Gedichte (83)

Genesungslyrik II – Teil 4

Was man nicht kennt

Muss schlimm sein, diese Atemnot
sagt sie zu ihm beim Abendbrot

schlimm ist nur, was man nicht kennt
denkt er da leise, spricht’s nicht aus
was man vertraut beim Namen nennt
verliert an Einfluss und an Graus

Sind sicher furchtbar diese Schmerzen
sagt sie zu ihr, Mitleid im Herzen

schlimm ist nur, was man nicht kennt
was nicht vertraut ist und gewohnt
denkt sie leise, schweigt gehemmt
weil Reden sich ja doch nicht lohnt

Was man kennt, kann man ertragen
hört sie sich dann leise sagen
Nur der Rest, der Schmerz von Morgen,
der macht mir noch manchmal Sorgen

Gedichte (82)

Genesungslyrik II – Teil 3

Ein menschliches Stillleben

Ein alter Mann mit müden Augen
mit Knochen die zu nichts mehr taugen
und nettem Lächeln im Gesicht
hat Schmerzen, dennoch klagt er nicht
ein Rollator hilft, sich zu bewegen
Grüßt freundlich kommt er mir entgegen

und hätt‘ ich einen – ich zög‘ den Hut
vor seinem stolzen Lebensmut
auch noch in solchen schweren Tagen
den Kopf so aufrecht hoch zu tragen

Gedichte (81)

Genesungslyrik II – Teil 2

Gegen das Jammern

Manches ist auf dieser Welt
nicht so, wie ich’s mir vorgestellt
kaum einem ist die Kunst gegeben
das was er hat auch zu erleben

das Jammern fällt ihm nicht so schwer
geniessen doch dagegen sehr
zu jammern scheint auch dies‘ Gedicht
doch schliessen will ich damit nicht

ich freu mich heut mal ganz bewusst
der ungetrübten Lebenslust
zieh‘ die Luft ein in die Lungen
atme tief und ungezwungen
schau‘ mir schöne Landschaft an
und erfreue mich daran

Lauf am Meer landauf, landab
Sand und Dünen nicht zu knapp
Salz in der Luft und Sand im Schuh
Hier eine Mäh, da eine Muh,

Alles windet sich im Wind
Genieß‘ die Tage wie ein Kind
mit großen Augen und bewusst
voll ungetrübter Lebenslust

Leg mich dann früh am Abend hin
im Geiste hier und in Berlin

Genieße meine kleine Welt
und bevor Schlaf mich befällt
kommt ein Gedanke bei mir an
erfreue mich noch kurz daran
dann schlaf ich lächelnd tief und fest

die Welt ist schön, wenn man sie lässt

Gedichte (80)

Einen wunderschönen guten Morgen,
da ich mal wieder im Auftrag meiner Gesundheit unterwegs bin, gibt es ab heute die Fortsetzung der Gedichtreihe „Genesungslyrik“. Jeden Tag mindestens ein Gedicht, wobei sie sicherlich nicht alle thematisch damit zu tun haben werden.

Fühlt euch gegrüßt
Larry deVito

Genesungslyrik II – Teil 1

Mangelerscheinung

Morgens wenn ich halb noch schlafe
fehlt schon die Wärme neben mir
so kalt und leer, einsame Strafe
ich bin leider nicht bei dir

Wochen, Tage, Stunden,
das alles steht noch hier im Raum
schon jetzt zähl‘ ich die Sekunden
streich sie ab, des Nachts im Traum

Alles was hier fehlt bist du
den ganzen Tag von früh bis spät
am Tag und Nachts und immerzu
während zäh die Zeit vergeht
auf ihre schwerfällige Weise

Und ich sitz hier, ganz allein
hoff, am Ende dieser kleinen Reise
wird es das wert gewesen sein

Gedichte (79)

Offene Ohren und ein Lächeln

Ich spreche nicht für unsere Generation
und nicht über falsches Recht
nicht für unsere Nation
und über mein Geschlecht

Muss nicht die Welt bewegen
nur den Stift auf dem Papier
noch keine Lust ihn wegzulegen
so viele Worte fehlen mir

Bin nicht Wecker und nicht Wader
nicht Georg Schramm, nicht Josef Hader
Was ich sage erweckt keine Revolution
offene Ohren und ein Lächeln,
das genügt mir schon

Bin nicht Bill Kaulitz und nicht Sido
nicht Mario Barth und nicht Bushido
füll‘ keine Stadien, keine Hallen
muss nicht jedermann gefallen

Werd‘ nicht die Welt bewegen
nur den Stift auf dem Papier
hab keine Zeit ihn wegzulegen
so viele Worte fehlen hier

Gedichte (78)

Ade FDP

Am Horizont, da sieht man sie verglühen
Kometenhaft und inhaltsleer
Man erkennt sie ohne Mühen
Selbstbewusst, bedeutungsschwer

