Hinter verschlossenen Türen (3)

Guten Tag allerseits,

es hat eine Woche länger gedauert als erhofft, aber hier ist der neue Teil meiner Erzählung „Hinter verschlossenen Türen“. Ich wünsche euch viel Spaß damit, sobald ich absehen kann wieviel Teile es insgesamt werden, schreibe ich Release-Dates hier auf den Blog und werde dann mein möglichstes tun, mich auch an diese zu halten.

Bis dahin viel Vergnügen und eine schöne Zeit,
Arno / Larry

Hinter verschlossenen Türen – PDF

3.  Kapitel

Ein kurzer, heftiger Schmerz durchzuckte seine Hand. Er unterdrückte nur mit Mühe einen Aufschrei und wich zurück. Er sah, wie Fluffy sich nach ihm umdrehte. Ein fragender Blick stand auf dem Gesicht des Androiden. Warum konnte er nicht durch die Tür? Der Weg aus seiner Zelle war kein Problem gewesen. Er hatte sich an die Anweisungen auf dem Zettel gehalten, die Hand auf den Roboter gelegt und war von ihm ohne Probleme durch das elektrische Feld geführt worden. Auch die Eingangstür, der Weg hinaus in die freie Welt, hatte sich problemlos vor ihnen geöffnet, aber er konnte aus irgendeinem Grund das elektrische Feld nicht passieren. Er zog sich ein wenig zurück, damit er von außen nicht mehr sofort gesehen werden konnte, wie er hier vor der Tür stand.
»Hat diese Tür irgendeinen gesonderten Schutz?«
Fluffy registrierte, dass die Frage an ihn gerichtet war, und kam zurück durch die Tür.
»Positiv. Menschen benötigen eine zusätzliche Genehmigung um diese Tür in irgendeine Richtung zu passieren, die von der Steuerzentrale ausgehen muss.«
Zum tausendsten Mal fragte er sich, warum man diese Soldaten-ähnliche Sprache bei den Polizei-Robotern beibehalten hatte. Alle anderen Androiden benutzten doch auch völlig normale Sätze. Peter ermahnte sich selbst, sich auf das eigentliche Problem zu konzentrieren.
»Hast du eine Genehmigung für mich?«
»Negativ. Ich habe keinen Zugang zum Netz. Da ich ihn wiederholt nicht herstellen konnte, gehe ich davon aus, dass mein Chipsatz defekt ist und ausgetauscht werden muss.«
Peter massierte sich mit zwei Fingern die kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen. Er musste nachdenken. Dieser Roboter hier schien deutlich bereitwilliger Auskunft zu erteilen, als es Fluffy in der Zelle stets getan hatte. Er sah fast genauso aus und schien genug Wissen zu haben. Derjenige, der den Zettel in seine Zelle geschickt hatte, hatte definitiv gewusst, was er tat. Soweit Peter wusste, hatte es immer als unmöglich gegolten, Polizei-Roboter zu manipulieren.
»Gibt es Sondergenehmigungen? Umstände, unter denen du mich hier auch so rauslassen kannst?«
»Negativ.«
Peter schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. So kurz davor. Nicht mal ein halber Meter trennte ihn von der Freiheit.
»Kann die Tür verschiedene Menschen unterscheiden? Oder kriegt sie nur die Genehmigung für irgendeinen Menschen?«
»Negativ. Die Genehmigungen werden nach Anzahl der Menschen in bestimmten Zeitfenstern vergeben. Es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass wir die richtigen Personen nach drinnen und draussen eskortieren.
Braver Fluffy. Zumindest ein kleiner Funken Hoffnung, nicht mehr als ein Glimmen.
»Ok, wann ist die nächste Entlassung?«
»Nach den letzten Aktualisierungen, die ich herunterladen konnte ist die nächste Entlassung in einem Jahr, zwei Monaten, drei Tagen und weniger als drei Stunden. Thomas Arnold Wesseldorf. Strafe: Drei Jahre wegen mehrfachen Diebstahls und …«
»Schon gut, mehr muss ich nicht wissen.«
Eine lange Pause trat ein, seine Hand spielte nervös und hektisch mit dem Silberkreuz.
»Neuer? Hörst du mich?«
Die Stimme kam von draußen. Dieses Schnarren kannte er.
»Skinny? Kannst du mich hier rausholen?«
Peter trat einen Schritt in Richtung der geöffneten Tür. Da stand er tatsächlich und leibhaftig, abgemagert wie eh und je. Er hielt ein kleines Tablet in seiner rechten Hand und sah mit ernstem Blick abwechselnd zu Peter und auf den Bildschirm.
»Ich arbeite dran, auch wenn mir langsam die Ideen ausgehen. Ich kann nicht auf diese Tür zugreifen, um sie zu manipulieren.«
»Ist von den anderen jemand da?«, fragte Peter in der Hoffnung, dass von denen möglicherweise jemand eine Idee haben könnte. »Vielleicht Lewandowski?«
Skinny lachte kurz auf.
»Dem Hundesohn würde ich es sogar zutrauen, diese Tür zu knacken, aber im Moment sind alle beschäftigt. Irgendwas ist bei den Vorbereitungen schiefgegangen.«
»Vorbereitungen für was?« Trotz seiner aktuellen Lage konnte Peter sich die Frage nicht verkneifen.
»Erzähl ich dir, wenn du draußen bist. Ich befürchte fast, wir müssen zu Plan B übergehen.«
»Was ist Plan B?«, fragte Peter, doch Skinny schien ihn nicht zu hören. Er war in seinen Computer vertieft und drückte hektisch darauf herum.
»Du solltest vielleicht von der Tür zurücktreten.«
»Was verdammt nochmal ist Plan B?«, schrie Peter ihn an. Ihm schwante nichts Gutes.
Skinny grinste schief.
»Ein Sprengsatz. Groß genug, um diese Tür und ein gutes Stück Mauer aus dem Weg zu räumen. Der Countdown läuft. 30 Sekunden. Wir sollten uns jetzt von der Tür zurückziehen    .«
»Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
»Wieso? Ich hol dich hier raus, keine Sorge. Das klappt schon.«
»Ein Idiot mit einer Bombe, tolle Mischung«, murmelte Peter vor sich hin. Dann rief er Skinny zu: »Du jagst uns sämtliche Hundertschaften auf den Hals, die die Cops zu bieten haben, wenn du hier irgendwas in die Luft jagst. Und  denkst du nicht, dass die Wände des größten Gefängnisses der Stadt gegen Sprengsätze geschützt sind?«
Skinny wurde bleich, soweit sein Teint das zuließ, dann begann er hektisch auf seinem kleinen Computer herumzuhämmern. Dieser hatte gerade begonnen im Sekundentakt Pieptöne von sich zu geben. Peter ging ein paar Schritte zurück. Wenn die Sprengladung zündete würde er sich samt Fluffy in seine Zelle zurückziehen, bevor die Androiden in Uniform hier aufmarschierten. Nach ein paar weiteren Sekunden verstummte das Piepen und Peter lief langsam wieder zur Tür.
»Das nächste Mal denkst du erst nach, dann fragst du mich und dann tust du irgendwas, okay?«, sagte er.
Skinny wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Aber«, sagte Peter, »immerhin hast du mich auf eine Idee gebracht mit deinem Sprengsatz.« Er wandte sich um. »Fluffy, komm mal bitte her.« Der Roboter brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass er gemeint war. »Ich habe noch ein paar Fragen.«

