Gedichte (177) – Nie wieder Liebeskummer

Nie wieder Liebeskummer

Ich will nie wieder Liebeskummer spüren
Will mein Leben an deiner Seite führen
Will immer immer mehr mit dir erleben
Wir suchen und finden, wir nehmen, wir geben

Niemals wieder bin ich frisch verliebt
Und auch wenn das ein ganz klein wenig seltsam ist
Weiß ich, dass es nichts schöneres gibt
Als mit einem Mensch zu sein, den man tagaus tagein vermisst

Mit dem man alt und grau und faltig werden will
Kennt voneinander jeden Blick, jede Miene
Irgendwann zittern die Hände, stehen gar nicht mehr still
Braucht ständig Hilfe von Mensch oder Maschine

Ich weiß nicht, welchen Beruf ich in 20 Jahren habe
Vielleicht steh ich noch auf Bühnen, vielleicht bin ich lang schon still
Weiß nicht, was ich tue bis zur Rentenvergabe
Doch ich weiß, neben wem ich Tag für Tag erwachen will

Gedichte (176) – Mein Wintergedicht

Mein Wintergedicht

Im Fernseher ein Ofenbild
Das Feuer brennt darin
Ein Anblick der nicht sehr erfüllt
Ein Anblick ohne Sinn

Draußen fällt Schnee
Soweit ich da seh
Nur weiße Schwaden
Die die Außenwelt baden

Die Musik spielt in Moll
Das Essen macht mollig
Nachtisch ist toll
Und ich frage mich: Soll ich?

Oder verzichten
Das Stück zu vernichten
Hab schon bis jetzt
Genug Speck angesetzt
Um den Winter davon zu zehren
Keine Not das auch noch zu mehren

Doch was nützt mir der Sixpack
Wenn mir dabei nix schmeckt
Und die Portionen
Nur die Waage entlohnen

Also nicht weiter zaudern
Vor Kalorienziffern schaudern
Rein mit dem Stollen und der Schokolade
So viele Plätzchen, dass ich darin bade

Drehe ich später halt noch ein paar Runden
Ein Winterspaziergang, so sechs bis acht Stunden
Rede ich leise in mich hinein
Und schlaf wohl gesättigt
Vor dem Fernseher ein.

Gedichte (175) – Dessert

Dessert

Es war mir nicht bewusst
Der Kuchen war benusst
Das Gefühl nicht grad erhebend
Der Genuss war ausschlaggebend

Statt dass die Brust vor Stolz mir schwellt
Sie schnell in sich zusammenfällt
Die letzte Luft geschwind vergeht
Auf dem Grabe, ja da steht
Mit dem Meissel angebracht:

Na hätt er mal Diät gemacht

Gedichte (174) – Backe backe Kuchen 2.0

Backe backe Kuchen 2.0

Backe backe Kuchen
Oma kommt besuchen
Wer will ganz schnell Kuchen machen
Der muss haben sieben Sachen:

Jede Feier
braucht Milch und Eier
Für ein Rührgerät
Ist es nie zu spät
Nen Ofen auch
So ist’s Brauch
Ne Kuchenform
Nach der Norm
Eine Schüssel ohne Sprung
Und ne Backmischung

Alles schön zusammenkloppen
Geschmacklich nur noch schwer zu toppen
Schieb, schieb in den Ofen rein
Noch kurz warten, das wird fein

Gedichte (172) – Die rechte Ecke

Die rechte Ecke

Sie rufen wieder und sie schreiben
Wer da kommt, der darf nicht bleiben
Sie zündeln in Wort und Tat
Gegen Verstand, Flüchtling und Staat

All das passiert nicht irgendwo
Es passiert hier
Und ich schäme mich so

Schäme mich, dass ich nichts unternehme
Schäme mich, dass es solche Leute gibt
Denen ihr furchtbares Denken
Heutzutage nicht mehr genügt

Und sie rufen auf zu Taten
und sie rufen auf zu Gewalt
Wollen nicht schweigen, nicht denken und warten
Sie kommen in jeder Gestalt
Als Nachbar, als Freund, als irgendwer
Reden und reden und denken nicht mehr
Sie kommen in jung und in alt

All das passiert nicht irgendwo
Es passiert hier
Und ich schäme mich so

Nie zuvor in meinem Leben
Hätte ich das je gedacht
Es würd hier sowas wieder geben
Hätt abgewunken und gelacht

