Gedichte (130)

Warum ich so zufrieden bin

Was ist denn nun schon wieder lustig
Fragst du wenn ich lache
Wenn ich meine Zeit genieße
Fragst du was ich nun schon wieder mache

Warum ich so zufrieden bin
Fragst du allen ernstes
Und da sag ich ganz bewusst:

Weil ich von hier weggehen kann
Und du stets bei dir bleiben musst

Gedichte (129)


Politikverdrossen

Ich würde so gern über Wahlen schreiben
Über Wahlkampf, Macht und Demokratie
Über all das geschäftige Treiben
Politik und erzeugte Hysterie

Aber ich kann nicht
Und will es auch nicht
Jedes Mal zieht’s mir die Augen zu
Der Kopf rutscht aufs Kissen
Ich schlafe im Nu

Ich würde so gern über die Kanzlerin schreiben
taktiles Verhalten und die Opposition
Das Eröffnen von Wahrheit in winzigen Scheiben
Zu viele Worthülsen und zu wenig Vision

Aber ich kann nicht
Es langweilt mich so
Nicht mal für Wut reicht
Das Glimmen in mir
Und wieder zieht es gleich
die Augen mir zu

Bin von all dem Unsinn frustriert
Vollkommen politikverdrossen
Ungewöhnlich unentschlossen
Und eine Prise desinteressiert

Doch bevor sich der Frust alle Glut einverleibt
Überliste ich ihn, ganz gerissen und schlau
Weil ich weiß, dass nur eine Chance noch bleibt
Und was ich jetzt mache, ich weiß es genau

Auf zum Laptop, ich werd‘ mich verdammen
Ich tu mir jetzt bewusst richtig weh
Um meine Wut neu zu entflammen 
Mit den Reden vom Parteitag der FDP

Gedichte (128)

Das „würde“ des Menschen ist unantastbar – ein Gedicht für den Konjunktiv

Mit zunehmendem Alter
Werden all die Träume
Gekürzt und präzisiert
Manche werden Schäume
Manche geradezu kastriert

Mit zunehmendem Alter
Geht die Möglichkeit verloren
Es kommen Plan und Ziel und Tat
So wenig bleibt unausgegoren

Drum bitte ich mich selber dann
Den Konjunktiv nicht zu verlieren
Ein bisschen „würde“, etwas „wäre“
Ein wenig „hätte“ mal probieren

Da entstehen dann blitzschnell
All diese großen Möglichkeiten
Die neuen Plänen,  Zielen, Taten
Hochachtungsvoll den Weg bereiten

Die werden dann neu präzisiert
Gekürzt, geradezu kastriert
Und durch Sorgen noch beschwert
Aber der Versuch war’s wert

Gedichte (127)

Einen wunderschönen guten Abend,

seit langem mal wieder ein bisschen Liebeslyrik. Einer der Texte vom gestrigen Dichtungsring im Laika in Neukölln. Es war mir wie immer ein inneres Freudenfeuer.

Viele Grüße,

Arno / Larry

Ich habe dir heute kein Lächeln geschenkt

Auf dem Weg zur Arbeit
Wird mir ganz plötzlich klar
Welch große Kleinigkeit
Heute vergessen war

Ich habe dir heute kein Lächeln geschenkt
Nicht mal ein kleines
Noch nicht mal fast
War zu sehr in Gedanken, zu abgelenkt
hab meine Chance verpasst

Ist das der Punkt an dem es sich wendet?
Was heißblütig beginnt
Und mit Rheuma-Decken endet
Zuerst nur kein Lächeln
Dann vergisst man den Kuss
Der bei jedem Abschied
So dringend sein muss
Dann berührt man sich nicht mehr
Wird einander fremd
Älter und grauer
Und voreinander gehemmt

Ich habe dir heute kein Lächeln geschenkt
Nicht mal ein kleines
Noch nicht mal fast
Ich laufe zurück und lächle dich an
und küsse dich so lang ich kann
wie du es nicht nur dann und wann
und auf keinen Fall nur fast
sondern tagtäglich ein Leben lang
von Herzen dir verdient hast

Gedichte (126)


