Gedichte (80)

Einen wunderschönen guten Morgen,
da ich mal wieder im Auftrag meiner Gesundheit unterwegs bin, gibt es ab heute die Fortsetzung der Gedichtreihe „Genesungslyrik“. Jeden Tag mindestens ein Gedicht, wobei sie sicherlich nicht alle thematisch damit zu tun haben werden.

Fühlt euch gegrüßt
Larry deVito

Genesungslyrik II – Teil 1

Mangelerscheinung

Morgens wenn ich halb noch schlafe
fehlt schon die Wärme neben mir
so kalt und leer, einsame Strafe
ich bin leider nicht bei dir

Wochen, Tage, Stunden,
das alles steht noch hier im Raum
schon jetzt zähl‘ ich die Sekunden
streich sie ab, des Nachts im Traum

Alles was hier fehlt bist du
den ganzen Tag von früh bis spät
am Tag und Nachts und immerzu
während zäh die Zeit vergeht
auf ihre schwerfällige Weise

Und ich sitz hier, ganz allein
hoff, am Ende dieser kleinen Reise
wird es das wert gewesen sein

Gedichte (79)

Offene Ohren und ein Lächeln

Ich spreche nicht für unsere Generation
und nicht über falsches Recht
nicht für unsere Nation
und über mein Geschlecht

Muss nicht die Welt bewegen
nur den Stift auf dem Papier
noch keine Lust ihn wegzulegen
so viele Worte fehlen mir

Bin nicht Wecker und nicht Wader
nicht Georg Schramm, nicht Josef Hader
Was ich sage erweckt keine Revolution
offene Ohren und ein Lächeln,
das genügt mir schon

Bin nicht Bill Kaulitz und nicht Sido
nicht Mario Barth und nicht Bushido
füll‘ keine Stadien, keine Hallen
muss nicht jedermann gefallen

Werd‘ nicht die Welt bewegen
nur den Stift auf dem Papier
hab keine Zeit ihn wegzulegen
so viele Worte fehlen hier

Gedichte (78)

Ade FDP

Am Horizont, da sieht man sie verglühen
Kometenhaft und inhaltsleer
Man erkennt sie ohne Mühen
Selbstbewusst, bedeutungsschwer

Auf ihrem bisher besten Weg
Bis zum Abgrund und noch weiter
Beliebtheit auf dem schmalen Grat
Zwischen Beulenpest und Eiter
Wo dreiste Sprache sinnlos waltet
Ward Wählergunst schnell ausgeschaltet
Guidos Stimmung ist verdrießlich
Denn bei der nächsten Landtagswahl
Steht Projekt 18 ausschließlich
für ihre Mitgliederzahl

Ein solcher Niedergang
der gibt Hoffnung für die Welt
Die Lobbyisten stehen im Regen
Ein Hauch Vernunft
der in die Politik Einzug erhält

Vielleicht wird eines Tages
auch Frau Merkel abgesetzt
Und Sarrazin muss
schweigend Straßen fegen
Die Hoffnung stirbt zuletzt

Gedichte (77)

Kompromiss

Die Gemüter sind erhitzt
Die Sache hat sich zugespitzt
Die Presse gießt noch Öl ins Feuer
Welcher Staatsmann ist wie teuer?

Kritiker, die in Reden sich erregen
Politiker – sie sollen ihr Gehalt darlegen
Und aufhören zu kassieren
Von den Firmen die sie schmieren

Diskussionen fließen hin und her
Argumente wiegen schwer
Selbst das Volk ist aufgebracht
Allerorts Verdruss entfacht

Doch hier mein Vorschlag zur Güte:
Wir drucken Jacken, Mäntel, Hemden, Hüte
Mit den Namen der Sponsoren
Der Regierung geht kein Cent verloren

Doch wie im Sport sieht man dann gleich
Wer macht welchen Staatsmann reich
Wer wird hier von wem bezahlt
Ich hab’s mir genau ausgemalt

Entscheidungen werden leicht verständlich
Die Politik, sie klärt sich auf
Die Not zu Lügen sinkt schlussendlich
Warum kam noch niemand drauf?

Auch für die Optik wär’s famos
Das Grau in Grau wären wir los
Wir bringen per Sponsorvertrag
Mehr Farbe in den Bundestag

Resteessen (3)

Hier sind ein weiteres Mal ein paar Brocken, die eigentlich Gedichte werden wollen, aber es entweder noch nicht zu Gedichten geschafft haben oder schon so lange auf dem Abstellgleis sind, dass sie es wohl nie schaffen werden. Ein paar haben es immerhin bis zu einem Titel gebracht.
Viel Spaß damit!

Szenemenschen

Herausgeputzt als gelt‘ es heut
Der Geisterbahn die Furcht zu lehren

Stetig führt mein Weg mich weiter
Die Zeit vergeht so rasend schnell
Was geschieht stimmt mich nicht heiter
Die Lunge schmerzt, das Licht brennt grell

Ich könnte aufstehen, losgehen
Der Welt zeigen wer ich in
Mit Schirm und Charme und gern gesehen
Wohin mich auch die Schritte tragen
Würd‘ meine Botschaft ich verkünden
alles and’re überragen

Ich sitze zuhause und scheibe Gedichte
Wenn ich so manches Mal vergangene Zeiten nachbelichte
Ihnen Raum geb zum Entwickeln
Stellt sich mir oft eine große Frage
Wann immer ich lyrisch jubel und klage
stundelang an Zeilen frickel
Steht sie im Raum und sieht mich blöde an
Und nur selten trau ich mich an sie heran
Aus Angst, die Antwort gefiele mir nicht

