neues zu berichten, aber ein paar schöne Kleinigkeiten. Ich überarbeite im Augenblick meinen zweiten Roman und hoffe ihn in den nächsten Monaten abgeben zu können. Die Rubrik Referenzen meiner Homepage habe ich um Details zu „Hinter verschlossenen Türen“ erweitert und die Termine aktualisiert. Im Sommer gibt es ein paar Auftritte auf der Dachterrasse des CVJM in Schöneberg zu denen bald weitere Details folgen.
Ansonsten ist am 08.04. der nächste Dichtungsring im Laika. Wie immer würde ich mich sehr über euer kommen freuen.

Habt eine schöne Zeit bis dahin,
Arno

Jack Rodman – der ganzen Wahrheit erster Teil (2)

Hallo zusammen,

hier ein weiterer Teil meines Versuchs, aus meinem ersten Roman „Jack Rodman – die ganze Wahrheit“ ein Gedicht zu basteln.
Viel Vergnügen damit!

Liebe Grüße,
Arno


Jack Rodman – (2)
Schnell angezogen, frisch gemacht
Zum Auto raus in aller Eile
Betrachtet rundherum die Pracht
Ein Augenblick, der kurz verweile
Keine Ghettoblaster röhren
Keine Nachbarn die hier feiern
Keine Übermuttis stören
Keine Betrunkenen die rheiern
So lange lebt er nun schon hier
Seit seiner Eltern Unfalltod
Sie hinterließen ihn schockiert
Doch ohne finanzielle Not
Er kehrt ins hier und jetzt zurück
Fährt los zur Arbeit eiliig
Auch wenn die Stimmung tief bedrückt
Pünktlichkeit, die ist ihm heilig
Im Autoradio erklingt
Musik, die er geschrieben
Er hört wie seine Stimme singt
Erfolg ist leider ausgeblieben
So spielt und singt er nur für sich
Schreibt und nimmt die Lieder auf
Schafft liebevoll und schwerst gründlich
In seinem Keller Songs zuhauf

Gedichte (142)


Stubenkoller

 
 
Ich sitze hier und kann nicht anders
Ich sitze hier und kann nicht raus
Im Fernseher quatscht Lilo Wanders
Und ich schalte ihn nicht aus
 
Ich genese temporeich
Einer müden Schnecke gleich
Halt‘ mich fern von jedem Tresen
Alle Bücher sind gelesen
Alle Filme sind gesehen
Nicht mal den Rasen darf ich mähen
Muss mich schonen und verdrießen
Kann höchstens mal Blumen gießen
 
Ein so gar nicht wundervoller
Schwer nerviger Stubenkoller
Hat von mir Besitz ergriffen
Und ungekämmt und ungeschliffen
Sitze ich hier doof zuhaus‘
Und kann und darf leider nicht raus
 
Das Fernsehen kaum zu ertragen
Essen schlägt mir auf den Magen
Gesellschaft stärkt des Kopfes Schmerzen
Mir steht die Laune nicht nach Scherzen
 
Und so heißt es weiter warten
Bis die Abwehrkräfte starten
Die Viren sind schwer totzukriegen
Doch wird mein Körper sicher siegen
Inzwischen soll mein Geist verstummen
Lass vom Fernsehen mich verdummen
Vielleicht gelingt’s mir währenddessen
Den Stubenkoller zu vergessen

Hinter verschlossenen Türen (10)

Einen wunderschönen guten Tag,

ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr! Es war ein arbeitsreiches Jahr für mich und ich vermute, 2014 wird ebenso arbeitsreich und dabei hoffentlich ebenso schön werden.  Nachdem ich es lange immer wieder verschoben habe, ist nun meine Erzählung „Hinter verschlossenen Türen“ endlich fertig und online und ich würde mich sehr freuen wenn sie der eine oder andere von euch liest. Dies könnt ihr entweder über den Blog tun, beispielsweise indem ihr auf diesen Link klickt. Dadurch werden euch die 10 Kapitel als Blog-Posts angezeigt, allerdings ist dabei das erste Kapitel der unterste Post und so weiter. Eine weitere Möglichkeit ist, die Erzählung als PDF zu lesen . Falls ihr andere Formate zusätzlich wünscht sagt Bescheid, ich sehe was ich tun kann. 2014 wird es hoffentlich meinen nächsten Roman geben und natürlich auch immer wieder Gedichte und Geschichten. Zu „Dem Ende entgegen“ und „Hinter verschlossenen Türen“ wird es auch noch einen dritten Teil geben, sobald ich genaueres weiß sage ich euch Bescheid.

Mit den allerbesten Grüßen,
Arno / Larry

Hinter verschlossenen Türen – PDF

10.  Kapitel

Als Peter das Schließfach öffnete, entfuhr ihm ein kurzes Lachen. Das Kopfgeld für Adamo und Alessio lag in dicken Bündeln von Banknoten aufgestapelt. Er untersuchte jedes Bündel einzeln auf Wanzen und packte es dann in den Rucksack, den er vor wenigen Minuten hier im Hauptbahnhof erstanden hatte. Er fand keine einzige. Draußen auf der Straße wartete Lisa-Marie in einem schwarzen VW Golf 8. Sie küssten sich als er einstieg, ihr den Rucksack zuwarf und das Auto in Bewegung setzte.
»Gab es noch irgendwelche Probleme?«, fragte Peter. Sie schüttelte den Kopf, während sie staunend das Geld im Rucksack untersuchte. »Alles ruhig seit ich aus der Uni raus bin. Was ist bei euch passiert?«
Peter erzählte ihr von Lewandowskis Tod und seine Stimme zitterte dabei.
»Ich schätze«, sagte er, als seine Erzählung bei seiner Flucht angelangt war, »Fluffy wurde eingeschleust um Informationen zu sammeln und zuzugreifen, sobald er Beweise hatte.«
»Aber ihr habt doch keine Signale gefunden, die von ihm ausgingen, als ihr ihn untersucht habt, oder?«
Peter zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht war die Technik besser als unsere. Ich halte es aber für wahrscheinlicher, dass er einfach nur ein initiales Programm hatte und das abgearbeitet hat, ohne frische Instruktionen. Die Cops haben geahnt, dass bald ein großes Ding steigen würde und einen Spieler in Aktion gebracht, der uns helfen würde, bis der Job durch war, um uns dann auffliegen zu lassen. Es war abzusehen was Adamo tun würde, wenn er einen AS1 in die Finger kriegen konnte.«
»Und warum dann zusätzlich der Deal mit dir? Das passt doch nicht zusammen.«
»Ich kann es mir nur so erklären«, sagte Peter nachdenklich, »dass sie keinen Kontakt mehr mit Fluffy hatten nach Beginn seiner Mission. Was ich ihnen vorgeschlagen habe, war zu interessant um Nein zu sagen. Eine Möglichkeit, an die großen Fische zu kommen, statt nur immer wieder die kleinen abzufangen.«