Fremdenhass, in solchen Maßen
In deutschen Städten, deutschen Straßen
Das gibt‘s hier nicht in diesen Tagen
Wie von einem anderen Stern
Selbst Rostock-Lichtenhagen
Schien immer viele Jahre fern

Jetzt seh ich die Bilder und lese die Worte
Seh die Dummheit marschieren durch allerlei Orte

Sie kommen in jeder Gestalt
Als Nachbar, als Freund, als irgendwer
Sie kommen in jung und in alt
Und reden und reden und denken nicht mehr

Drum schweigt nicht, wenn das Gerede ertönt
Auch wenn es Momente nicht gerade verschönt
Redet dagegen, redet bestimmt
Damit Rechte nicht denken, dass sie rechtens sind

Redet dagegen, jedoch mit Niveau:
Ich sehe das nicht so
Ich sehe das nicht so
Ich sehe das nicht so

Egal wer da spricht, ob Jacke, ob Zwirn
Lasst sie nicht reden, in all ihrer Wut
Vielleicht findet manch einer dann wieder sein Hirn
Oder den Anstand, schon das wäre gut

Gedichte (171) – Liebe ist

Liebe ist

Liebe ist wie ein Posaunist in C-Dur
Liebe ist wie eine CD von Pur

Liebe ist wie ein Veilchen am Wegesrand
Oder am Auge weil man jemand im Wege stand

Liebe ist wie ein Honigkuchenpferd
Liebe ist wie die Hitze am Herd

Liebe ist wie ein Buchrücken
Wie draußen im Sommer Frühstücken

Liebe ist wie vier Kilo Federn
Liebe ist wie Jonglieren auf Rädern

Liebe ist wie ein Obstsalat
Liebe ist wie eine Regionalexpressfahrt

Liebe ist wie ein Tierversuch
Liebe ist wie ein sehr gutes Buch

Liebe ist manchmal toll, manchmal Mist
Doch Liebe ist eins – und wird es auch bleiben:

Schwer zu beschreiben.

Gedichte (144) – Weitergehen

Weitergehen

Abends vor dem Schlafengehen
Es ist jetzt so kurz vor zehn
Bleibe ich nachdenklich stehen
Wie soll es nur weitergehen?

Das Kind hält mich des Nächtens wach
Ich arbeite dazu am Tach
Und schreibe Bücher, trete auf
Lese vor und das zuhauf
Fürs Kind und gern auch auf der Bühne
Bringt Frohsinn und nur wenig Sühne

Zu wenig Schlaf und Ruhezeiten
Lass vorbei mein Leben gleiten
Bild für Bild passiert’s die Sicht
Und denk:
Na, schlecht ist es doch wahrlich nicht
Anstrengend, dafür sehr schön
So wird’s wohl auch weitergehen

Es geht halt weiter wie’s das tut
Und so ist es schließlich auch gut

Gedichte (143) – Jobsuche

Jobsuche

Es scheint so langsam ernst zu werden
Bekannte, Freunde, ganze Herden
Vollenden nun ihr Studium
Sie sorgen sich nun schwer darum

Wie soll es nur weitergehen?
Was ist am Horizont zu sehen?

Manche haben Zeug studiert
Für das gar kein Job existiert

Wie soll es nur weitergehen?
Wohin soll der Wind sich drehen?

Ob Praktikum, Job, Taxifahren
Sie bewerben sich in Scharen
Um das Richtige zu finden
Berufsanfangs-gemäßes Schinden

Bei manchem ist die Aussicht trist
Ich seh entspannt von fern das Treiben
Auch wenn mein Studium fertig ist
Darf ich noch an der Uni bleiben

Jack Rodman – der ganzen Wahrheit erster Teil (4)

Hallo zusammen,

beim letzten Dichtungsring habe ich der Gedichtfassung meines Romans „Jack Rodman – die ganze Wahrheit“ ein wenig vorgegriffen, weil ich gerne ein Mini-Live-Hörspiel mit verteilten Rollen machen wollte. Das haben wir dann auch gemacht. Da dafür eine passende Szene nötig war, bin ich in der Handlung ein wenig gesprungen und nenne diesen Teil jetzt mal Teil 4. Teil 3 wird insofern dann beim nächsten Mal nachgereicht.