Eine knappe Stunde später kauerte Peter neben der Tür zu Füßen des Androiden und wartete gespannt. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis Fluffy die Anzahl der heute eintreffenden Gefangenen samt Ankunftszeitpunkten in Erfahrung gebracht hatte, doch jetzt musste es jeden Augenblick soweit sein. Da er nicht wusste, ob der Roboter der den Gefangenen brachte, mit Wärmebildkameras ausgestattet sein würde, versuchte er zum einen Fluffy als Hindernis vor sich zu haben und sich zum anderen möglichst nicht zu bewegen. Peter hörte Schritte vor der Tür. Er spannte jeden Muskel im Körper an. Ein falscher Tritt, eine Sekunde Zögern und er würde vermutlich nie wieder die Sonne sehen. Es musste einfach klappen. Die Tür schwang auf. Der Roboter kam rückwärts hindurch und war gerade dabei, den Gefangenen hinter sich herzuziehen, der sich offenbar immer noch nach Leibeskräften gegen seine Verhaftung wehrte. In diesem Augenblick bebte der Boden unter ihnen. Der Knall der Explosion war ohrenbetäubend und Peter brauchte all seine Konzentration, um sich nicht die Ohren zuzuhalten. Der Roboter und sein Gefangener blieben beide ruhig stehen und sahen sich nach allen Seiten um, um die Herkunft des Knalls zu ergründen. Skinnys Timing war perfekt. In diesem Moment hielt sich Peter an dem Roboter fest und sprang durch die Tür nach draußen ins Freie. Er sprintete zur Seite weg und sah sich dabei kurz um. Fluffy war dicht hinter ihm. Der Roboter an der Tür hatte keine Hand frei, um zu schießen. Er hielt mit viel Mühe den Gefangenen, der wohl seine Chance auf Flucht gewittert hatte und nun wieder nach Leibeskräften versuchte, sich aus dem Griff seines Wärters zu winden. Peter drehte den Kopf gerade noch rechtzeitig nach vorne um das Loch im Asphalt zu sehen, doch es reichte nicht mehr um auszuweichen. Er hörte ein lautes Knacken während er der Länge nach hinschlug. Ein lauter Aufschrei ertönte. Erst nach ein paar Sekunden wurde ihm klar, dass er es war, der schrie. Er richtete sich wieder auf und lief so schnell er konnte weiter. Tränen füllten seine Augen vor Schmerz, doch er musste weiterlaufen, bei jedem Schritt einen weiteren Schrei unterdrückend. Wie schnell konnte der Wärter Verstärkung rufen? Peter hoffte, er hatte gesehen, dass Fluffy Uniform trug und hinter Peter herrannte und das als Versuch interpretiert, den Gefangenen wieder einzuholen.
Als er außer Sicht des Gefängnisses war, wurde er langsamer. Er bat Fluffy ihn zu stützen und gemeinsam schafften sie es in kürzester Zeit bis zu dem Haus, das Skinny ihm beschrieben hatte. Dort am Gartenzaun lehnte er jetzt auch, mindestens genauso außer Puste wie Peter selbst.
»Hat alles gut geklappt wie ich sehe«, sagte er. Dann fiel sein Blick auf Peters Bein. »Was ist denn da passiert?«
Peter schüttelte den Kopf. »Nichts, was der Doc nicht wieder hinbekommt. Wir rufen ihn nachher, jetzt lass uns reingehen, es kann nicht lange dauern, bis sie eine Großfahndung nach mir einleiten.«
Während er mit Fluffys Hilfe ins Haus humpelte, dachte er an die Gesichter der Gefangenen, als er heute an ihren Zellen vorbeigelaufen war. Manche entsetzt, manche voller Hoffnung, aber die meisten einfach unbeeindruckt. Sie hatten aufgegeben im tristen Alltag des Gefängnisses. Er musste um jeden Preis vermeiden, wieder dort zu landen.

Gedichte (119)

Einen wunderschönen guten Abend,

der neueste Teil von „Hinter verschlossenen Türen“ lässt noch ein wenig auf sich warten, ich bin noch nicht ganz fertig, aber in den nächsten Tagen wird er hier erscheinen. Um euch die Zeit zu vertreiben – und weil ich Lust auf ein Gedicht hatte – hier ein ganz neues. So eine Art Liebesgedicht
Ich wünsche einen angenehmen Abend allerseits,

Beste Grüße
Arno / Larry


Fleischeslust – dem Döner gewidmet
Du einzigartiger und schöner
Gaumen-, Rachen-, Mundverwöhner
Döner – ich kann und will es einfach nich‘
Ein Leben führen ohne dich
Du, der du noch fehlst im Duden
In kleinen Hütten oder Buden
Wirst du bestellt und dort inmitten
Erschaffen in wenigen Schritten

Kommt das Brotwärmen zum Schlusse
Zu vollkommnen den Genusse
Gibt es derer Soßen drei
Kräuter, Knoblauch oder scharf
Für die man sich entscheiden darf
Mit allem oder ohne Zwiebeln?
Wie ein Haus mit sieben Giebeln
So wird der Döner dann gebaut
Schicht für Schicht im Brot gestaut
Als König der Delikatessen
Für dich bereit, ihn aufzuessen