Ungewissheit

Ich warte, sitze, denke nach
Träum Zukunftsträume Tag für Tag
Steh an der Kreuzung, darf nicht gehen
So viel voraus, doch nichts zu sehen
Tausend Wege, nur ein Ziel
Glücklich sein in diesem Spiel
Glücklich sein, glücklicher werden
Sich tagtäglich selber erden
Um nicht so hoch hinaus zu streben
Und dennoch nicht zu klein zu Leben
Nicht voller Angst, nicht arrogant
Ich selber hab es in der Hand
Den perfekten Weg zu finden
Mich auf Arbeit oft zu schinden
Dann mühsam Freizeit freizumachen
Für alle jene tollen Sachen
Von denen ich auf Arbeit dann
Beim ackern noch berichten kann

Bis zur Rente, Jahr für Jahr
Steh ich dann und wann am Tresen
Zurückblickend auf das was war
Und auf das was wär gewesen
Festgefahren und unbändig
Mittelmäßig, bodenständig

Irgendwie macht’s keinen Spaß
Das perfekte Mittelmaß

Gedichte (125)


Blut und Wasser

Sie sehen mir so ähnlich
Und sind mir doch so fremd
Die Zeit vergeht gemächlich
Gespräche sind wie stets gehemmt

Kaum etwas verbindet uns
Erinnerung und DNA
Alles ist nur Schein und Dunst
Schall und Rauch und viel Blabla

Blut ist dicker als Wasser
Doch Wasser hilft beim Überleben
Tag für Tag nicht aufzugeben
Der Mensch lebt nicht vom Blut allein
Vom Kind, Neffe und Enkel sein

Uninformiert sind sie und ich
Desinteressiert und neugierig
Gerade nah und doch so fern
Wie ein grad verblasster Traum

Irgendwie hab ich sie gern
Und kenne sie in Wahrheit kaum

Bald schon reis ich wieder ab
Ein bisschen froh dass ich sie hab
Der Mensch lebt nicht vom Blut allein
Doch ohne es kann man nicht sein

Gedichte (124)


Einen wunderschönen guten Abend,
der November ist vorbei, der NaNoWriMo im dritten Anlauf endlich geschafft und für den Dichtungsring vergangenen Dienstag habe ich auch ein paar neue Texte geschrieben, die ich euch nicht vorenthalten will. 
Bald kommt hoffentlich auch ein neuer Teil von „Hinter verschlossenen Türen“.
Bis die Tage,
Arno / Larry
 
Ein Vorschlag
 
Wenn Berlins Luft auf mir lastet
Meine Lungen mir verspastet
Denk ich jedes Mal voll Wonne
An weiße Strände, Meer und Sonne
Dann wär ich jedes Mal so gern
In Südfrankreich, Cote d’Azur
Nur die Sprache hält mich fern
Ich kann da rein gar nichts für
Bin nicht fähig sie zu lernen
Bin des Englischen zwar mächtig
Das funktioniert ganz wunderprächtig
Doch ist’s in England kalt wie hier
Was hilft die Sprache wenn ich frier?
Drum hätt’ ich’s gern
Und möcht‘s bald sehen
Dass die Franzosen mir jetzt lauschen
Und entweder Englisch lernen
Oder mit den Briten tauschen

Gedichte (122)

Kassettenkind

In lang vergangenen Kindertagen
konnt ich’s oft nur schwer ertragen
Wie schrecklich zäh die Zeit verstrich
Zum Glück gab’s einen Trost für mich:

Mein blau-schwarzes Kassettendeck
Stets bereit für neuen Stoff
Erzählte mir von Spaß und Schreck
Von noblen Taten und von Zoff

In frühen Jahren Hand in Hand
Benjamin Blümchen, der Zoo-Elefant
Hat mit Otto seinem besten Freund
Und Karla Kolumna die Stadt aufgeräumt

Später Alf, der bei Tanners lebte
Von Melmac hier zur Erde schwebte
Klein, mit braun behaarten Tatzen
Und hungrig auf das Fleisch von Katzen


Der Drache Flitze Feuerzahn
Als Kind schon an der Autobahn
Von seinen Eltern ausgesetzt
Doch mittlerweile gut vernetzt
Mit Rabe Raps voll Sturm und Drang
Und dem Captain Buddelmann

