Gedichte (48)

Abgründe

Beide stehen sie und starren
zögern, warten und verharren
beide am Abgrund, beide erfüllt,
von Angst die ihnen den Geist verhüllt
beide am Abgrund, so unterschiedlich
Wenn sie springt taucht sie ein, ganz friedlich,
ins Wasser, steigt den Sprungturm neu hinauf,
wenn er springt schlägt er auf Stahlbeton auf
setzt all dem unseligen Streben
ein Ende und ebenso seinem Leben
Und die Moral? Die können wir uns hier schenken
Nicht alles was reimt lohnt sich auch zu denken!

Gedichte (43)

Hallo zusammen,

das folgende Gedicht ist ein wenig arg sinnfrei, aber manchmal tut man halt was einem so in den Sinn kommt. Vielleicht amüsiert es ja dennoch den ein oder anderen.

Leib- und Magengedichte 1

Im Topf muss kochend‘ Wasser wallen
hinein lässt du die Nudeln fallen
den Herd an für ein paar Momente
bis das Teigwerk fast al dente
und dennoch recht schön bissfest ist
dann die Sahne in die Pfanne
den Schinken auch, der schon so lange
geschnitten auf dem Brettchen lauert
bevor die Sahne nun versauert
Creme fraîche und Erbsen in die Soße
und lieber kleine als zu große
Stücke Gorgonzola auch
Dill, Basilikum, Schnittlauch
und etwas Salz und Pfeffer streuen
dein Gaumen wird sich nachher freuen
wenn du es aufkochen lässt bis
die Soße durchweg flüssig is
zuletzt ein klein wenig garnieren
und mit den Nudeln heiß servieren

Gedichtbuch: Arno Wilhelm – Schlicht & Ergreifend (1)


Einen wunderschönen guten Abend,

seit heute ist es offiziell, der Vertrag wurde vor ein paar Stunden unterzeichnet. Im Leonhard-Thurneysser-Verlag Berlin & Basel erscheint im letzten Quartal diesen Jahres mein Gedichtband der auf den Titel „Schlicht & Ergreifend“ hört. Er wird um die 100 Seiten haben und 8 € kosten und über mich, die Buchhandlung eures Vertrauens und über www.buchhandel.de zu erhalten sein. Etliche der Gedichte stehen oder standen mal hier auf dem Blog, allerdings stehen hier Gedichte die nicht im Buch sind und das Buch enthält Gedichte die nicht ihren Weg hierher gefunden haben, es muss ja interessant bleiben.
Ich hoffe auf jeden Fall dass der ein oder andere daran Interesse hat, ich werde hier weiter Infos posten sobald ich mehr zum Veröffentlichungsdatum oder ähnlichem weiß.

Mit bestem Gruße

Larry deVito

Gedichte (42)

Einen wunderschönen guten Morgen,
irgendwie habe ich gerade wieder ein Faible für ernste Gedichte, aber das schlägt bestimmt auch bald wieder um. Das folgende Gedicht ist mir eingefallen, als ich über den Begriff des reinigenden Gewitters nachgedacht habe und dass ich dieses Bild als sehr schön und auch oft als sehr passend empfinde.

Ich hoffe es gefällt euch

Grüße
Larry deVito

Reinigendes Gewitter

So viel besteht, vom Himmel oben bis zur Erde
Alles vergeht. Ob ich es je begreifen werde?
Ein Gewitter bricht mit Donner über uns herein
flutet unser beider Lebensweg, wäscht alles rein

Manch ein Gewitter ist kaum zu überstehen
Mancher Fehler ist im Herz kaum zu verzeihen
doch es hilft Schmerz Ausdruck zu verleihen
man will ohne Bitterkeit gemeinsam weitergehen

Alles schmerzt, man schluchzt und weint
es ist schwer zu vergeben
Doch wo immer nur die Sonne scheint
zerstört sie alles Leben

Gedichte (39)

So, mit dem heutigen Tag endet die Reihe, die inzwischen fest den Titel ‚Genesungslyrik‘ bekommen hat. Morgen werde ich erfreulicherweise entlassen. Ein paar der Gedichte werden wohl auch den Weg ins Buch finden, das an Weihnachten 2010 erscheint. Jetzt wird die Rate an Postings auch wieder etwas abflachen, ich wünsche derweil Spaß mit dem letzten Gedicht aus dem Herzen eines Klinikums in der schönen Hauptstadt…

Gruß
Larry de Vito

Ungerecht

Mancher Menschen Seelenleben
ist so hässlich wie ihr Streben
nach Ruhm und Prunk und alledem
doch sie haben es bequem

Und liebe Menschen liegen hier
nach gut geführten, kurzen Leben
dem Ende nah, die Lippen beben
steter Zweifel nagt an mir

es liegt nicht an mir zu richten
alles was ich darf ist dichten
so vieles ist hier ungerecht
ich glaub manchmal,
die Welt ist schlecht