Peter lenkte den Wagen auf die Autobahn. Lisa-Marie hing ihren Gedanken nach. Peter hatte sie bei weitem nicht in alles eingeweiht. Um sie oder um sich zu schützen? Das wusste sie nicht, aber sie wusste, dass sie ihm vertraute.
»Aber wozu die ganze Nummer überhaupt?«
Die Frage geisterte seit Tagen durch ihren Kopf, doch sie hatte sich nicht getraut sie zu stellen. »Das Kopfgeld hättest du doch auch so haben können, oder?«
»Es ging nicht nur darum. Klar hätte ich sie einfach ausliefern können, aber wir wollten an das ran, was auf dem Chip des M-Droid gespeichert war. Richtig eingesetzt ist das derzeit die beste Spionage-Software der Welt. Lewandowski hätte damit einiges anfangen können. Jetzt müssen wir sehen, was damit passiert.«
»Aber du hast doch gesagt, den Chip hast du Adamo gegeben, kurz bevor er verhaftet wurde?«
Peter lachte leise. »Ja, das schon. Aber bei meiner Flucht aus der Uni habe ich den Chip draußen an Justus übergeben. Der hat ihn ausgelesen und ihn mir kurz vor der Übergabe wieder zugesteckt. Als betrunkener Feierwütiger kostümiert, falls einer der Brüder im falschen Moment hinsehen und ihn erkennen sollte.«
Lisa-Marie rauchte der Kopf. »Aber wieso hast du ihnen Justus überhaupt vorgestellt? Er hätte doch genauso gut unbekannt bleiben können.«
»Er musste wissen, mit wem er es zu tun hatte und wer alles dazugehört. Das war der einfachste Weg.«
Vor dem Fenster zog das beschauliche Grün Brandenburgs vorbei. Der Golf machte es nötig, dass man von Hand schaltete und selbst beschleunigte und bremste. Er hatte weder einen Bordcomputer noch ein Navigationssystem, deswegen hatte Peter ihn ausgesucht. Solche alten Autos waren schwerer aufzuspüren. Skinny hatte den Wagen besorgt, nachdem Peter auf freien Fuß gekommen war, zur Reserve.

»Und wo fahren wir jetzt hin?«, fragte Lisa-Marie unsicher.
»Ich habe für uns eine Wohnung in einem kleinen Dorf in Brandenburg besorgt. Es nennt sich Brieskau-Finkenwalde und ist recht abgeschieden. Dort bleiben wir bis Gras über die Sache gewachsen ist. Justus kommt auch dorthin. Mit den Chips sollte es uns möglich sein, uns in Zukunft auf Datendiebstahl zu spezialisieren. Ich will nicht mehr vor Ort sein müssen.«
Er legte seine Hand auf ihr Knie und versuchte sein angeschlagenes Nervenkostüm zu beruhigen. Sie waren zusammen, sie hatten genug Geld um lange Zeit ohne Jobs auszukommen und der Mikrochip dürfte sich hoffentlich als nützlich für ihre weiteren Planungen erweisen.
Nach einer weiteren halben Stunde bog er nach Brieskau-Finkenwalde ein. Es war ein kleiner Ort, bei dem nur noch wenige Häuser intakt waren. Überall waren Ruinen zu sehen. Hier würde sie niemand stören. Sie überquerten den Dorfplatz. Irritiert betrachteten die beiden die Überreste einer zerstörten alten Statue, die verwittert die Mitte des Platzes zierte. Es war nicht mehr zu erkennen wen oder was sie einst dargestellt hatte. Die Straße, in der ihre Wohnung lag, bestand nur aus zwei Häusern. Peter holte wie vereinbart im Erdgeschoss den Schlüssel ab, dann gingen sie in den ersten Stock zu der Wohnung, die für die nächsten Monate ihr Zuhause sein sollte. Sie traten ein und verschlossen vorsichtig die Tür hinter sich. Peter umarmte Lisa-Marie innig. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit schlich sich ein kleines Lächeln in sein Gesicht. Es würde schon alles gut werden.

Hinter verschlossenen Türen (9)

Hinter verschlossenen Türen – PDF

9.  Kapitel

Der Augenblick des Sprungs zog sich vor Peters Augen ins Endlose. Seine Gedanken zuckten immer wieder zu dem Moment, als beim letzten Mal alles schiefgegangen war. Der Plan war gewesen, im Warenlager P3-Süd von Sony eine Charge wertvoller Laptops zu stehlen, für die Adamo einen Abnehmer hatte, der bereit war, gut zu bezahlen. Die Laptops waren noch nicht im Handel erhältlich und würden an Geschwindigkeit alles bekannte weit in den Schatten stellen. Er hatte Wochen mit der Plaung verbracht, ein Team zusammengestellt und alles abgesichert, doch am Tag vor dem Job hatten Adamo und Alessio ihm mitgeteilt, dass sich die Pläne geändert hätten. Ein kleineres Team, mehr Risiko, weniger Ausrüstung – alles in allem weniger Kosten. Jeder Versuch sie zu überzeugen war fehlgeschlagen und er hatte den Fehler gemacht, sich darauf einzulassen. Die beiden hatten es irgendwie geschafft Lisa-Marie davon zu überzeugen, ohne die geplanten Sicherungen, ohne zusätzliches Equipment zu arbeiten. Trotz allem war der Anfang großartig gelaufen. Über die Zäune kommen, aufs Dach klettern, durch die Dachluke rein. Dann war Lisa-Marie dran. Sie musste in 25 Metern Höhe über die Stahlträger des Daches balancieren und immer von einem zum anderen springen um zum Sicherungskasten klettern zu können ohne Alarm auszulösen. Zwei Sprünge liefen problemlos. Bei Sprung Nummer 3 rutschte sie bei der Landung mit dem linken Fuß ab und stürzte in die Tiefe. Ein Teil des Equipments um dass sich Alessio und Adamo gedrückt hatten, hätte ihren Sturz abfangen sollen im Notfall, doch so gab es kein Seil das sich straffte, nichts, das sie hielt. Sie fiel einfach außer Sicht. Mit Entsetzen hörte Peter den Aufschlag, hörte, wie der Alarm auslöste.
Laut Protokoll gab es nur zwei mögliche Varianten. Mit Plan B weitermachen und versuchen, den Job noch zu beenden oder sofortiger Rückzug. Er entschied sich für die dritte und wartete einfach ab. Paralysiert blickte er hinab, bis plötzlich mehrere Dinge auf einmal geschahen. Sein Bruder, der hinter Peter an der Luke gewartet hatte, bewegte sich nach draußen und sprang, um noch vor dem Eintreffen der Polizei wegzukommen einen Teil des Abstiegs, über Funk befahl Adamo seinen Leuten den sofortigen Rückzug ohne Rücksicht auf Verluste, und Peter nahm an einem der Container in der Halle eine Bewegung war. Lisa-Marie kletterte dort. Scheinbar hatte sie im Fall irgendwie den Container zu fassen gekriegt und der Aufprall, den er gehört hatte, war das Krachen an dessen Metallwand gewesen, nicht der Aufschlag auf dem Boden. Als sie ihn sah gab sie Peter ein Zeichen das alles in Ordnung war und begann sich zu einer der Seitentüren zu hangeln, die für ihre Flucht vorgesehen gewesen waren. In dem Wissen, dass es ihr gut ging, stieg Peter wieder den Weg an der Außenseite der Halle hinunter, den er gekommen war.
Er sah seinen Bruder humpelnd weglaufen, hörte die Schüsse und sah, wie er zu Boden fiel und reglos liegen blieb. Peter konnte es nicht glauben. Er rannte zu ihm, sah das Blut und konnte nichts tun. Plötzlich war er von Gewehrläufen umgeben. Er wurde festgenommen und abgeführt.