Und ohne Aufsehen, ohne Terz
Leg ich dir noch was ans Herz:
Um den Geschmack nicht zu verprellen
Stets mit normalem Fleisch bestellen
Nicht vegetarisch oder Huhn
So darfst auf keinen Fall du tun

Denn schon Gott hat es dereinst geschrieben:
Du sollst nur einen Döner lieben

Hinter verschlossenen Türen (2)

Einen wunderschönen guten Abend,

ich habe mich sehr über die Reaktionen zum ersten Teil der neuen Erzählung gefreut. Dieses Mal gibt es eine Premiere: Zum ersten Mal ist der aktuelle Stand der Geschichte auch als Ebook im MOBI-Format verfügbar. Falls noch andere Formate gewünscht werden, schreibt mir einen Kommentar oder eine E-Mail. Der nächste Teil soll wieder in ca. 2 Wochen erscheinen, also um den 10.September herum. Ich wünsche euch allen eine angenehme Woche

Fühlt euch gegrüßt,

Arno / Larry

Hinter verschlossenen Türen – PDF

2.  Kapitel

Toni war ein kleiner Fisch. Ein Handlanger, der keine wichtige Rolle spielte, und kaum jemals vertrauliche Informationen besaß. Bis man innerhalb der Hierarchie zu den Leuten gelangte, die wichtig waren, musste man von Toni aus viele Ebenen nach oben klettern. Kaum einem der so weit unten stand wurde je die Ehre zu teil, einen der beiden Köpfe der Organisation – die Brüder Adamo und Alessio – zu treffen. Doch ihm war diese Ehre heute gewährt worden und er war alles andere als glücklich darüber. Zumindest hatte er Adamos Umrisse gesehen und dessen Stimme gehört, die ihm aus dem Halbdunkel heraus Fragen gestellt hatte. Eine einzelne Glühbirne beleuchtete flackernd die Stelle, an der Toni zu stehen hatte. Es würde sich nicht lohnen, nun Tonis Aussehen und Gestalt näher zu beschreiben. Nicht weil er so ein kleiner Fisch war, der Grund dafür ist von einfacherer Natur.
Mit einem kräftigen Ruck zog Alessio das lange, gezackte Messer mit dem silbernen, eingravierten Adler im Griff wieder aus Tonis Rücken. Während dieser zu Boden ging erklang aus seinen Lungen ein letzter, erstickter Schrei. Für einen Augenblick herrschte im Raum vollkommene Ruhe. Dann trat Adamo in den Schein der Lampe und wandte sich mit ernstem Blick an die Zuschauer, die die letzten Minuten an den Wänden aufgereiht schweigend verfolgt hatten.
»So wird es jedem ergehen, der versucht mich oder meinen Bruder ans Messer zu liefern. Ich weiß, dass das Kopfgeld auf uns beträchtlich ist, umso besser müsst ihr eure Leute im Auge behalten.« Schweißperlen standen auf seiner Glatze, der 3-Tage-Bart und die Augenringe ließen ihn müde wirken, doch seine braunen Augen waren hellwach und trotz des schwachen Lichts hatte jeder im Raum das Gefühl, dass Adamos durchdringender Blick besonders lange auf ihm ruhte.
»Es ist kein großer Schaden entstanden. Er hatte keine Informationen, die unser Unternehmen hätten ernsthaft gefährden können, aber sie werden an der Universität jetzt umso wachsamer sein. Jeder hält sich penibel an meine Anweisungen, dann könnt ihr alle in wenigen Wochen mit deutlich besser gefüllten Taschen nach Hause gehen.«
Es klopfte an der Tür. Die Blicke der Anwesenden wanderten zur Tür, besorgt, es könnte eine Horde Polizei-Roboter davor stehen. Alessio war der einzige im Raum der seinen Bruder gut genug kannte, als dass er bei seinem Anblick erkannt hätte wie er bei dem Geräusch für einen winzigen Moment seine Selbstbeherrschung verlor und zusammenzuckte. Ein Zeichen davon, wie sehr die letzten Wochen an seinen Kräften gezehrt hatten. Doch auch er blickte in Richtung Tür.
Der Mann der eintrat sah keineswegs aus wie ein Polizei-Roboter. Dank des wenigen Lichts im Raum waren nur seine Umrisse zu sehen. Er sah abgemagert aus, wirkte aber nicht schwach oder gebrechlich.
»Skinny, du kommst genau richtig«, ergriff Adamo wieder das Wort. »Warte kurz. Wir sind hier gleich fertig.«
Damit wandte er sich wieder an den Rest seiner Vertrauten. »Die Aktion wird kompliziert, möglicherweise komplizierter als alles, was wir je gemacht haben. Also passt auf was ihr tut, was ihr sagt und mit wem ihr sprecht. Haltet euch an die Anweisungen. Wenn es Probleme gibt, sagt mir oder Alessio Bescheid. Es darf nicht noch mehr Fehler geben.« Er warf Tonis sterblichen Überresten einen abschätzigen Blick zu. »Ihr könnt gehen, und nehmt diesen Typen mit.«