Ungestüm waren eh und je
Die Bande der TKKG
Tarzan, Karl und Klößchen
Mit der damals noch neuen Note
Und Gaby, die Pfote
In jener Millionenstadt
Die viel zu viel Verbrecher hat

Oft ging’s mit Bob, Peter und Justus,
Zum Knacken mancher harten Nuss
Von Rocky Beach am Schrottplatz Jonas
Sogar bis hin zum Amazonas
Sie konnten schwere Fälle lösen
Stets im Kampf gegen die Bösen
Denen sie die Karte reichen
Die legendären drei Fragezeichen

Und heute, viele Jahre später
Ist nach wie vor alles beim Alten
ich wuchs zwar viele Zentimeter
bekam Bartwuchs und erste Falten

Doch wenn schrecklich zäh Tage verstreichen
Bin ich oft schwer zu erreichen

Da surrt das iPhone vergeblich
Dann gibt’s klassischen Trost für mich:
Dann hör ich die drei Fragezeichen

Gedichte (121)

Ich wäre gern ein alter Mann

Ich freu mich schon auf meine Rente
Sitz stundenlang entspannt im Park
Füttere mal hier ne Ente
Geh mal da ein Stück spazieren
Ess selbst ganz viel Pürree und Quark
Hab Zeit zu Schreiben, Zeit zu lesen
Lass vom Essen mich verführen
Nie ist es so entspannt gewesen


Jetzt ist Zeit es zu genießen
Landschaft, Leben und Kultur
Seh die Blumen wie sie sprießen
Bestaune Wunder der Natur

Am Abend setze ich mich dann
Schön gemütlich an mein Fenster
So dass ich alles sehen kann

Nicht Tiere oder gar Gespenster
Nein, ich mein die jungen Leute
Ausgehfreudig auf der Balz
Beschau mir ruhig die ganze Meute
Öle mir noch kurz den Hals

Dann bring ich laut Beschwerden an

Dass früher alles besser war
Frau noch Frau und Mann noch Mann
Musik noch gut, Freundschaft noch wahr

Die Hosen längst nicht so zerrissen
Keine Piercings und Tattoos
Die Schuhe noch nicht so verschlisssen
Keine Handys, mehr Tabus

Den ganzen Abend wird gepöbelt
Jeder lässt mich alten Mann
Ich sitz da, ganz unvermöbelt
Und schau mir ihren Ärger an

Frei von der Leber weg zu schießen

Und den ganzen Lebensrest
Narrenfreiheit zu genießen
Ich weiß schon jetzt:
Das wird ein Fest

Gedichte (119)

Einen wunderschönen guten Abend,

der neueste Teil von „Hinter verschlossenen Türen“ lässt noch ein wenig auf sich warten, ich bin noch nicht ganz fertig, aber in den nächsten Tagen wird er hier erscheinen. Um euch die Zeit zu vertreiben – und weil ich Lust auf ein Gedicht hatte – hier ein ganz neues. So eine Art Liebesgedicht
Ich wünsche einen angenehmen Abend allerseits,

Beste Grüße
Arno / Larry


Fleischeslust – dem Döner gewidmet
Du einzigartiger und schöner
Gaumen-, Rachen-, Mundverwöhner
Döner – ich kann und will es einfach nich‘
Ein Leben führen ohne dich
Du, der du noch fehlst im Duden
In kleinen Hütten oder Buden
Wirst du bestellt und dort inmitten
Erschaffen in wenigen Schritten

Kommt das Brotwärmen zum Schlusse
Zu vollkommnen den Genusse
Gibt es derer Soßen drei
Kräuter, Knoblauch oder scharf
Für die man sich entscheiden darf
Mit allem oder ohne Zwiebeln?
Wie ein Haus mit sieben Giebeln
So wird der Döner dann gebaut
Schicht für Schicht im Brot gestaut
Als König der Delikatessen
Für dich bereit, ihn aufzuessen

Und ohne Aufsehen, ohne Terz
Leg ich dir noch was ans Herz:
Um den Geschmack nicht zu verprellen
Stets mit normalem Fleisch bestellen
Nicht vegetarisch oder Huhn
So darfst auf keinen Fall du tun

Denn schon Gott hat es dereinst geschrieben:
Du sollst nur einen Döner lieben