Noch immer sah er vor seinem geistigen Auge Lisa-Marie fallen, hörte die Schüsse auf seinen Bruder und spürte die Wut, die all das in ihm ausgelöst hatte. Lisa-Marie war entkommen, doch man hatte sie wenige Tage später geschnappt, ebenso wie ein paar weitere seiner Team-Mitglieder. All das flutete sein Gehirn während der Sekunde, die sich Lisa-Marie in der Luft befand. Doch diesmal gab es keinen Fall, keine Eskalation. Sie landete auf der Theke, exakt so wie sie es geplant und trainiert hatte und hielt dort für einen Moment zusammengekauert inne. Peter zeigte ihr den nach oben gestreckten Daumen. Sie drehte sich um und beugte sich ein Stück Richtung Schaltpult. Ihr Knöchel blieb an dem kleinen Blumentopf mit dem Kaktus hängen und ihr entfuhr ein leises Ächzen als der Kaktus seine Stacheln in ihrem Bein hinterließ. Sie warf Peter und Lewandowski einen ängstlichen Blick zu, doch Lewandowski winkte ab. Der Alarm war nicht angesprungen. Er hielt zwei Finger hoch. Also schätzte er, dass sie noch zwei Minuten hatten, bis es ernst wurde.
Lisa-Marie besah sich das Schaltpult und machte sich an seiner Seite zu schaffen. Sie legte behutsam zwei Kabel frei, holte eine kleine Zange hervor, zog die Kabel vorsichtig aus ihren Verbindungen und legte die Kontakte aneinander. Ein winziger Funke sprang über. Sofort erloschen die Lichtschranken. Peter betrachtete die Dioden auf der Schalttafel.
»Es hat geklappt. Fluffy, du bleibst hier und schiebst Wache. Ich rufe dich, wenn wir dich brauchen.«
Gemeinsam mit Lewandowski ging er auf den Schrank zu hinter dem sich der M-Droid verbarg. Lisa-Marie stieg von der Theke und schloss sich ihnen an. Eigentlich hätte Skinny Wache schieben müssen, aber so wie es jetzt stand konnte er Fluffy besser entbehren als Lewandowski. Peter zog die Schublade auf, in der sich das Touchpad verbarg, das den Zugang zum M-Droid regelte. In wenigen Sekunden würde er ihn in den Händen halten und den Abgang antreten. Es war besser gelaufen als er befürchtet hatte. Er aktivierte das Touchpad und drückte die Schaltfläche um den M-Droid auszufahren.
»Lewandowski, guck dir das hier Mal an. Ich dachte, das Steuersystem ist nicht extra geschützt.«
»Ist es auch nicht.« Lewandowski blickt ihm über die Schulter. »Oh.«
Das System forderte eine Passworteingabe von vier Ziffern. Lewandowski probierte ein paar Kombinationen aus.
»Okay, es ist weder sein Geburtsdatum noch das seiner Frau.«
Er zog den Mund kraus, während er nachdachte.
»Was machen wir denn jetzt?«, fragte Lisa-Marie. »Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt.«
In ihrer Stimme schwang Angst. Auch sie wollte um nichts in der Welt zurück ins Gefängnis. Da schlich sich ein Grinsen auf Lewandowskis Gesicht. Er drehte sich zu Peter. »Ruf mal deinen Staatsdiener her.«