»Denkst du, dieser Toni kann uns Probleme machen?«
Sie saßen in einem kleinen Konferenzraum im selben Gebäude. Skinny hatte gegenüber den beiden Brüdern Platz genommen und nachdenklich sein Kinn auf die Hand gestützt. Bei Licht war sein vernarbtes, mageres Gesicht kein angenehmer Anblick. Alessio antwortete ihm: »Ich denke, er wusste kaum etwas und hat versucht zu bluffen um das Kopfgeld zu bekommen. Die Cops hätten aus ihm aber auf jeden Fall die Namen seiner Kontakte herausbekommen können, wenn sie es nicht schon getan haben.« Seine schnarrende Stimme strahlte nicht die Souveränität und Autorität aus, die der ruhige Bariton seines Bruders verbreiten konnte. »Wir mussten ein Exempel sstatuieren. Vielleicht haben wir die Zügel in den vergangenen Monaten ein bisschen zu locker gelassen. Ohne Peter gab es nicht viel zu tun.«
»Womit wir auch beim Thema wären«, schaltete sich Adamo ein. »Du musst Peter aus dem Knast holen, ohne ihn schaffen wir es nicht.«
Skinny zog die Augenbrauen hoch. »Euch ist aber bewusst, dass es seit bestimmt 50 Jahren keinen Ausbruch gegeben hat, oder? Nicht, dass es nicht versucht worden wäre. Und selbst wenn wir es irgendwie schaffen, haben wir in kürzester Zeit drei oder vier Hundertschaften am Arsch kleben. Ihr müsst ganz schön verzweifelt sein.«
»Wir sind nicht verzweifelt«, zischte Alessio. »Glaubst du, wir haben all das nicht bedacht? Glaubst du wir wissen nicht selbst, was das für ein Risiko ist?«
»Beruhig dich, Brüderchen. Beruhig dich« Adamo hob beschwichtigend die Hände. »Und setz dich wieder. Kein Grund, sich aufzuregen. Wir sind nicht verzweifelt und auch sicher nicht lebensmüde, falls du dir da Sorgen machst. Ich arbeite seit seiner Verhaftung daran, einen Weg zu finden, ihn aus dem Knast zu bekommen. Wir können dir einiges an Material geben, für das Feintuning  und die Umsetzung bist du zuständig.«
Skinny kratzte sich nachdenklich am Kinn.
»Dein Grinsen sagt mir, dass du irgendein Ass im Ärmel hast, Adamo. Was macht dich so sicher, dass es machbar ist, Peter rauszuholen?«
»Wir haben letzte Woche einen AS1 aufgetrieben, dessen Rückenpanzerung offen war. Ansonsten ist er soweit wir erkennen konnten voll funktionsfähig. Wir haben es geschafft, seine Steuerung zu überbrücken und haben jetzt unseren privaten Polizeiroboter, der wenn alles glatt geht freien Zugang zu Peters Zelle haben müsste. Komm mit, ich zeig ihn dir.«
Adamos Handy klingelte. Wortlos reichte er es nach einem kurzen Blick darauf an seinen Bruder weiter, dann bedeutete er Skinny mitzukommen. Als sie durch die Gänge liefen, konnte Adamo die Zweifel auf Skinnys Gesicht ablesen. Gefängnisausbrüche waren ein schwieriges Thema, es gab kaum noch Menschen die sie überhaupt für möglich hielten. Noch vor einem Jahr hätte er selbst den Gedanken daran für lächerlich erachtet, aber jetzt hatten sie keine Wahl. Jeder andere Verlust wäre kein Problem gewesen, aber ohne Peters Fähigkeit die unmöglichsten Raubzüge bis ins kleinste Detail exakt zu planen und durchzuführen, war richtig große Beute ein Ding der Unmöglichkeit. Die Roboter der Polizei waren schlicht zu gut. Sie schliefen nicht, waren nie unaufmerksam und die Sicherheitsvorkehrungen der Universitäten, Labors und öffentlichen Einrichtungen waren zu perfekt.
Der Raum, in dem der AS1 verwahrt wurde, war ein Lagerraum für Technik, so lang wie eine Turnhalle, aber nur mit einer niedrigen Decke ausgestattet. In langgezogenen Regalen lagen Artefakte, die bei allen möglichen Unternehmungen in der Vergangenheit Verwendung gefunden hatten. Als sein Blick auf eine große, leicht verrostete Kettensäge fiel, schlich sich ein Lächeln auf Adamos Gesicht. Die Sache mit dem Bauunternehmen. Das waren noch Zeiten gewesen.
»Wie habt ihr das geschafft?« Skinny stand vor dem AS1 und betastete die Schweißnaht an der Rückseite. Ich dachte, es wäre unmöglich die Dinger irgendwo zu öffnen, ohne dass sie vollkommen unbrauchbar werden. Habt ihr ihn schon getestet?«
»Klar. Er funktioniert tadellos. Und glaub mir, wenn ich auch nur die geringste Ahnung hätte, wie man es schafft, sie vom Netz zu nehmen  und zu öffnen, würden hier hunderte dieser Dinger rumstehen, aber fürs Erste haben wir nur den einen zur Verfügung. Ich versuche Informationen zu beschaffen, wie wir mehr bekommen können. Das würde vieles erleichtern.«
Skinny schien durch die Gegenwart des AS1 an Zuversicht gewonnen zu haben.
»Ok, nehmen wir mal an, ich bekomme das hin«, sagte er nun mit einem Blick, wie ihn Alessio schon seit Monaten nicht mehr an ihm gesehen hatte. Die Vorstellung, den ersten Gefängnisausbruch seit Jahrzehnten zu verwirklichen, schien langsam ihren Reiz zu entfalten. »Angenommen, ich bekomme Peter aus dem Knast heraus. Wie geht es dann weiter? Wir müssen schnell von der Bildfläche verschwinden können.«
»Kein Problem. Wir haben ein Haus nicht weit entfernt gefunden, das seit ein paar Wochen leer steht. Dort kann er sich fürs Erste verstecken. Wenn die Aktion in der Uni gelaufen ist, überlegen wir uns was Längerfristiges. Aber denk daran: Auch wenn du ihn befreist – Er wird nicht begeistert sein, dass wir ihn so lange haben schmoren lassen, aber ich rede mit ihm wenn er hier ist.«
»Okay, schreib mir die Adresse auf und gib mir alles, was du über Peters Trakt und Zellennummer weißt. Ich werde schauen was ich tun kann. Wie viele Tage hab ich?«
»Höchstens drei, besser weniger. Du kannst…«
Hinter ihnen ging die Tür auf und Adamo trat ein. Sein Blick war ernst und er wirkte außer Atem.
»Lewandowski hat angerufen. Wir haben ein Problem.«

Hinter verschlossenen Türen (1)

Einen wunderschönen guten Abend,

ich habe mit einer neuen Erzählung angefangen, die die Fortsetzung von „Dem Ende entgegen“ bildet. Die Kapitel sollen in Abständen von ungefähr zwei Wochen erscheinen. Ich hoffe sie wird euch gefallen, über Resonanz jedweder Art freue ich mich wie immer sehr!

