Gedichte (115)

Nein, Frau Doktor
Nein, Frau Doktor, so glauben sie mir
Wäre alles wie immer, wär ich jetzt nicht hier
Schon klar, die Befunde sind inkonklusiv
Nicht schlüssig genug, nicht informativ
Und es ist ja nicht so, dass ich’s nicht versteh
Das Quartal geht zuende und auch ihr Budget
Doch es schmerzt nunmal jetzt und nicht erst in zwei Wochen
Es krampft und ich habe mich mehrfach erbrochen
In den drei Stunden im Wartezimmer
Und es wurden beim Warten auch die Bauchschmerzen schlimmer
Ich hatte natürlich auch keinen Termin
Weil bis vor kurzem ja alles noch einwandfrei schien
Nein? Sie können  da leider nichts für mich tun?
Ich hab keine Zeit um mich auszuruhen
Okay, ist schon gut, ich hab’s ja kapiert,
Ich bin ja auch keiner, der lang diskutiert
Sie verschreiben mir nichts mehr dieses Quartal
Haben da selber auch gar keine Wahl
Dann koch ich mir jetzt was, das ganz schrecklich schmeckt
Und hoffe auf den Placebo-Effekt
Und sollt’ ich gesunden und doch nicht krepieren
Werd‘ ich am ersten hier her marschieren
Und ganz ehrlich, Frau Doktor, da möchte ich dann
Aber zum Ausgleich das volle Programm
Spritzen, Tabletten und frischen Verband
Impfungen für Füße, Herz, Hirn und Hand
Antibiotika bis mir der Magen erweicht
Damit’s diesmal dann auch bis zum Quartalsende reicht

Gedichte (86)

Genesungslyrik II – Teil 7

Holdes Antibiotikum

Ach du schöne Antibiose
egal ob Mann oder Mimose
bringst Gesundheit jedermann
jedem, der sie brauchen kann

egal ob Frau, ob kleines Kind
die Genesung kommt geschwind
jederzeit wirst du verschrieben
weil wir dich von Herzen lieben

bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit
Krankheit, duck dich, sei bereit
wir schicken Antibiotika
bald schon bist du nicht mehr da

Nebenwirkung gibt es keine
alt und jung hilft’s auf die Beine
wer will schon ruhen, Fernseh gucken
man kann doch auch Tabletten schlucken

du bist so wundervoll und drum
liebes Antibiotikum
der du verscheuchst all uns’re Schmerzen
danken wir dir von ganzem Herzen