Als Fluffy vor ihnen stand, fragte Lewandowski: »Können deine Finger Touchscreens bedienen.« Fluffy nickte stumm.
»Dann zeig mal, was deine Hände hergeben. Wir brauchen alle vierstelligen Zahlen, zuerst die, die mit 20 und 21 anfangen, danach alle, die sonst klassische Kombinationen für Passwörter sind. Und das so schnell es geht.«
Fluffy nickte erneut, stellte sich an das Touchpad und begann mit einer Hand in einem Tempo zu tippen, das Peter schwindlig machte.
»Die Kiste scheint Fehleingaben zu tolerieren«, sagte Lewandowski grinsend. »Da hat sich jemand wenig Mühe gemacht.«
»Woher wusstest du, dass er das kann?«, fragte Lisa-Marie mit einem erstaunten Blick auf Fluffy, der schon jetzt etliche hundert Kombinationen probiert hatte.
»Ich habe bei einer Besprechung mal eins von diesen Modellen tippen sehen, daher kam die Vermutung. Sie werden meist auf menschliches Maß gedrossel,t um uns nicht zu verunsichern, aber ihr Potential liegt weit höher.«
»Und wieso die 20er und 21er – Zahlen zuerst?«
Lewandowski grinste noch breiter. »Auch Genies müssen sich Passwörter merken. Wenn er schon zu faul war, eine ordentliche Passwort-Funktion zu bauen war er vielleicht auch zu faul für ein ordentliches Passwort. Bis jetzt ist übrigens laut Kameras keine Polizei in greifbarer Nähe.«
Nach ein paar weiteren Sekunden hielt Fluffy inne und sie hörten ein metallisches Klicken.
»Was war das Passwort, Fluffy?«, fragte Lewandowski, dann schüttelte er den Kopf. »Ach, ist eigentlich auch egal. Beeilen wir uns lieber.«
Langsam schwangen die Türen des Schrankes vor ihnen auf und ein großer Glaskasten fuhr heraus. Peter fluchte laut und drehte sich zu Lewandowski.
»Was haben wir denn noch alles übersehen? Es war nie die Rede davon, dass das Ding hinter Panzerglas ist. Wir haben nichts dafür hier, wir…«
Aber Lewandowski bedeutete ihm, zu Schweigen.
»Entspann dich. Die Uni spart noch immer wo sie kann. Das ist kein Panzerglas, sondern ein Schaukasten.« Er drückte gegen eine der Glaswände, die sogleich nach vorne schwang. Da lagen sie. Der Würfel, die Murmel und die Platine. Jetzt war es an Peter zu grinsen. »Dann machen wir mal, dass wir hier wegkommen«, sagte er. »Es läuft alles nach Plan weiter.« Die beiden anderen nickten. Er verstaute die Teile des M-Droid in seiner Tasche, gab Lisa-Marie einen flüchtigen Kuss und lief Richtung Ausgang. Da erklang hinter ihm eine Stimme.
»Halt! Hiermit verhafte ich sie wegen des Diebstahls von Regierungseigentums der Sicherheitsstufe F.«
Peter blickte sich um und rechnete für einen Augenblick mit einem Scherz von Lewandowski. Dann sah er die Waffe, die auf den Raum zwischen ihm und Lewandowski gerichtet war. Fluffy hatte den Finger am Abzug. Weit weg von jedem Scherz.
»Lauft!«, brüllte Peter, und alle drei machten zeitgleich Anstalten loszurennen. Ein Schuss fiel und Peter hörte, wie Lewandowski einen entsetzten Schrei ausstieß. Lewandowski betrachtete für einen kurzen Moment die Wunde in seiner Brust, als könnte er es nicht glauben, dann drehter er sich um und rannte mit Wutgebrüll auf Fluffy zu. Im Rennen riss er einen Gegenstand aus seiner Hosentasche. Dann stürzte er sich auf Fluffy, der nicht gleich reagierte. Peter sah, dass auch Lisa-Marie zögerte, er schrie sie an, dass sie abhauen solle. Endlich lief sie aus dem Raum. Peter rannte zu Lewandowski, der noch immer mit Fluffy rang. Trotz seiner Wunde kämpfte Lewandowski mit aller Kraft. Er hatte einen kurzen Überraschungsmoment auf seiner Seite gehabt, doch jetzt nutzte der Androide seine volle Stärke und drückte ihn zu Boden. Lewandowski streckte die Hand nach Peter aus. Er schien zu wissen, was folgen würde. Fluffy hielt seine Pistole an Lewandowskis Kopf. In diesem Moment erkannte Peter, dass die ausgestreckte Hand keine um Beistand flehende Geste war, Lewandowski wollte ihm etwas geben. Blitzschnell sprang Peter nach vorne, nahm ihm den kleinen Taser ab und presste ihn in Fluffys entblößten Nacken. In dem Moment, als er den Auslöser drückte, tat Fluffy dasselbe. Die beiden sackten zu einem regungslosen Haufen zusammen. Peter wusste augenblicklich, dass es für Lewandowski keine Hoffnung mehr gab, und er wusste auch, dass es jetzt um Sekunden ging. Er rannte nach draußen. Er hörte schnelle Schritte, drehte sich um und rannte so schnell er konnte in die entgegengesetzte Richtung. Es tat ihm unfassbar Leid um Lewandowski und darum, dass er ihn so liegen lassen musste, aber nochmal in den Knast zu gehen war keine Option. Im Rennen zog er sein Handy und drückte eine kurze Tastenfolge. Eine automatisierte Nachricht wurde an ihr gesamtes Team in und um den Campus gesendet, um den Rückzug anzukündigen. Plötzlich begannen überall Touristen aus Versehen vor Polizeiautos zu stolpern, die nicht anders konnten, als zu bremsen. Verwirrte Studenten blockierten die Eingangsbereiche und Durchgänge und erschwerten den Cops wo es nur ging die Arbeit. Das würden sie tun, bis Peter das nächste Signal absetzte. Ein stechender Schmerz fuhr durch sein Bein und er musste einen Schrei unterdrücken. An Rennen war nicht mehr zu denken. Wenige Meter entfernt war eine Sitzgruppe, auf der er sich kurz niederließ, um durchzuatmen. In diesem Augenblick waren erneut Schritte zu hören, doch er wusste, dass er sich nicht schnell genug verstecken konnte, also blieb er einfach sitzen und senkte den Blick auf sein Handy. Nur ein Tourist, der sich einen kurzen Überblick verschaffte. Zu seinem Glück rannten die vier Polizisten an ihm vorbei. Er biss die Zähne zusammen und raffte sich erneut auf. Nochmal würde er so viel Glück nicht haben. So humpelte er Gänge und Treppen entlang so gut es ging und schaffte es schließlich nach draußen, kurz bevor die Uni von der Polizei abgeriegelt wurde.

Eine gute Stunde später fand sich Peter mittlerweile etwas erholt am Potsdamer Platz ein. Auch hier war alles dicht gedrängt, die Feierlichkeiten waren gut besucht. Auf einer Bühne spielte eine Band ruhige Blues-Nummern. Alessio und Adamo hatten auf diesen öffentlichen Treffpunkt bestanden um nach der Übergabe leicht in der Menge untertauchen zu können. Peter zog sein Handy hervor, wählte eine Nummer und hielt es sich einen Moment ans Ohr. Dann nickte er  nur kurz, sagte aber nichts und steckte das Handy wieder ein. Ein Betrunkener rempelte ihn an und fragte ihn nach dem Weg zur Toilette. Als Peter auf das Schild über ihren Köpfen wies, klopfte ihm der Mann dankbar auf die Schulter und zog Leine. Peter drängte sich durch die Menschenmenge bis er die beiden Brüder sah, die erstaunlich fehl am Platz recht steif mitten in der belebten Menge standen und warteten. Peter stellte sich zu ihnen.
»Lief alles glatt?«, fragte Adamo.
»Lewandowski ist tot«, sagte Peter und sah einen Sekundenbruchteil ehrliches Erstaunen in Adamos Augen. »Auf der Flucht erschossen. Aber der Job hat geklappt.«
Bevor einer der Brüder irgendeinen halbgaren Kommentar dazu abgeben konnte zog Peter die drei Teile des M-Droid hervor und präsentierte sie den beiden. In der Sekunde, in der Adamo mit beiden Händen die Bauteile umfasste, schloss sich ein fester, metallischer Griff um sein Handgelenk. Plötzlich war die Menge um sie herum durchsetzt von Polizisten. Peter hörte die beiden Brüder laut fluchen während ihnen Handschellen angelegt wurden. Er drehte sich um und stellte beruhigt fest, dass die Cops sich an ihren Teil des Deals hielten. Er konnte unbehelligt davonhumpeln, während inmitten der dichten Menschenmenge zwei seit langem gesuchte Kriminelle kurz nacheinander zusammensackten. Von Tasern betäubt wurden sie von Polizisten weggebracht, aber das sah Peter schon nicht mehr. Er zog sein Handy aus der Tasche, schaltete es ab und ließ es auf den Boden fallen. Kaum jemand nahm Notiz, weder von ihm noch von der Festnahme.

