Gedichte (63)

Glück

In den Arm genommen werden
Ihre Nähe an dir spüren
Selbstverständlich Wärme schüren
Wach und ohne Seelensorgen
Ach, du schöner Samstag Morgen

Gedichte (62)

Endlich mal wieder ein neues Gedicht. Verzeiht, dass es solange gedauert hat. Hoffentlich wird das nicht die Regel 🙂
Dafür trete ich gerade relativ viel auf (das nächste Mal beim dicht.it-Slam am 21.Januar) und bereite den Dichtungsring vor.

Beste Grüße
Larry deVito

Blick nach vorn

Du hast deinen Weg gefunden
ziehst stumm und strebsam deine Runden
wie ich es sonst auch zu tun pflege
doch heute nagt an mir ein Leiden
bahnt sich ungewohnte Wege
tief in meinen Eingeweiden

Schlaflose Nächte, Streß und Druck
die bitt’re Pille die ich schluck‘
fremdbestimmte Arbeitstage
nie gehört mein Leben mir
der Sinn darin die Gretchenfrage
täglich grüßt das Murmeltier

Wo will ich hin? Wo soll ich stehen
wenn es einst Zeit wird zu gehen?
wenn ich einmal im Sterben liege
mich dem Abschied anvertraue
mich in der Erinnerung wiege
im Rückblick auf mein Leben schaue

Ich will in mir Gewissheit tragen
gut und gern gelebt zu haben
viel erlebt, niemand geschadet
eigene Wege hinterlassen
nicht in Eitelkeit gebadet
ohne Zorn, ohne zu hassen

mir und sonst auch treu geblieben
den Weg zum Ziel vorangetrieben
friedlich und nicht zu verschlossen
ohne mich sehr zu gefährden
das Leben wie es kam genossen
so hätt‘ ich’s gern, so soll es werden

Des Weckers Klang bringt mich auf Trab
wende den Blick vom Uhrzeiger ab
straffe mich, ordne das Hirn
es wird Zeit nun aufzustehen
um wie so oft im feinen Zwirn
zum arbeiten zu gehen

Gedichte (60)

Na du, wie geht’s dir denn so?

Depression, Burnout, die Börse ist leer
Wundfieber, Schrammen, unglaubliche Wut
Schmerzen im Rücken, das Gemüte so schwer
Ich fass mal zusammen: Es geht mir ganz gut

Gedichte (59)

Menschenkenner

Dass du eine Waffe ziehst
Nahm ich noch ganz gut gelaunt
Dass du mich damit erschiesst
Hat mich dann doch sehr erstaunt