Fühlt euch herzlich gegrüßt,

Arno / Larry

Hinter verschlossenen Türen – PDF

1.  Kapitel

Ist es nicht seltsam, wenn eine Geschichte ihren Anfang an einer Tür nimmt? Auf den Stufen davor, ja, oder im Haus, das kann man erwarten. Gerade Häuser können so viele Geschichten erzählen. Davon, wer sie einst bewohnt hat und welche Narben sie davon getragen haben. Wie die Zeit sie verändert hat. Aber was gibt es schon groß über eine Tür zu sagen? Die, um die es hier geht, war eine sehr schlichte, nicht allzu auffällige Tür. Braunes Fichtenholz, das vor Jahrzehnten, als es noch neu und gepflegt gewesen war, bestimmt einen guten Eindruck auf den Beobachter hinterlassen hatte. Dazu ein kleiner, schnörkelloser Griff, dessen einstiges Strahlen mit den Jahren zu einem matten, abgegriffenen, silbernen Schimmer verkommenen war. Alles in allem wirkte die Tür wie viele andere in der Stadt. Alt und nicht gut geschützt. Doch bei genauerer Betrachtung konnte man erkennen, dass dieser Schein trog. Die Tür, an der unsere Geschichte beginnt, barg ein paar Besonderheiten. Nicht in ihrer Form oder dem Material. Nicht in dem elektrischen Schutzschild, der Unbefugten den Durchgang verweigerte. Auch nicht in ihrem Schloss – all das war im weitesten Sinne gewöhnlich. Besonders war das Haus, zu dem sie den Zugang regelte und die Menschen, die sie passierten. Ungewöhnlich ist ein gutes Wort um die meisten der Menschen zu klassifizieren, die durch sie hindurchgingen. Diese Menschen mochten Namen wie Lisa-Marie Wagner, Max Schneider oder Peter Neuer tragen, ganz normale Namen also. Aber ganz egal was man ihnen bei ihrer Geburt in die Geburtsurkunde geschrieben hatte und wie sie sich heute nannten, sie waren alles andere als normal. Sie waren Abschaum. Der Bodensatz der Gesellschaft. Viele von ihnen waren reich, manche durchaus angesehen, doch wenn sie durch diese Tür gingen, wurden sie unabhängig von ihrem Stand und ihrem Konto unweigerlich dem Bodensatz zugeordnet.
Man behauptet hin und wieder, Menschen würden ein Buch nach seinem Umschlag beurteilen. Das ist nicht mehr als ein Bruchteil der Wahrheit. Von entscheidender Bedeutung ist der Standort des Buches. Liegt es in einer großen, gut beleuchteten Buchhandlung für jeden gut sichtbar auf dem Bestsellertisch aus oder in der hintersten Ecke eines kleinen, verstaubten Antiquariats? In einer Kiste auf dem Flohmarkt oder durchnässt und achtlos weggeworfen am Straßenrand? So ähnlich verhielt es sich auch mit den Menschen, deren Schicksal sich hier im Haus abspielte.
Begegnete man einem von ihnen auf der Straße, ging man in den meisten Fällen weiter, ohne sich umzusehen. Wer erkennt schon einen Wahnsinnigen, der einen Anzug trägt, frisch rasiert ist und besonnen lächelt? Wer würde schon einen gesunden Geist erkennen, wenn der Mensch dazu sich die Haare rauft und schreiend und mit irrem Blick, nur mit einer Unterhose bekleidet, durch die Stadt rennt? Egal wie gut seine Gründe dafür sein mögen.
Doch wenn Menschen durch diese Tür in das Haus dahinter gingen, die Arme im unnachgiebigen Griff eines humanoiden Roboters in Uniform, manche sogar extra auf eine Bahre geschnallt, dann gab es keine Fragen mehr. Kein Interesse an ihrer Persönlichkeit und ihren inneren Werten. Sie wurden Ausgestoßene, über die man möglichst nicht sprach und für deren Befinden sich niemand interessierte. Wenige Verbrechen waren schlimm genug, um einen Menschen direkt hier landen zu lassen. Die meisten Delikte, bei denen man ertappt wurde, brachten nur eine Kürzung der allmonatlichen Rente, die heutzutage jedermann ein Leben lang erhielt. Erst, wenn man dreimal mit einem kleineren Verbrechen in Verbindung gebracht werden konnte, musste man durch die Tür treten und kam hoffentlich geläutert und gesetzestreu wieder heraus. Jede weitere Gesetzesübertretung brachte einem einen lebenslangen Aufenthalt. Gehen sie nicht über Los. Ziehen sie nie wieder auch nur einen einzigen Euro ein.
Für Mord, Vergewaltigung und andere Verbrechen solchen Ausmaßes konnte man sich auch beim ersten Versuch schon auf einen langen Urlaub ohne Wiederkehr hinter dieser Tür einrichten.
Jeder Insasse hatte einen zuständigen Roboter, denjenigen, der ihn verhaftet hatte. Dieser führte ihn in das Haus und in die Zelle, deren transparente, aus einem elektrischen Feld bestehende Wand sich hinter dem Gefangenen materialisierte. Transparent, so dass der Gefangene von nun an all diejenigen sehen konnte, die nach ihm in den Zellenblock gebracht wurden. Der Roboter kümmerte sich darum, dass die Zelle sauber war, er brachte dem Gefangenen das Essen und beantwortete einfache Fragen. Wieviel Uhr ist es? Welcher Tag ist heute? Nichts, was den Gefangenen oder das Gefängnis betraf. Der Roboter fuhr munter durch die durchsichtige Zellentür und jeder Neuankömmling probierte mindestens einmal, ihm zu folgen. Jüngere Männer verspürten nur einen starken Stromschlag, wohingegen es bei älteren Männern und Frauen oft bis zur Bewusstlosigkeit reichte. Man lernte schnell, dass man dieses Gebäude nicht verlassen konnte.