Habt eine schöne Zeit,

Arno / Larry

Jack Rodman – (4)

Der nächste Tag und früher Morgen
Sven fährt los zur Arbeitsstelle
Ohne Kummer, ohne Sorgen
Dafür mit stolzem Brustgeschwelle

Schließlich darf jetzt Chef er sein
Zumindest erstmal temporär
Er biegt auf seinen Parkplatz ein
Freut sich seines Lebens sehr

Da bemerkt er Polizisten
Zwei an der Zahl, mit ernstem Blick
Ja mit ganz schön angepissten
Mienen blicken sie zurück

Der eine sagt „Ich heiße Schneider
Und Brinck heißt mein Kollege dort“
Die Blicke stimmen Sven nicht heiter
Er stellt sich vor, sie fahren fort

„Wo ist denn ihr Chef geblieben?“
Fragt ihn Schneider streitbereit
Sven entgegnet ganz entschieden
Er vertrete ihn derzeit

Solang in Griechenland er sei
Die Herren wechseln einen Blick
Und Brinck sagt ehrlich und ganz frei
„Tja, der kommt nicht mehr zurück“

„Geld veruntreut hat der Mann“
Und Sven antwortet schockiert „So so,
Weiß nicht was ich da tun kann“
Sie gehen gemeinsam ins Büro

Klar ist der Chef nicht zu erreichen
Sven hat sich in ihm verschätzt
Geht nicht ans Handy und dergleichen
Sven ist vollkommen entsetzt

Die Polizisten ziehen von dannen
Der Firmenboss ruft an und spricht
Er sagt „Erzählen sie’s allen Mannen
Wir machen die Filiale dicht!“

Auf dem Nachhausweg ist die Laune
Alles andere als famos
Sven fühlt sich wie ne Trockenpflaume
Seinen Job, den ist er los

Was wird bloß seine Freundin sagen,
Die grad eh recht zickig ist
Wenn er versucht sein Leid zu klagen
„Ach, das ist doch alles Mist.“

Er beschließt ihr was zu kochen
Will sie gern versöhnlich stimmen
Tintenfisch und Stachelrochen?
„Nee, Pasta reicht“, denkt er von Sinnen

Er fürchtet sich so vor dem Streit
Der Tag verwirrt ihn immer noch
Beim Kochen fehlt ne Winzigkeit
Vom Rezept – wie ging das noch?

„Ich werf schnell ihren Laptop an,
Der hier in der Küche steht“
Er denkt er darf da schon mal dran
„Ich schau auch, dass es ganz schnell geht“

Prompt kommt eine E-Mail an
Der Mund, der bleibt Sven offen stehen
Sie kommt von einem fremden Mann
Auf einem Bild ist da zu sehen

Wie seine Freundin fremd verkehrt
Entsetzen ihm das Bild beschert
Und Sven entfährt es da ganz schlicht
„Also so geht das ja nicht.“

Völlig entsetzt starrt er darauf
Das Unheil nimmt prompt seinen Lauf.

Jack Rodman – der ganzen Wahrheit erster Teil (2)

Hallo zusammen,

hier ein weiterer Teil meines Versuchs, aus meinem ersten Roman „Jack Rodman – die ganze Wahrheit“ ein Gedicht zu basteln.
Viel Vergnügen damit!

Liebe Grüße,
Arno


Jack Rodman – (2)
Schnell angezogen, frisch gemacht
Zum Auto raus in aller Eile
Betrachtet rundherum die Pracht
Ein Augenblick, der kurz verweile
Keine Ghettoblaster röhren
Keine Nachbarn die hier feiern
Keine Übermuttis stören
Keine Betrunkenen die rheiern
So lange lebt er nun schon hier
Seit seiner Eltern Unfalltod
Sie hinterließen ihn schockiert
Doch ohne finanzielle Not
Er kehrt ins hier und jetzt zurück
Fährt los zur Arbeit eiliig
Auch wenn die Stimmung tief bedrückt
Pünktlichkeit, die ist ihm heilig
Im Autoradio erklingt
Musik, die er geschrieben
Er hört wie seine Stimme singt
Erfolg ist leider ausgeblieben
So spielt und singt er nur für sich
Schreibt und nimmt die Lieder auf
Schafft liebevoll und schwerst gründlich
In seinem Keller Songs zuhauf