2084

2084

Ich wache auf, als der Song gerade anfängt Fahrt aufzunehmen. Die Töne kommen mir entfernt bekannt vor und sie gefallen mir nicht. Mir ist, als hätte ich ihn bei MTV vor ein paar Tagen mal gehört, die spielen ja jetzt ab und zu sogar wieder Musik. Genau, das ist die neue Single von Lady Gaga. Eine psychedelische Hip-Hop-Coverversion von ‚Last Christmas‘. So langsam kriege ich Kopfweh. Ich schnappe mir das neben mir liegende Handy und stelle den Wecker aus. Es zeigt mir an, dass dieser Klingelton aktuell Platz Eins der amerikanischen, deutschen, englischen, südafrikanischen, tunesischen und belgischen Charts belegt und es ihn für nur 99 Cent erworben hat. Seit letzten Monat der Techniker mir das neue Betriebssystem auf dem Computer installiert und meine sämtlichen Geräte daran gekoppelt hat, hat sich einiges verändert. Das Betriebssystem ist von Google. Er meinte, sie würden immer schauen was das beste für mich ist und sich an meinem Geschmack orientieren. Ich hoffe Google irrt sich. Ich weiß nicht ob ich in einer Welt leben kann, in der Lady Gaga das Beste für mich ist. Der Computer wird sich wohl noch eine Weile an mich gewöhnen müssen.
Mein Laptop gibt ein Geräusch von sich. Als ich ihn öffne sehe ich eine E-Mail aufblinken. Mhm, mein Computer hat mir geschrieben. Anscheinend hat Google gestern ein Telefongespräch zwischen meiner Freundin und ihrer Schwester mitgeschnitten bei dem sie erwähnte, dass sie mich betrogen hat. Mein Computer hat daraufhin gleich per SMS in meinem Namen mit ihr Schluss gemacht, die Facebook-Freundschaft beendet, unsere gemeinsamen Youtube-Videos und Flickr-Fotos gelöscht, den Beziehungsstatus aktualisiert und mit allen Frauen die da auf Gefällt mir geklickt haben für nächste Woche Dates ausgemacht. Naja, vielleicht ist es besser so. Die Beziehung lief eh nicht mehr so wahnsinnig gut.
Was mache ich denn heute noch? Ich schreibe Jan eine SMS, ob er Lust auf Kino heute Abend hat, wir könnten ja danach vielleicht noch n Bierchen trinken gehen. Als ich die SMS abschicken will, leuchtet ein rotes Warndreieck auf. Das Handy teilt mir mit, dass ich das besser bleiben lassen sollte. Überhaupt soll ich heute mal zuhause bleiben, mich vernünftig ernähren und meine Leber schonen. Der Ergometer zeige an, dass er seit Tagen nicht benutzt worden sei, das Laufband ebenfalls und das Klo hätte schon die Werte von meiner letzten Urinprobe analysieren lassen, die seien alarmierend. Sport im Freien hat es mir wegen der schlechten Luft in der Stadt schon letzten Woche verboten und dafür die Traingsgeräte bestellt. Ich seufze frustriert. Naja, dann halt kein Kino. Ich mach mir jetzt einfach ne schöne Tiefkühlpizza, trink ein Glas Cola, leg mich vor den Fernseher und dann kommt der Tag schon noch ins Laufen.
Ich stehe auf und schlurfe gemächlich zum Kühlschrank. Als ich ihn öffne, stutze ich. Alle Fächer sind leer, bis auf das Gemüsefach – das ist vollgefüllt mit Sellerie. Ich mag gar kein Sellerie. Der Kühlschrank hat wohl nicht das nachbestellt was ich wollte. Er ist von aussen befüllbar, damit ich nicht mehr einkaufen gehen muss. Bisher hat er immer brav bestellt was ich ihm getwittert habe, da steckt bestimmt auch mein Computer dahinter. Ich schließe den Kühlschrank wieder. Na toll, denke ich mir. Kein Kino und keine Fertigpizza. Dann eben auf zu McDonald’s – ich brauch dringend was zum futtern und das Gemüsezeug pack ich nicht an. Ich ziehe mir meine Winterschuhe und meinen Wintermantel an. Die Schlafanzughose wird schon keiner bemerken, vielleicht ist in Berlin sogar gerade irgendein Trend aktuell der Schlafanzughosen als besonders modisch gelten lässt.
Ich drücke die Türklinke herunter – die Tür öffnet sich nicht. Das Display der Tür sagt, dass ich heute lieber Sellerie-Diät machen soll und ich höre die Waage im Bad zustimmend fiepen. Ich rüttle an der Tür aber sie geht einfach nicht auf. Stattdessen erscheint auf dem Touchscreen ein Nummernblock. Da steht, wenn ich den 32-stelligen PUK eingebe öffnet sie sich auch gegen den Willen des Systems. Na super. Der Google-Techniker wollte mir den PUK nur aushändigen, wenn ich seine – wie er es nannte – besondere Datenschutzvereinbarung unterschreibe. Dieses verdammte Kleingedruckte. Ich rufe jetzt bei der Service-Hotline an. Festnetz hab ich dank des unglaublich günstigen Handyvertrags keins mehr, also ziehe ich wieder mein Handy hervor. Es reagiert nicht auf berühren des Touchscreens. Es blendet nur Bilder von Sellerie ein. Immer mehr Bilder, jetzt auch von anderem Gemüse, mit Wochentagen versehen. Zwischendrin blitzt immer wieder irgendwas von „Diätplan“ und „Mein neues Leben“ auf. Immer schneller wechseln die Bilder, so schnell dass man es kaum noch verarbeiten kann, bis das Handyflimmern fast etwas hypnotisches hat. Ich fange an zu schreien. Ich schreie sehr laut und es dauert sehr lange bis ich wieder aufhöre.
Dann seufze ich, ergebe mich in mein Schicksal, ziehe die Schuhe und den Mantel aus, hole die Sellerie aus dem Kühlschrank und beginne langsam, ganz langsam sie zuzubereiten.