Auf ihrem bisher besten Weg
Bis zum Abgrund und noch weiter
Beliebtheit auf dem schmalen Grat
Zwischen Beulenpest und Eiter
Wo dreiste Sprache sinnlos waltet
Ward Wählergunst schnell ausgeschaltet
Guidos Stimmung ist verdrießlich
Denn bei der nächsten Landtagswahl
Steht Projekt 18 ausschließlich
für ihre Mitgliederzahl

Ein solcher Niedergang
der gibt Hoffnung für die Welt
Die Lobbyisten stehen im Regen
Ein Hauch Vernunft
der in die Politik Einzug erhält

Vielleicht wird eines Tages
auch Frau Merkel abgesetzt
Und Sarrazin muss
schweigend Straßen fegen
Die Hoffnung stirbt zuletzt

Gedichte (77)

Kompromiss

Die Gemüter sind erhitzt
Die Sache hat sich zugespitzt
Die Presse gießt noch Öl ins Feuer
Welcher Staatsmann ist wie teuer?

Kritiker, die in Reden sich erregen
Politiker – sie sollen ihr Gehalt darlegen
Und aufhören zu kassieren
Von den Firmen die sie schmieren

Diskussionen fließen hin und her
Argumente wiegen schwer
Selbst das Volk ist aufgebracht
Allerorts Verdruss entfacht

Doch hier mein Vorschlag zur Güte:
Wir drucken Jacken, Mäntel, Hemden, Hüte
Mit den Namen der Sponsoren
Der Regierung geht kein Cent verloren

Doch wie im Sport sieht man dann gleich
Wer macht welchen Staatsmann reich
Wer wird hier von wem bezahlt
Ich hab’s mir genau ausgemalt

Entscheidungen werden leicht verständlich
Die Politik, sie klärt sich auf
Die Not zu Lügen sinkt schlussendlich
Warum kam noch niemand drauf?

Auch für die Optik wär’s famos
Das Grau in Grau wären wir los
Wir bringen per Sponsorvertrag
Mehr Farbe in den Bundestag

Gedichte (76)

Ein Gedicht, das schon vor ungefähr einem Jahr entstanden ist. Ich dachte mir, es hat eigentlich noch einen eigenen Post verdient. Es ist ein kleiner Tribut Rainer Maria Rilke, einen der – wie ich finde – großartigsten Dichter und versucht, einen sehr berühmten Text von ihm ein wenig zu aktualisieren.

Herbsttag – eine lyrische Adaption für den Herrn Rilke

Herr, es ist Zeit
Der Sommer soll sich dem Ende zuneigen
Leg deinen Schatten auf die Badestrände
Lass alle ohne Ende bei Facebook ihre Bilder zeigen
Befiehl den letzten Nordic Walkern heim zu gehen
Schick ihnen ruhig Regen und Hagel
Dräng sie von den Hängen Weg und jage
Mit Donnergrollen auch Surfer und Angler von den Seen

Wer jetzt kein Haus hat sollte einen Makler anrufen
Wer jetzt allein ist wird sich schon die Zeit vertreiben
Fernsehen gucken oder anderen bei Partnerbörsen schreiben
Und wird vor seinem Haus die wenigen Stufen
Endlos streuen, damit Besucher stets am Leben bleiben

Gedichte (75)

Einen wunderbaren guten Abend wünsche ich!
Dies ist das 75. Gedicht auf meinem Blog, seit seiner Entstehung 2007, das finde ich sehr faszinierend,
Ich wünsche ein schönes Wochenende allerseits…

Greetz
Larry

Der Narr

Es saß dereinst auf einer Kuppe
Ein Narr mit einer Nudelsuppe
Und wie er sie so zu sich nahm
Ihn eine Frage überkam:

Was tu ich hier mit dieser Suppe
Als Narr auf einer kleinen Kuppe?

Das Essen, es will mir nicht munden
Und noch dazu bin ich allein
Kann weder satt, noch närrisch sein
Die Antwort hat er nicht gefunden

War halt ein Narr, kein Philosoph
Lief kopfschüttelnd zum Königshof
Und dachte sich: so wie mir geht’s
wohl den meisten
Schuster, bleib bei deinen Leisten!

Gedichte (74)

Sommer in Berlin

Berlin, dein Sommer ist zurück

Parks und Parties, Technobeats

Wo jeder Ort und jeder Kiez

mit dem neuesten Sound beglückt

Flohmarkt, Demo, Liegewiese,

Beerdigung und Mittagspause

wird zur Elektro-Hipster-Sause

Schnieke Klamotten, Hippe Frise

schnell die Gelegenheit gepackt

Menschen wiegen sich im Takt

und es tanzt sich sehr entspannt

mit ’nem Sterni in der Hand