Gedichte (38)

Wir

Ich – ich liege
Infusionen die ich kriege
laufen mir in meinen Arm
wie so oft ist mir zu warm
um mich herum hängt in der Luft
Desinfektionsmittelduft
lieg auf meinem Bett und lerne
Gedanken schweifen in die Ferne

Du – du fehlst,
wie du mir von deinem Tag erzählst
Stunden bei mir sitzen bleibst
mir die lange Zeit vertreibst
ich hoffe du suchst nie das Weite
du tolle Frau an meiner Seite
mein‘ es auch ernst, wenn ich dir sag
ich bin so froh dass ich dich hab

Er – er grollte
weil er wieder heimwärts wollte
hat zu seiner Form gefunden
wartete heute nur noch Stunden
lang aufs Papier seiner Entlassung
dennoch, er trug es mit Fassung
und ging, wie könnt‘ es anders sein
nach Haus zu Frau und Töchterlein

Sie – sie schieben
von Arbeitsstreß vorangetrieben
Betten über die Station
Jahrelang geht das wohl schon
angestrengt, unterbesetzt
wirken permanent gehetzt
voll Arbeitskraft und ihrem Streben
sie halten die Station am Leben

Es – es endet
bald werde ich heimgesendet
man sagt wohl besser, werd‘ entlassen
kann es immernoch kaum fassen
bin quasi wieder quietschfidel
froh dass ich mich nicht mehr quäl‘
und lass‘ es euch im Paarreim wissen
ich werde das hier wohl nicht vermissen

Gedichte (37)

Dienstag

Natur im heißen Sommerkleid
erfüllt mich bis ins Mark
Es zerfliesst die Zeit
in diesem wunderschönen Park

Es kommt ein alter Mann vorbei
im Rollstuhl sitzt er, wird geschoben
die Glieder wirken schwer wie Blei
blickt aufmerksam, den Kopf erhoben

verwundert, doch er sieht schon richtig
die Augen sind durchaus noch tüchtig
wie dieser junge Mann da steht
bizarr, er hat’s genau im Ohr
ein Selbstgespräch führt der Poet
der liest sich laut Gedichte vor

Gedichte (36)

Erkenntnisse am frühen Abend

Wie Feuer brennen meine Lungen,
bin müde, matt und ausgewrungen,
Schmerz in meinem rechten Arm,
krieg wenig Luft, mir ist zu warm,

doch den meisten hier gehts schlecht
das Leben ist oft ungerecht
Krankheit täglich weit und breit
das betäubt mein Selbstmitleid

Gedichte (35)

Na bis jetzt klappt das ja ganz gut. Dieses Mal ist es ein nicht-autobiographisches Gedicht, ich habe das große Glück genug Besuch zu bekommen. „Lungenstations-und-Luftröhren-Lyrik“ ist momentan zu den Arbeitstiteln für diese Reihe hinzugekommen. Vorschläge werden per Kommentarfunktion natürlich freudestrahlend entgegen genommen, aktueller Favorit ist nach wie vor „Genesungslyrik“.

Kommen und Gehen

Es ist früher Nachmittag
die Stations-Besuchszeit naht
die Zimmer füllen sich mit Gästen
aus Ostberlin und aus’m Westen

Tag für Tag kommen sie wieder
Trauer drückt die Haltung nieder
schleichen vorbei, Leid im Gesicht,
Sorge die im Herzen sticht

besuchen Mutter, Vater, Lebenspartner
traurig vereint, ihr Weg ein harter
sitzen dann da, alle gemeinsam
ich liege hier, fühle mich einsam

die Seele ist nicht froh, nicht frei,
doch da, die Tür am Gang bewegt sich
vielleicht kommt heute wer vorbei
doch meine Hoffnung – nur noch kläglich
Vertrauen, Glaube, unerträglich
im täglich kranken Allerlei

Gedichte (34)

Samstag Mittag

Samstag Mittag, Deutschland spielt,
Fußball in Südafrika,
selbst die Krankenschwester schielt
zum Fernseher und schreit hurra,

wer unter den Wachen weilt,
und den keine OP ereilt,
schaut im Fernseher das Spiel,
selbst mir wäre es nicht mehr zuviel
dennoch schaue ich es nicht,
sehe mich nicht in der Pflicht,

Deutschland siegt, sicher zu Recht,
man sagte mir, es war nicht schlecht,
dem deutschen Fußball zuzuschauen
man hört Fans auf die Kacke hauen

Durch’s Fenster klingt in Stereo
Vuvuzela-Lärm zuhauf herein
doch manch Alter hört darin allein
Trompetenklang aus Jericho