Durch die Tür war damals auch Peter Neuer gekommen. Wie von selbst hatte sie sich für ihn und seinen metallenen Wärter geöffnet und ihn hinein gebeten. Vorbei an zahlreichen Zellen bis hoch in den dritten Stock, den er seitdem nicht mehr verlassen hatte. Für ihn war es nicht der erste Gesetzesverstoß gewesen, der ihn in die ‚Haftanstalt I – Berlin & Brandenburg‘ gebracht hatte, auch nicht der dritte oder vierte. Allerdings der erste, der schiefgegangen war. Er war ein Mann der Tat, der genau planen und sich auch an Pläne halten konnte. Wenn man das von all seinen Kollegen hätte behaupten können, würde er sein Dasein heute noch auf freiem Fuß verbringen. Er hatte im Laufe der Wochen und Monate hier einige seiner alten Mitstreiter an seiner Zelle vorbeigehen sehen. Manche offensichtlich protestierend, andere mit ernster Miene und in Gedanken versunken. Keiner von ihnen hatte nach links oder rechts gesehen und ihn bemerkt – hören konnten sie ihn nicht. Der Durchgang mochte durchsichtig sein, doch er schottete die Zelle gegen Geräusche von draußen ab. 15 Jahre hatte er für die Sache bei Sony bekommen, von denen er noch mehr als 13 hier abzusitzen hatte.
Er war erfüllt von Wut. Wut auf Lisa-Marie, die alles versaut hatte, Wut auf seinen Bruder, der ihn im Stich gelassen hatte und vor allem Wut auf seine Auftraggeber, die ihn einfach hier sitzen ließen. Als er gesehen hatte, wie Lisa-Marie an seiner Zelle vorbeigeführt wurde, wäre er ihr für einen Augenblick am liebsten an die Gurgel gesprungen. Der Stromschlag war noch stärker gewesen als beim ersten Mal und hatte ihm für eine knappe Stunde das Bewusstsein geraubt. Seitdem war er nach außen hin ganz ruhig. Der Feuerball aus Wut in seinen Eingeweiden durfte nicht zu sehr sein Handeln bestimmen. Nachdenklich spielte er mit dem kleinen Silberkreuz um seinen Hals. Seine Zeit würde kommen wenn er hier wieder raus war. Bis dahin hatte er jede Menge Zeit, Pläne zu schmieden und die nächsten Coups zu planen. Er musste seine Reputation wiederherstellen. Ohne Crew ging es nicht, doch er würde neue Leute brauchen, auf die Alten konnte er sich jetzt nicht mehr verlassen.
Die ersten Wochen hatte er noch Hoffnung gehabt, allein hier raus zu kommen. Doch die Zelle gab nichts her, was ihm einen Ausbruch ermöglicht hätte. Er hatte versucht, den Wärter auseinanderzunehmen, um über dessen Elektronik und Platinen einen Weg zu finden, durch seine Zellentür zu kommen. Doch egal wie oft er ihn gegen die Wand geschlagen hatte, oder wie stark er auf ihn gesprungen war, die silberne Außenhülle mit den zwei dunkelblauen Streifen vom Kopf hinunter bis zu den Füßen hatte sich nicht merklich verändert. Ebenso wenig wie der Wärter auf diese Ausbrüche reagiert hatte. Die Streifen an der Seite waren ein wenig verkratzt und offensichtlich hatte er eins der Armgelenke des Wärters ein wenig lädiert. Seitdem sahen die Bewegungen des linken Arms nicht mehr ganz so flüssig aus, doch geholfen hatte das Peter nicht im geringsten. Es gab hier nichts, wo er ansetzen konnte, so hatte er sich darauf beschränkt, seinem Geist freien Lauf zu lassen.
Er hatte irgendwann aus einer Laune heraus angefangen, den Wärter ‚Fluffy‘ zu nennen, wie den Hund, den er als Junge gehabt hatte. Statt Stöckchen holte der Roboter eben Essen und er befolgte ebenso artig seine Kommandos, wie es Fluffy früher getan hatte. Auch wenn er nicht ‚Sitz‘ und ‚Platz‘ machen konnte, sondern nur sagen, wie viel Uhr es war und welchen Wochentag sie gerade hatten.
Peter saß da, starrte von seiner Pritsche aus die Wand an und dachte an Lisa-Marie. Ihre wunderschönen, fein geschwungenen Lippen, die mandelbraunen Augen. Er hatte sich von ihrem Aussehen und seinen Gefühlen zu ihr schwächen lassen und sich Fehler erlaubt. Er durfte keine Fehler machen. Letzten Endes trug auch er Schuld daran, dass er jetzt hier saß.
Fluffy betrat die Zelle. In seinen Händen hielt er eine Schüssel mit Tomatensuppe, die er neben Peters Pritsche abstellte. Ihm fielen die Veränderungen nicht gleich auf. Die Bewegung des Abstellens war flüssiger als sonst, als wäre der Arm nach so vielen Monaten heute in Fluffys kurzer Abwesenheit doch noch repariert worden. Auch die Streifen waren wieder vollkommen intakt. Hätte er Fluffys Rücken unter der Uniform betrachtet, hätte er eine ungewöhnliche Schweißnaht sehen können. Statt sich wie sonst während der Essenszeit in eine Ecke der Zelle zu stellen, blieb der Roboter diesmal vor Peters Pritsche stehen. Es dauerte einige Sekunden, bis ihm dieser Umstand bewusst wurde. Dann fiel sein Blick auf den kleinen weißen Zettel, den der Roboter in der ausgestreckten Hand hielt.