Hinter verschlossenen Türen (8)

Hinter verschlossenen Türen – PDF

8.  Kapitel

Ein Stromstoß durchzuckte ihn und Peter fluchte leise. Er war nicht richtig bei der Sache.
»Okay, neuer Versuch.«
»Bist du bald fertig?«
Lisa-Marie wirkte gereizt. Das hier war nicht ihre Aufgabe, nicht ihre Welt. Sonst trat sie erst auf den Plan, wenn es für sie auch etwas zu tun gab. Aber seit Skinnys Tod waren sie gezwungen, eine Menge Pläne umzuwerfen. Auch Peter beschäftigte sich normalerweise, wenn er einen Job geplant hatte, nicht mit Kleinigkeiten wie diesen Sicherheitsschleusen. Das verstärkte seine Nervosität nur unnötig. Er zwang sich zur Ruhe und probierte es erneut. Langsam schob er die beiden Drahtenden in den Spalt, der die Code-Karten der Mitarbeiter aufnahm, die für eine Fingerabdruck-Identifizierung nicht wichtig genug waren. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Studenten in Forschungsprojekten. Er und Lewandowski hatten den Aufbau der Schleusen lange studiert, bis ihnen diese Art von Überbrückung in den Sinn gekommen war. Doch der Spalt war dünn und Peter durfte nicht abrutschen, wenn er Stromschläge vermeiden wollte. Beim dritten Versuch klappte es endlich. An der Platine, die mit den Drähten verbunden war, leuchtete ein Lämpchen auf, dann öffnete sich mit einem leisen Surren die Schleuse. Danach war die zweite Schleuse ein Kinderspiel. Peter wischte sich den Schweiß von der Stirn. Solche Aufgaben hatten bisher immer Skinny oder einer seiner Kollegen übernommen, doch auf die Schnelle war es nicht möglich gewesen, adäquaten Ersatz zu finden. Zuviel hatte ihm an Skinny gelegen. Er hinterließ als Freund und Kollege eine Lücke, die schwer zu füllen sein würde. Kein moderner Einstein, aber ein loyaler Mann, auf den man sich verlassen konnte. Der Doc hatte ihnen erklärt, dass ein Blutgerinnsel Schuld an Skinnys Tod gewesen sei. Hervorgerufen durch die Wunden, die Peters Plan verschuldet hatte. Er schob den Gedanken so weit weg wie möglich. Jetzt ging es um Konzentration. Er sah sich auf dem engen Korridor um und gab Lisa-Marie und Fluffy ein Zeichen. Sie liefen zur Eingangstür des Labors.
»Ist die Luft rein?«
Aus Gewohnheit presste er sich bei diesem letzten Satz einen Finger an den kleinen Knopf, den er im Ohr trug, auch wenn er wusste, dass das an der Qualität des Signals zwischen ihm und Lewandowski rein gar nichts änderte.
»Ja, weit und breit niemand in Sicht«, kommentierte Lewandowski die Bilder, die das Implantat vor seinem Auge ablaufen ließ. Er hatte Teile des Sicherheitssystems der Uni angezapft und las nicht nur die Bilder aus dem System aus, um nahende Personen zu erkennen, er überschrieb sie auch stetig, damit der Einbruch möglichst lange unentdeckt bleiben würde. »Ihr könnt rein. Vergiss nicht: 15 Minuten.«
Damit war die Leitung wieder still. Peter zog die Chipkarte hervor, die ihnen den Zugang zum allerheiligsten gewähren sollte. Sie rechneten mit einem Zeitfenster von 15 Minuten, bis der Wurm, der sich auf der Karte befand und die Tür öffnen sollte, entdeckt und identifiziert sein würde. 15 Minuten bis zum Eintreffen der Ordnungshüter. Er schob die Karte in den Spalt neben der Labortür und drückt seinen Daumen auf das Feld darüber. Das Feld wurde augenblicklich grün und er erwartete, dass sich die Labortür nun jede Sekunde öffnete. Stattdessen erlosch das Licht des Scanners ganz und die Tür blieb, wie sie war. Peter fluchte laut.
»Lewandowski, die Karte geht nicht. Die Tür hat sich abgeschaltet. Irgendwelche Ideen? Lewandowski?«
Es kam keine Antwort. Er wandte sich an Fluffy. »Der Funk ist ausgefallen. Versuch den Zugang zur Tür zu überbrücken, ich weiß nicht, wie viel Zeit uns bleibt.«
Er dachte darüber nach abzubrechen, aber eine zweite Chance würden sie nicht bekommen.
Fluffy trat an die Tür und versuchte einen Kontakt zu finden, mit dem er sich verbinden konnte. Während er noch dabei war, die Verkleidung des Sicherheitssystems abzulösen, näherten sich Schritte. Peter gab Lisa-Marie ein Zeichen sich an die Wand zu drücken. Er zog einen Taser aus der Tasche und ging in die Hocke, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Schmerz schoss durch sein Bein. Der Bruch verheilte nicht schnell genug. Der Plan für heute enthielt zu viele Schwachstellen, er hätte die Sache nach Skinnys Tod ganz abblasen sollen. Die Schritte wurden lauter. Jemand eilte in ihrer Richtung durch den Gang. Da bog Lewandowski um die Ecke.
»Was machst du hier?« Peter sah ihn verwirrt an.
»Der Funk ist gestört worden. Als ich gesehen habe, dass ihr mit der Karte nicht reinkommt, habe ich beschlossen einzugreifen.«
»Funktioniert das Implantat noch?«
»Ich denke schon. Im Moment sollte die Bahn frei sein.«
»Aber wenn man dich hier sieht«, begann Lisa-Marie.
»Wenn man mich bei dieser Nummer erwischt, ändern sich manche Pläne eben«, fiel Lewandowski ihr ins Wort. »Lass das mal meine Sorge sein.«