Heben wir die Gläser
Trinken wir auf alte Zeiten
Wer wir sind und einmal waren
Auf den Weg, den wir bestreiten
Kommt, leeren wir in einem Zug
Was uns von der Ekstase trennt
Erinnern die Vergangenheit
Solang‘ uns noch die Kehle brennt

Und als der Tod den Raum betrat
Saßen sie still in ihren Stühlen
Vor Angst gelähmt, er konnt‘ es fühlen
Als ein kleiner Junge leise bat:

Gedichte (76)

Ein Gedicht, das schon vor ungefähr einem Jahr entstanden ist. Ich dachte mir, es hat eigentlich noch einen eigenen Post verdient. Es ist ein kleiner Tribut Rainer Maria Rilke, einen der – wie ich finde – großartigsten Dichter und versucht, einen sehr berühmten Text von ihm ein wenig zu aktualisieren.

Herbsttag – eine lyrische Adaption für den Herrn Rilke

Herr, es ist Zeit
Der Sommer soll sich dem Ende zuneigen
Leg deinen Schatten auf die Badestrände
Lass alle ohne Ende bei Facebook ihre Bilder zeigen
Befiehl den letzten Nordic Walkern heim zu gehen
Schick ihnen ruhig Regen und Hagel
Dräng sie von den Hängen Weg und jage
Mit Donnergrollen auch Surfer und Angler von den Seen

Wer jetzt kein Haus hat sollte einen Makler anrufen
Wer jetzt allein ist wird sich schon die Zeit vertreiben
Fernsehen gucken oder anderen bei Partnerbörsen schreiben
Und wird vor seinem Haus die wenigen Stufen
Endlos streuen, damit Besucher stets am Leben bleiben

Gedichte (75)

Einen wunderbaren guten Abend wünsche ich!
Dies ist das 75. Gedicht auf meinem Blog, seit seiner Entstehung 2007, das finde ich sehr faszinierend,
Ich wünsche ein schönes Wochenende allerseits…

Greetz
Larry

Der Narr

Es saß dereinst auf einer Kuppe
Ein Narr mit einer Nudelsuppe
Und wie er sie so zu sich nahm
Ihn eine Frage überkam:

Was tu ich hier mit dieser Suppe
Als Narr auf einer kleinen Kuppe?

Das Essen, es will mir nicht munden
Und noch dazu bin ich allein
Kann weder satt, noch närrisch sein
Die Antwort hat er nicht gefunden

War halt ein Narr, kein Philosoph
Lief kopfschüttelnd zum Königshof
Und dachte sich: so wie mir geht’s
wohl den meisten
Schuster, bleib bei deinen Leisten!

Gedichte (74)

Sommer in Berlin

Berlin, dein Sommer ist zurück

Parks und Parties, Technobeats

Wo jeder Ort und jeder Kiez

mit dem neuesten Sound beglückt

Flohmarkt, Demo, Liegewiese,

Beerdigung und Mittagspause

wird zur Elektro-Hipster-Sause

Schnieke Klamotten, Hippe Frise

schnell die Gelegenheit gepackt

Menschen wiegen sich im Takt

und es tanzt sich sehr entspannt

mit ’nem Sterni in der Hand

Gedichte (73)

Heimkehr

Die Berge die zum Ziel mich leiten

Am Horizont ragen sie auf

Alles hier, es birgt zuhauf

Erinnerung an alte Zeiten

All die Gedanken, die mich tragen

treiben Schabernack in mir

Bin zurück, doch bleib nicht hier

Ich wollte nur mal danke sagen

Gedichte (64)

Horst

Ängstlich guckt er in die Röhre
besorgt, er könnte was verpassen
hat dies‘ Zimmer und das Haus
schon so lang nicht mehr verlassen

Horst geht nicht raus, nicht auf die Straße
empfängt auch keinen, der ihn bedauert
Horst bleibt Zuhaus‘ denn er hat Angst
vor der Gefahr, die draußen lauert

Vor Anthrax, SARS und Noroviren
Vor Dioxin in Ei und Tieren
Burn-Out durch den Arbeitsstress
BSE, ADHS

Er bleibt daheim, er will sich schonen
vor Arbeitswut und Depressionen
chronischem Erkältungsleiden
Schmerzen in den Eingeweiden
Borderline und Magenkrämpfen
Pollenflug, giftigen Dämpfen
was er auch spürt, er fürchtet sich
vor Asthma, Durchfall, Sonnenstich,
Erbkrankheiten in der Sippe,
Pfeiffer’schem Fieber, Schweinegrippe
Fischvergiftung, Infektionen
Tod durch OPs und Transfusionen
hat Angst vor Maul- und Klauenseuchen,
vor Spinnen und vor Vogelscheuchen
Schönheitswahn und Bulimie,
Magersucht, Coulrophobie,

Angst vor Terror, Blut im Stuhl,
vor dem globalen Sündenpfuhl
Spannern, die ihn geil begaffen
vor alten pädophilen Pfaffen
die katholisch ihn bedrängen
Angst vor Muslimen die sich sprengen
und primitiv gottlosen Heiden,
er muss Versammlungsplätze meiden
und ebenso die Bahn und Busse,
Angst vor der Türe steht der Russe,
der mit Polonium ihn vergiftet,
Angst dass die ganze Welt zerklüftet
er sorgt sich um Gedächtnisschwund

er fürchtet auch, er ist gesund
und nur ein Hypochonder,
ein Angsthase, nicht allzu hell
und sonst auch nicht ganz normal
doch täglich zeigt ihm RTL:

Die Bedrohung ist real!