Arno Wilhelm: Jack Rodman – die ganze Wahrheit (3)

Einen wunderschönen guten Abend,

Es gibt Tage, an denen man sich sehr sehr gut fühlt. Tage, an denen Dinge passieren, mit denen man nicht gerechnet hat. In diesem Fall ist das was passiert ist relativ simpel. Jemand hat mein Buch gelesen und eine Rezension dazu geschrieben. Diese Rezension ist insofern besonders, als dass darin zwei Namen im weitesten Zusammenhang mit mir genannt werden, die ich beide zutiefst verehre und bei denen ich es als große Ehre empfinde, überhaupt in einem Zusammenhang mit ihnen genannt zu werden. Ich zitiere die entsprechenden Sätze hier auszugsweise. Darunter kommt dann der Link zur Rezension. Vielen Dank an den Rezensenten, ich habe mich sehr gefreut!

„Einen Kniff, wie wir ihn zum Beispiel auch aus Woody Allens jüngerem Meisterwerk „Matchpoint“ kennen, in dem die Hauptfigur ebenfalls ein vom Glück verfolgter Günstling ist, dessen moralisch fragwürdiges Verhalten…“

„…gelingt Wilhelm so ausnehmend gut, dass der Leser mitunter glaubt Tarantino aus der Ferne winken zu sehen.“

Rezension zu „Jack Rodman – die ganze Wahrheit“ bei Alternativmusik.de

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit,

Arno / Larry

Gedichte (118)

Guten Abend werte Leserschaft,

es kommt hin und wieder vor, dass man ein Gedicht aus einem wichtigen, politischen oder gesellschaftlichen Anlass schreibt. Das folgende Gedicht passt in keine der beiden Kategorien so richtig, es ist entstanden, weil ich bei der Lesebühne „Vision & Wahn“ bei Periplaneta eingeladen war und einen Text zum Thema des Monats schreiben sollte, das „Ich ess Blumen“ lautete. Es mag nicht sehr geistreich sein, aber ich wollte ihn euch dennoch nicht vorenthalten.
In den nächsten Tagen wird es hoffentlich ein paar neue Blogeinträge geben, unter anderem mit dem ersten Teil der Fortsetzung von meiner Erzählung „Dem Ende entgegen“.

Fühlt euch gegrüßt,

Arno / Larry

Ernährungsgewohnheiten eines mitteleuropäischen Großstadtbewohners zur Sommerzeit

Ich ess Blumen
von der Blüte zu den Krumen
Auch Stiel und Blätter
Bei Wind und Wetter
Von früh bis spät
Mach ich Diät
Doch wenn bei Nacht
Der Hunger lacht
Ess ich Döner
Das ist schöner

Arno Wilhelm: Jack Rodman – die ganze Wahrheit (2)

Einen wunderschönen guten Morgen allerseits,

inzwischen trudeln die ersten Rezensionen zu meinem Roman ein und das freut mich von Herzen.
Bei Amazon gibt es inzwischen mehrere Kundenrezensionen:
http://www.amazon.de/Jack-Rodman-ganze-Wahrheit-Roman/dp/394076793X/ref=tag_stp_s2_edpp_url

Und eine ganz neue, die mich auch sehr gefreut hat, ist bei Gedankenspinner erschienen:
http://www.gedankenspinner.de/?p=4575

Vielen Dank von meiner Seite! Rückmeldungen zu meinem Roman interessieren mich sehr.

Ich wünsche euch allen eine schöne Restwoche,

Fühlt euch herzlichst gegrüßt,

Arno/Larry

Gedichte (117)

Gelebte Demokratie

Meine lieben, hochverehrten, unbeschwerten
werten Zuschauer hier und Zuhaus an den Geräten,
Ich sag hallo zur heiß verehrten, schwer begehrten
Von jung und alt und den Gelehrten geradezu herbeigeflehten

neuen Staffel voll Spannung, Nervenstärke und Genie
Voll Lob und Strafe, Freud und Leid, davor ist keiner hier gefeit
drum: Willkommen liebes Publikum, bei „Gelebte Demokratie“

Da unten stehen die Kandidaten, können es wohl kaum erwarten,
Ihre Plätze sich zu sichern, manche zittern, manche kichern
vor Angst um Wählergunst und Wissen, gleich geht es los, wir können starten
Der Bundestag ist präpariert, hergerichtet und verziert
Für maximalen Spaß, ohne Grenze, ohne Maß
An Wahrheit, Tratsch und Lügen, an Politik und Wahlvergnügen,

Da ist schon Sigmar Gabriel, begeht trittsicher den Parcours, geht kein einziges Mal fehl,
Spricht von Zukunft und bleibt stehen, von Hindernissen nichts zu sehen
Das Publikum scheint ihn zu mögen, wählt ihn geschmacksneutral und heiter
in die nächste Runde weiter

Da kommt Herr Rösler um die Ecke, schon unsere letzte Sendung
War für ihn die große Wendung, brachte ihn beinah zur Strecke
Angstmacherei und Krisenthesen sind für ihn nicht gut gewesen
Nur um ein Haar flog er nicht raus, doch wie sieht es heute aus?
Nun beginnt er seine Rede, und ich sag mal, alter Schwede
Griechenfeindlich, lobbyistisch, für die Zukunft pessimistisch
Da hat wer nichts dazugelernt, Schon trifft ihn Gyros eimerweise
Vom Rednerpult wird er entfernt
Nun ist er rausgewählt und leise
Sind Stimmen zu vernehmen, der Herr Rösler sollt‘ sich schämen
Jetzt muss er rüber in den Ring und wird von einem gut trainierten
engagierten, talentierten Griechen in die Krisen
des Wrestling-Sportes eingewiesen

Doch drüben spielt das Hauptgeschehen,
Hier ist der nächste schon zu sehen, herein kommt Thilo Sarrazin
Zack, da liegt er auf den Knien, da war wohl grad ein Stolperstein
Er versucht sich zu befreien aus dieser schlechten Position
Doch ganz klar, man sieht es schon, die Falltür öffnet ihre Pforten
Applaus erschallt hier allerorten, Wohl auch schon rausgewählt der Bube
er schlittert in die Jauchengrube, wälzt sich in den Exkrementen
Drum herum stehen Kunststudenten, mit Migration im Hintergrund
die ihn amüsiert begaffen und nun schön farbenfroh und bunt
kleine Gemälde von ihm schaffen

Die Stimmung tobt im hohen Hause, gleich wird es Zeit zur Werbepause
Jeder hier lacht, alle sind froh,
Damit zurück ins Studio.

Arno Wilhelm: Jack Rodman – die ganze Wahrheit

Einen wunderschönen guten Tag,

auch wenn es kaum zu glauben ist, mein erster Roman ist endlich da! Er heißt „Jack Rodman – die ganze Wahrheit“ und kann ab sofort per Mail an larry@arno-wilhelm.de oder direkt beim Verlag (http://www.periplaneta.com) bestellt werden. Ab dem 20.Juli gibt es ihn dann auch bei Amazon und in allen Buchläden.

Der Roman kostet 13,90 € und enthält zusätzlich eine CD mit drei Songs des Protagonisten Jack Rodman und einen Remix.