Einen Augenblick besah er sich Fluffys erfolgloses Treiben, dann winkte er ab und drückte die Verkleidung des Scanners wieder an ihren Platz.
»So wird das nichts«, sagte er, ohne einen von ihnen wirklich zu adressieren. Er schien laut nachzudenken. »Sie haben irgendwas am Zugang geändert, und das in letzter Minute. Es bleibt wohl keine Alternative.« Und bevor einer von ihnen ihn zurückhalten konnte, zog er eine schwarze Chipkarte aus seiner Tasche und schob sie in den Türöffner.
»Bis du vollkommen bescheuert?«, fuhr Peter ihn an. »Du kannst doch nicht deine eigene Karte nehmen.«
»Im Zweifelsfall ist mir meine Karte gestern geklaut worden. Aber da der zuständige Kollege nicht in den nächsten paar Minuten die restlichen Sicherheitssysteme im Raum deaktiviert, wird ein Alarm ausgelöst. Da hilft die offene Tür wenig. Also zurück zum Plan. Das Zeitfenster, bis jemand kontrollieren kommt, dürfte eher kleiner geworden sein. Und denkt dran: Ab jetzt kein Wort mehr!«
Die Tür zum Labor öffnete sich geräuschlos. Zum ersten Mal konnte Peter einen Blick in den Raum werfen, den er in den letzten Wochen so ausgiebig studiert hatte. Konstruktionspläne und Bilder von Überwachungskameras reichten zwar, um zu planen, aber sie vermittelten selten ein wirkliches Gefühl dafür, wie ein Raum wirkte. Er hatte sich das Labor kälter, steriler vorgestellt als den Anblick, der sich ihm nun bot. Die breiten Schränke, die alle vier Wände säumten hatten bunte Türen und Schubladen. Auf der Theke, die von der Mitte des Raumes nach rechts bis zur Wand führte, stand ein kleiner eingetopfter Kaktus, neben dem eine Schalttafel an der Wand in Gelb und Grün leuchtete. Das alles wurde von einem roten, seltsam indirekten Licht bestrahlt, das von den Lichtschranken am Boden ausging. Peter hatte sich nicht die Mühe gemacht, in Erfahrung zu bringen, wer diese Spielerei ursprünglich installiert hatte, aber sie hatte ihm einiges an Kopfzerbrechen bereitet, bis ihm die Lösung wie Schuppen von den Augen gefallen war. Die 20 Lichtschranken, die in dünnen roten Strahlen vom Boden bis zu einem guten Meter Höhe in unregelmäßigen Mustern umhertanzten, verhinderten gemeinsam mit den Wärmesensoren in Boden und Wänden ein unbefugtes Eindringen. Bei der Planung hatte nur niemand damit gerechnet, dass es möglich war, die Distanz bis zur Oberfläche der Theke im Sprung zu überwinden. Ohne Lisa-Marie wäre für sie der Zugang schlicht unmöglich gewesen. Und den Sender nachzubauen, mit dem das Sicherheitssystem deaktiviert werden konnte, hatte sich als Ding der Unmöglichkeit herausgestellt. Er war zu gut verschlüsselt und die Codes dafür nur dem Professor allein bekannt. In der hinteren linken Ecke des Raumes befand sich hinter einer der Schranktüren das Objekt ihrer Begierde. Doch bis dahin galt es noch ein paar Hürden zu nehmen. Solange das Sicherheitssystem angeschaltet war, durften sie nur über Handzeichen kommunizieren. Jedes Geräusch, das einen gewissen Pegel überstieg, würde ebenfalls einen Alarm auslösen. Peter und Lisa-Marie sahen sich an und wussten, dass sie in diesem Moment beide das Gleiche dachten. Wieder hing alles an ihr. Wieder mussten sie sich auf sie verlassen. Er spürte und sah ihre Anspannung und Versagensangst, die mit jeder Sekunde wuchs. Er brauchte einen Moment um die aufkeimenden Gedanken an seine Zeit im Gefängnis und all den Frust herunterzuschlucken. Er trat zu ihr und küsste sie. Nach einem kurzen Moment wandte sich Lisa-Marie ab und ging fünf Schritte von der Tür weg. Sie wartete noch einen Atemzug und sprintete los. Dann sprang sie.

Hinter verschlossenen Türen (7)

Hinter verschlossenen Türen – PDF

7.  Kapitel

»Bist du wütend auf mich?«
Es waren die ersten Worte, die Lisa-Marie sprach, seit sie allein waren. Peter ließ sie einen Augenblick auf sich wirken.
»Nein, ich glaube nicht.«
Peter trug jetzt eine schwarze Jogginghose und einen weinroten Pulli, die ihm der Doc gegeben hatte. Ihm war alles recht, solange es nicht mit Skinnys Blut befleckt war.
»Es tut mir so leid, was passiert ist. Das mit deinem Bruder auch.«
»Das war nicht deine Schuld.«
Er versuchte sie anzulächeln, doch die Muskeln seines Gesichts gehorchten ihm nicht. Heraus kam nur eine seltsame Grimasse. Natürlich war es ihre Schuld gewesen. Tausend Mal hatte er sich dieses Gespräch vorgestellt, sich gefragt, ob er diese Worte je von ihr hören würde. Sich unzählige kluge Sätze zurechtgelegt, mit denen er hätte antworten können. Aber jetzt, wo sie so verletzlich wirkte, wollte er sie plötzlich nicht mehr angreifen.
»Natürlich war es das, ich war…«, doch Peter erfuhr nicht mehr, was sie gewesen oder nicht gewesen war, denn in diesem Moment trat der Doc vor die Tür und sie verstummte augenblicklich. Sein Blick war schwer einzuschätzen. Ein intensiver Geruch nach Desinfektionsmittel ging von ihm aus.
»Ich denke, er ist erstmal über den Berg«, sagte der Doc dann mit einem Blick, der Peter verunsicherte. »Er hat viel Blut verloren und die Narbe dürfte nicht allzu hübsch aussehen, aber wenn es so gut weiterläuft, sollte er sich zeitnah erholen.«
»Vielleicht kann er die Narbe kosmetisch überarbeiten lassen, wenn er wieder fit ist«. sagte Lisa-Marie. Ihr schien nichts am Doc aufgefallen zu sein, vielleicht hatte Peter sich auch getäuscht.
Der Doc sah sie zweifelnd an. »Glaubst du nicht, dass das automatisch kontrolliert wird, wenn Leute mit so außergewöhnlichen Narben im Krankenhaus erscheinen? Ich kann das nämlich nicht machen und bei den Androiden wäre ich mit solchen Sachen vorsichtig. Ich denke, er wird in Zukunft eine gewisse Zuneigung für Rollkragenpullis entwickeln müssen.«
»Denkst du, er wird bis zum 03.Oktober wieder einsatzfähig sein?«, fragte Peter, der im Augenblick keinen Nerv hatte, sich Gedanken über die Ästhetik von Skinnys Hals zu machen.
Die grauen Augenbrauen des Docs hoben sich ein winziges Stück.
»3.Oktober also? Ich wusste doch, dass sie dich nicht aus purer Liebe wieder rausgeholt haben. Das sollte zu schaffen sein.«

