Gedichte (145) – Wunschdenken

Wunschdenken

Ich wünsche mir ein Land
Mit Politik, die wortgewandt
Klipp und klar die Meinung sagt
Wenn wer zu einem Thema fragt

Deutlich, möglichst unverschwurbelt
Inhalt, der den Geist ankurbelt
Bisher bleibt der Wunsch unerfüllt
Jede Rede ist umhüllt

Von geistesleeren Phrasenblasen
Verbal erzeugtem Vakuum
Mit Wolkenschlössern drum herum

Ich wünsch mir, dass sie wer zersticht
Und frag mich – warum mach ich’s nicht?

Gedichte (129)


Politikverdrossen

Ich würde so gern über Wahlen schreiben
Über Wahlkampf, Macht und Demokratie
Über all das geschäftige Treiben
Politik und erzeugte Hysterie

Aber ich kann nicht
Und will es auch nicht
Jedes Mal zieht’s mir die Augen zu
Der Kopf rutscht aufs Kissen
Ich schlafe im Nu

Ich würde so gern über die Kanzlerin schreiben
taktiles Verhalten und die Opposition
Das Eröffnen von Wahrheit in winzigen Scheiben
Zu viele Worthülsen und zu wenig Vision

Aber ich kann nicht
Es langweilt mich so
Nicht mal für Wut reicht
Das Glimmen in mir
Und wieder zieht es gleich
die Augen mir zu

Bin von all dem Unsinn frustriert
Vollkommen politikverdrossen
Ungewöhnlich unentschlossen
Und eine Prise desinteressiert

Doch bevor sich der Frust alle Glut einverleibt
Überliste ich ihn, ganz gerissen und schlau
Weil ich weiß, dass nur eine Chance noch bleibt
Und was ich jetzt mache, ich weiß es genau

Auf zum Laptop, ich werd‘ mich verdammen
Ich tu mir jetzt bewusst richtig weh
Um meine Wut neu zu entflammen 
Mit den Reden vom Parteitag der FDP

Gedichte (117)

Gelebte Demokratie

Meine lieben, hochverehrten, unbeschwerten
werten Zuschauer hier und Zuhaus an den Geräten,
Ich sag hallo zur heiß verehrten, schwer begehrten
Von jung und alt und den Gelehrten geradezu herbeigeflehten

neuen Staffel voll Spannung, Nervenstärke und Genie
Voll Lob und Strafe, Freud und Leid, davor ist keiner hier gefeit
drum: Willkommen liebes Publikum, bei „Gelebte Demokratie“

Da unten stehen die Kandidaten, können es wohl kaum erwarten,
Ihre Plätze sich zu sichern, manche zittern, manche kichern
vor Angst um Wählergunst und Wissen, gleich geht es los, wir können starten
Der Bundestag ist präpariert, hergerichtet und verziert
Für maximalen Spaß, ohne Grenze, ohne Maß
An Wahrheit, Tratsch und Lügen, an Politik und Wahlvergnügen,

Da ist schon Sigmar Gabriel, begeht trittsicher den Parcours, geht kein einziges Mal fehl,
Spricht von Zukunft und bleibt stehen, von Hindernissen nichts zu sehen
Das Publikum scheint ihn zu mögen, wählt ihn geschmacksneutral und heiter
in die nächste Runde weiter

Da kommt Herr Rösler um die Ecke, schon unsere letzte Sendung
War für ihn die große Wendung, brachte ihn beinah zur Strecke
Angstmacherei und Krisenthesen sind für ihn nicht gut gewesen
Nur um ein Haar flog er nicht raus, doch wie sieht es heute aus?
Nun beginnt er seine Rede, und ich sag mal, alter Schwede
Griechenfeindlich, lobbyistisch, für die Zukunft pessimistisch
Da hat wer nichts dazugelernt, Schon trifft ihn Gyros eimerweise
Vom Rednerpult wird er entfernt
Nun ist er rausgewählt und leise
Sind Stimmen zu vernehmen, der Herr Rösler sollt‘ sich schämen
Jetzt muss er rüber in den Ring und wird von einem gut trainierten
engagierten, talentierten Griechen in die Krisen
des Wrestling-Sportes eingewiesen

Doch drüben spielt das Hauptgeschehen,
Hier ist der nächste schon zu sehen, herein kommt Thilo Sarrazin
Zack, da liegt er auf den Knien, da war wohl grad ein Stolperstein
Er versucht sich zu befreien aus dieser schlechten Position
Doch ganz klar, man sieht es schon, die Falltür öffnet ihre Pforten
Applaus erschallt hier allerorten, Wohl auch schon rausgewählt der Bube
er schlittert in die Jauchengrube, wälzt sich in den Exkrementen
Drum herum stehen Kunststudenten, mit Migration im Hintergrund
die ihn amüsiert begaffen und nun schön farbenfroh und bunt
kleine Gemälde von ihm schaffen

Die Stimmung tobt im hohen Hause, gleich wird es Zeit zur Werbepause
Jeder hier lacht, alle sind froh,
Damit zurück ins Studio.

Gedichte (19)

Ein politisches Stilleben

Mehr als 100 Tage leben sie nun schon
In ihrer heiß ersehnten Koalition
Guido stumpf, wie man ihn seit Jahren kennt,
Vergleicht uns mit dem alten Rom, Hartz4 macht alle dekadent,
Glaubt noch immer, er sei in der Opposition,
schimpft nur gegen die anderen, man kennt das alles schon,

Angela will nichts entscheiden, nicht widersprechen,
mahnt an, berät, und kann doch nur Phrasen dreschen,
Denkt, ohne Handlung regiert sich‘s besser,
Man könnte meinen, rot und grün wetzen die Messer,
doch keiner tut was, niemand profitiert,
weil sich keiner profiliert,

Schwarz-Gelb gibt Geld aus das nicht existiert,
wird von Mövenpick geschmiert,
vernachlässigt die Bildung, die Finanzen, den Staat,
die Tigerente ist zur Salzsäule erstarrt,
wie lange geht das wohl noch so?
wir erleben politischen Stillstand auf ganz neuem Niveau,

Mein Fazit heute, wie könnt‘ es anders sein,
wenn so Wunschpartner aussehen, bleibt man wohl besser allein.