Gedichte (58)

Blick zurück

Mein Spiegel blickt mich fragend an
Er weiß nicht was ich denke
Dass ich den Anblick nicht ertragen kann
und ihn des halb verschenke

Gedichte (57)

Stadtweisheit

Als wollt‘ er sich den Finger brechen
drückt voll Gewalt er auf den Knopf
dass nicht passiert liegt nicht an körperlichen Schwächen
weiß es halt nicht, der arme Tropf

Frust steigt hoch als ihm dämmert, dass es ihm nicht glückt
wenn man lang hier wohnt dann kommt man eines Tages drauf
Und wenn man noch so hämmert und wenn man noch so drückt
solang das Licht nicht leuchtet, geht die U-Bahn-Tür nicht auf!

Gedichte (55)

Hoffnung

Wenn Liebe in dein Leben fällt
nichts verspricht und alles hält
du voll Tatendrang erwachst
plötzlich alles möglich machst

Dann leg die rosa Brille fort
musst wachen Auges schauen
hält der Anblick dann sein Wort
kannst du dem Glück
vielleicht auch trauen

Gedichte (53)

Ein relativ neues Gedicht, das allerdings eher noch eine Rohfassung ist. Ich werde wohl wenn der NaNoWriMo, an dem ich teilnehme, vorbei ist, noch ein wenig daran weiterschreiben. Fürs erste dachte ich mir, ich gebe euch mal einen Einblick, was ich momentan so tue.

Ich wünsche einen wunderschönen Abend

Grüße
Larry

Darf ich bitten?

Oh Prinzessin, euer Gnaden,
dürfte ich es wagen
euch hier und heute einzuladen,
zu mir in meine Welt
hab mich noch gar nicht vorstellt:

wie ihr, euer Hochwürden seht,
man nennt mich zu Lande und zu Wasser
stets die Realität

Darf ich euch Vaters Schutz entreissen?
eure Glashauswelt einschmeissen,
von Gottes Gnaden euch entzweien
von Geburtenrecht und Sippschaft euch befreien?

euch Leiden, Armut, Krankheit präsentieren
und euch aufs Brote schmieren
auf welch hohem Ross ihr lebt
und dummem Ziel entgegen strebt

Schickimicki, schöne Leiber,
geistesarme, stupfe Weiber
euch würd ich nicht im Traum anfassen,
seid nicht mal wert, euch eucht zu hassen
drum werd die Finger ich weg lassen

ihr werdet es doch nie verstehen,
was ich gehört, gelebt, gesehen
so geht dahin und lebt in Frieden
bin von euch im Geist geschieden
darum werdet ihr gemieden

mögt ihr auch so viel Pläne schmieden
ws ihr für tolle Leben lebt
manch hohes Ziel ward angestrebt

doch auf den Grabstein wird geschrieben:
Dumm geboren – und ist’s geblieben

Gedichte (52)

Vollbeschäftigung

Der Arbeitsplatz, da ist er nun
Er ist dem Deutschen Heiligtum

Ob die Umwelt wird verpestet
Ob man hier mal Waffen testet
Ob Diktatoren Panzer kaufen
Ihr Volk darf um sein Leben laufen
Ob Pullis die wir hier verticken
In Taiwan kleine Kinder stricken

Ob wir mit Autoauspuffgasen
Den Dreck selbst in die Lüfte blasen
An dem wir später dann krepieren
Umwelt und Leben verlieren

Ob Pharmafirmen Mafia spielen
Stets nur auf die Kohle schielen
Viele Tausend sterben lassen
Und sich nicht an die Nase fassen

Ob Politiker in Südenpfuhlen
Nur sich und ihre Lobby suhlen
Beim Chardonnay auf Wähler pfeifen
Sich am Spendengeld vergreifen

Alles möglich, wie ihr seht
Solang in unserem deutschen Land
Geführt von guter deutscher Hand
Kein Arbeitsplatz verloren geht