Am nächsten Tag saß Peter wieder schick, aber unauffällig gekleidet auf einem Stuhl in einem kargen Konferenzraum eines Hotels in der Innenstadt. Peter hatte sich für eine kleine Crew entschieden. Im Raum waren nur er, Lisa-Marie, Lewandowski und ein schlaksiger, nervöser Typ namens Justus. Im Hintergrund saßen Alessio und Adamo und blickten ernst drein. Ihre Wiedersehensfreude gegenüber Lisa-Marie hatte sich wie bei Peter in Grenzen gehalten. Sie waren alles andere als zufrieden mit dem Risiko, das Peter für ihre Befreiung eingegangen war, aber das scherte ihn nicht. Viel mehr störte ihn, dass sie es sich nicht hatten nehmen lassen, bei dieser Besprechung dabei zu sein und darauf bestanden, den Ort für das Treffen zu wählen.
»Jeder von euch weiß ein bisschen was. Ich will heute dafür sorgen, dass ihr alle auf den neuesten Stand gebracht werdet. Wir haben eine Menge vor«, sagte Peter.
Augenblicklich richtete sich alle Aufmerksamkeit auf ihn. Er spürte ihre Anspannung. Nur Lewandowski kannte bisher den ganzen Plan. Als Auftraggeber hatten Alessio und Adamo zumindest eine grobe Vorstellung von dem, was kommen würde. Trotzdem konnten selbst sie nicht vollkommen ihre zur Schau gestellte Gleichgültigkeit bewahren, wie Peter aus dem Augenwinkel heraus amüsiert beobachtete. Adamo trommelte mit den Fingern einen unsteten Rhythmus auf die Tischplatte und Alessio hatte sich bei seinen Worten zu voller Größe aufgerichtet und blickte starr nach vorn.
Peter drückte eine Taste und ein Bild erschien hinter ihm auf der Wand. Darauf war ein kleiner komplett schwarzer Würfel zu erkennen. Darüber standen in einer schlichten Schrift die Worte »M-Droid. Die neue Generation Roboter.«
Der plumpe Werbesatz brachte ein Grinsen auf Lisa-Maries angespanntes Gesicht.
»Um diesen kleinen Roboter«, sagte Peter und zeigte in Richtung des Würfels, »geht es uns bei diesem Job.«
Er drückte eine weitere Taste. Neben dem Roboter tauchten eine schwarz glänzende Murmel und eine viereckige grüne Platine auf.
»Diese Bilder entstammen der offiziellen Präsentation zum M-Droid-Projekt, die nächsten Monat stattfinden soll.«
Die Präsentation hatte Lewandowski sogar auf legalem Wege besorgt. In den höheren Kreisen der Universität kursierten die Bilder seit Tagen, um das Interesse an dem Projekt zu schüren.
»Aber was ist das Besondere daran?«, fragte Justus stirnrunzelnd. »Androiden in der Form gibt es doch schon ewig.«
Peter lächelte. Der Junge mochte begabt sein, aber wie wichtig Zurückhaltung im entscheidenden Moment war, musste ihm die Zeit noch zeigen.
»Für diejenigen von euch, die ihn noch nicht kennen. Das ist Justus. Er wird für uns einige der technischen Probleme unserer kleinen Besichtigungstour in der Universität lösen. Deine Frage beantworte ich gleich«, fügte er dann an ihn gewandt hinzu, »lass mich vorher noch ein paar Kleinigkeiten los werden.«
Das nächste Bild zeigte eine Luftaufnahme der Universität. Peter deutete mit dem Finger auf eines der Gebäude. »Hier im ersten Stock befindet sich das gute Stück. Die ganze Nummer ist für den 03.Oktober geplant. Berlin feiert 200 Jahre Hauptstadt, dafür wird die Universität auch für Besucher geöffnet. Wir sollten relativ problemlos reinkommen. Danach wird es kritisch.«
Er blickte in ihre gespannten Gesichter, wohl wissend, dass Adamo und Alessio ebenso genau zuhörten wie sein voraussichtliches Team. Er wollte nicht, dass sie ihm ein weiteres Mal in die Pläne pfuschten und alles ruinierten, deshalb musste er sich vorsichtiger ausdrücken, als ihm lieb war.
»Wir müssen zuerst durch mehrere Sicherheitsschleusen. Unser Ziel ist ein Labor am Lehrstuhl für Neo-Robotik. Dort sperren, wenn niemand arbeitet, Lichtschranken und Wärmesensoren den Durchgang, das wird nicht ganz einfach. Der M-Droid-Prototyp ist derzeit hinter einer gesondert mit Strom versorgten Schleuse verborgen, die außerhalb der Arbeitszeiten in die Wand gefahren wird. Das Ganze hätte eigentlich eine Nummer einfacher ablaufen sollen, aber es gab einige Komplikationen. Eine undichte Stelle«, er warf einen vielsagenden Blick in den hinteren Teil des Raumes, »deshalb sind die Sicherheitsvorkehrungen mittlerweile sehr hoch. Wir müssen vorsichtig sein.«
»Wenn das Ding in die Wand gefahren wird, können wir dann nicht von außen an die Wand ran, statt durch das ganze Gebäude?«, warf Lisa-Marie ein. Sie hatte seit ihrer Rückkehr in die Freiheit immer wieder versucht, den Plan aus ihm herauszukitzeln, aber er hatte sie stets auf heute vertröstet.
»Es ist leider keine Außenwand. Aber selbst wenn es so wäre: Die Außenwände im ganzen Gebäude sind mit Sensoren gepflastert, darüber kommen wir nicht rein.«
Lisa-Marie verzog den Mund, sagte aber nichts dazu.
Erneut meldete sich Justus zu Wort: »Können wir diese ganzen Sicherheitsschleusen nicht einfach überbrücken? Die muss man doch irgendwie anzapfen können. Dann muss nur einer rein, sich den Droiden schnappen und wieder raus«
»Ein paar Vermutungen darüber, dass irgendwas in der Uni geplant ist, sind schon durchgesickert«, antwortete Peter und schüttelte den Kopf, »deshalb sind die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden. Wir werden vor Ort sein müssen, sonst kriegen wir keinen Zugang. Die Nummer wird kein Spaziergang.« Peter fuhr fort.
»Wir haben sehr viele Leute da draußen, die Daten für uns gesammelt haben und uns auch weiterhin zur Verfügung stehen. Fluchtwege freihalten und uns im Notfall alarmieren können. Beim Hauptteil der Arbeit können wir uns aber auf niemanden sonst verlassen. Skinny wird für die Schleusen zuständig sein, Justus für die Technik und Lisa-Marie und ich für die praktischen Arbeiten. Lewandowski wird sich im Hintergrund halten, um nicht von Kollegen oder Studenten erkannt zu werden. Er greift nur ein, wenn es unbedingt notwendig ist.«
Alessio und Adamo blickten ihn finster an. Sie schienen bisher noch nicht allzu zufrieden mit den vagen Andeutungen, die er gemacht hatte. Sie hatten selbstverständlich mehr Details erwartet. Peter gab sich alle Mühe, das nach außen hin nicht zur Kenntnis zu nehmen.
»Aber kommen wir zum interessanten Teil«, er zeigte auf die Leinwand und schaltete ein Bild zurück. »Der Gewinn, den wir bei Erfolg rausschlagen können, wird 50 / 50 zwischen uns auf der einen und unseren Auftraggebern auf der anderen Seite aufgeteilt. Es gibt einen Interessenten, der bereit ist, 50 Millionen für alle drei Teile zusammen auszugeben. Das sollte eine Weile reichen.«
Lisa-Marie konnte ihr Erstaunen über die Summe besser überspielen als Justus, der pfeifend Luft ausstieß.
»Um deine Frage zu beantworten, Justus, das Besondere an diesem Androiden und der Grund, warum er so viel einbringt und dermaßen unter Verschluss gehalten wird, ist nicht die Form, die du hier auf dem Bild siehst. Das was hier einfach so nach einem Würfel aussieht, besteht aus einer Vielzahl kleiner Bausteine, die sich beliebig anordnen lassen.« Justus schien noch immer nicht zu begreifen. »Der Roboter kann sein Aussehen fast beliebig verändern«, fuhr Peter fort. »In Verbindung mit einer leistungsstarken, winzigen Kamera und der besten künstlichen Intelligenz, die es je gegeben hat«, er deutete auf den Mikrochip, »macht das den M-Droid unglaublich einsatzfähig. Nach dem zu urteilen, was wir wissen und was die Ankündigungen erwarten lassen, dürfte es mit dieser künstlichen Intelligenz möglich sein an so gut wie jeder Form des Passwortschutzes vorbeizukommen, wenn man sie richtig einsetzt.«
Alle schwiegen sie für einen Augenblick, während die Worte nachwirkten. Jeder von ihnen dachte im Stillen über mögliche Einsatzgebiete einer solchen Technologie nach. Peter wartete auf Rückfragen, doch die blieben erstmal aus. Er wechselte einen schnellen Blick mit Lewandowski, dann sagte er abrupt: »Ich denke, das wär‘s für heute. Alles weitere besprechen wir dann während des Jobs.«
Bis auf Lewandowski wirkten sie alle irritiert.
»Was soll das?«, polterte Alessios dunkle Stimme einen Augenblick später los. Peter blickte die beiden Brüder ruhig an.
»Gibt es irgendein Problem?«
Schon zum zweiten Mal in den letzten Minuten spürte er sein Handy in der Tasche vibrieren, aber es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Telefonate.
»Wir finanzieren den Job, wir haben dich beauftragt«, sagte Adamo gereizt.
Alessio schlug mit der Faust auf den Tisch.
»Wir haben ein verdammtes Recht darauf, alle Details zu wissen.« Sein Kopf war vor Wut rot gefärbt.
»Ich kann nicht behaupten, dass es mir beim letzten Mal viel gebracht hätte, dass alle über alles informiert waren«, sagte Peter kalt und ließ seinen Blick nicht von den beiden Brüdern ab. »Deswegen wird es dieses Mal anders laufen.«
Die beiden Brüder beschimpften ihn noch ein paar Minuten, doch Peter reagierte nicht darauf, er stand einfach ruhig da. Als keinerlei Reaktion kam, warfen sie Peter noch einen finsteren Blick zu und verließen verärgert den Raum.
Er sah Justus an. »Dein Einsatz, Junge.«
Der zog aus seiner Tasche ein winziges Gerät, klappte es auf und begann damit in großen Schritten das Zimmer abzulaufen und es immer wieder kurz gegen die Wand zu halten. Als Justus fertig war, winkte Peter Lewandowski zu sich heran und ließ sich dessen Laptop zeigen. Ein Programm darauf, das dieser schon zu ihrer Studienzeit geschrieben hatte, zeigte jedes noch so kleine elektrische Gerät in der Umgebung an, und die Strahlung, die von ihm ausging. Damit konnten Wanzen und sonstige Funksignale gut im Blick behalten werden. Der Verlauf der letzten Minuten zeigte ein stetiges Abflachen der Signale an, bis statt Wanzen nur noch ihre Telefone und Computer schemenhaft als Signalquellen hier im Raum dargestellt wurden.
»Gut, Alessio und Adamo trauen mir nicht. Soweit keine Überraschungen.«
»Ich hab dir doch gesagt, der Junge ist gut«, sagte Lewandowski mit einem Nicken in Richtung Justus.
Lewandowski hatte ihm Justus erst ein paar Stunden zuvor vorgestellt. Es war einer seiner Mitarbeiter. Technisch versiert, außergewöhnlich begabt und nicht allzu engstirnig, was seine Auslegung von Gesetzen, Recht und Ordnung anging.
»Hattest du denn damit gerechnet, dass sie uns abhören?«, fragte Lisa-Marie, die nun auch an seinen Tisch gekommen war, um sich anzuschauen, was hier gespielt wurde. Justus hielt sich im Hintergrund und wirkte zufrieden, dass er seinen ersten kleinen Auftrag mit Bravour erfüllt hatte. Ihm war nicht viel Zeit geblieben eine Möglichkeit zu finden, schnell und zuverlässig Wanzen auszuschalten, nachdem ihn Lewandowski heute Morgen informiert hatte.
»Ich war mir sicher«, sagte Peter lächelnd, »und auch, dass sie die erste Gelegenheit nutzen würden, um sich aus dem Staub zu machen, damit wir unter uns sind. Aber kommen wir endlich zu den Details des Plans.«
Lewandowski hatte in der Zwischenzeit etwas auf seinem Handy gelesen. Sein ernster, ungläubiger Gesichtsausdruck ließ Peter aufmerken. Dann sagte Lewandowski mit tonloser Stimme:
»Ich glaube, du musst den Plan umschreiben.« Er schluckte.
»Skinny ist tot«.

Gedichte (141)

Sicher

Der Baum ist ganz prächtig geschmückt
Hoch auf ein Podest gestellt
Die Kinderaugen sind entzückt
Weil er gar so gut gefällt

Als wär nicht artig er gewesen
Wurd‘ der Baum fest eingezäunt
Um ihn vor dem kleinen Wesen
Zu sichern das ihn jetzt verträumt

Beguckt und auch betasten würd
Ebenso die schönen Kerzen
Das Kind, es ist zum Glück ganz still
Und schreit nicht etwa laut vor Schmerzen

Denn auch die Kerzen sind hoch droben
Gibts ob des Aufwands auch Gekicher
So kann das Kind hier doch ruhig toben

Es weihnachtet gar kindersicher