Hier der Klappentext:
An einem einzigen Tag verliert Sven seinen Job und seine Freundin, seine Wohnung geht in Flammen auf und er wird von einem schwarzen Pick-up über den Haufen gefahren. Dem Tod von der Schippe gesprungen beschließt Sven seine ganze Energie auf seine Leidenschaft, die Musik, zu richten. Er wird zu Jack Rodman, einem Singer-Songwriter aus Arizona, mit dem er sich dank Web 2.0 eine steile Karriere in Deutschland bastelt. Ein Plattenvertrag, ausverkaufte Konzertsäle, die Frauen liegen ihm zu Füßen – Sven hätte es sich nicht besser erträumen können. Erfolg und Ruhm beflügeln ihn, doch als seine Ex-Freundin hinter das Geheimnis kommt, geraten die Dinge außer Kontrolle. 

Ich freue mich unglaublich über den Roman und hoffe, er wird auch euch gefallen.
Derweil schreibe ich an neuen Projekten, an einem neuen Roman und zwei Gedichtbänden, ich bin gespannt was als erstes fertig wird.

Am 20.Juli ist die Releaseparty des Romans in der Bornholmer Str. 81a in den Verlagsräumen von Periplaneta. Beginn ist 20.00 Uhr, der Eintritt ist frei und ich freu mich sehr über jeden der kommt!

Fühlt euch gegrüßt

Arno / Larry

Geistige Notwehr – nach einer leider allzu wahren Geschichte

Einen wunderschönen guten Tag,

mal wieder ein relativ neuer Text. Ich wünsche euch viel Spaß damit. Habt ihr den Termin meiner Buchrelease-Party am 20.Juli hier rechts am Rande schon bemerkt? Das wird ganz wunderbar!

Mit den besten Grüßen

Arno / Larry

Geistige Notwehr – nach einer leider allzu wahren Geschichte
Es gibt Momente im Leben, in denen es einem ein schier unendliches Bedürfnis ist, seinem Gegenüber irgendwas Schweres an den Kopf zu werfen. Aber fangen wir etwas weiter vorne an.

Wir leben in einem Land, dessen Bewohner sich selbst immer gern als Hochzivilisation bezeichnen. Die Evolution ist ausgerechnet in Deutschland zu einem erfolgreichen und verdienten Abschluss gekommen, hat festgestellt, dass es nicht mehr besser geht und sich mangels Arbeit Schlafen gelegt. Wir leben in einer Zeit gefühlter maximaler Gleichberechtigung. Frauen beispielsweise, dürfen prinzipiell bei uns alles genauso wie die Männer. Sie kriegen ein bisschen weniger Geld dafür, aber wer wird denn da kleinkariert sein. Sie dürfen mit Waffe im Dreck herum robben, wenn sie wollen, dürfen, dürfen in Aufsichtsräten Sitzungen leiten, Stahl kochen oder das Bundeskanzleramt übernehmen. Sie müssen sich nicht verschleiern oder überhaupt auch nur irgendwas anziehen, gerade wenn sie auf Werbeplakaten oder im Fernsehen zu sehen sind. Es wird über Frauenquoten diskutiert, es gibt Frauenprogramme in Universitäten und großen Betrieben, um mehr Frauen in Ingenieursstudiengänge zu bringen, es gibt in manchen großen Firmen Betriebskindergärten, um das Zusammenspiel von Job und Kindern zu erleichtern. Wir haben eine Familien- und Frauenministerin, für die es sehr entscheidend ist, dass gerade Akademikerinnen wieder mehr Kinder kriegen und der böse demographische Wandel aufgehalten wird, nicht dass wir Deutschen irgendwann aufwachen und überrascht feststellen, dass wir ausgestorben sind.

Wie schon gesagt. Frauen dürfen prinzipiell bei uns alles genauso wie die Männer. Nun ist der Vorteil der deutschen Sprache, dass sie Worte wie „prinzipiell“ enthält, die unglaublich bedeutende Aussagen zulassen, ohne dass man dabei allzu konkret werden muss.
Deshalb dürfen auch heute noch Führungskräfte in großen Betrieben Sachen sagen, wie: „Das Manko der Frau ist, das sie Kinder bekommt. Das ist wirtschaftlich gesehen ein Problem.“ Deswegen stellt er ungern Frauen ein, der Chef. Prinzipiell haben sie natürlich die gleichen Chancen wie Männer, laut Firmenpolitik sogar bessere, aber wenn sie ein Manko haben, ist es natürlich nicht seine Schuld, wenn er sie nicht einstellen kann. Man kauft ja auch keine kaputten Glühbirnen, egal ob sie nun energiesparend sind oder nicht. „Bei Studenten ist das besser“, meint er. „Da kriegen die meisten noch keine Kinder. Es ist sowieso dumm unter 25 Kindern zu bekommen.“ Der Trend geht bei uns ja zur Greisenschwangerschaft. Da können dann auch Mutter und Kind gemeinsam Brei essen, das spart natürlich Zeit.
Erhält nun eine solche dumme Frau, eine Studentin, eine Akademikerin, die es gewagt hat, sich in einer Männerdomäne breit zu machen, großzügigerweise trotz ihres Geburtsfehlers eine Frau zu sein, eine Stelle, sollte sie dankbar und dementsprechend unfruchtbar sein. Studenten erhalten natürlich grundsätzlich nur befristete Arbeitsverträge, damit sie sich in ihrer Position nicht zu wohl fühlen. Kommt eine Studentin nun wider besseren Wissen doch auf die Idee, ihr Manko voll auszuschöpfen, vermutlich einzig und allein um ihren Chef zu ärgern, und ein Kind zu bekommen, ist man ihr so freundlich gesinnt, wie es nur irgend möglich ist. Die ersten Sätze des Chefs, nachdem er von der Schwangerschaft erfährt, sind dementsprechend voller Empathie und echter Begeisterung: „Schön, das sind ja gute Nachrichten. Aber ich muss dir gleich sagen, deinen Vertrag verlängern wir natürlich nicht!“ Wie käme man auch dazu? Als bräuchte man jemals wieder eine Arbeitsstelle, man hat sich ja nun eindeutig und öffentlich dafür entschieden, Vollzeitmutter und damit sicher auch Hausfrau zu werden. Die Firma tut ihr quasi einen Gefallen indem sie so von Anfang an nicht derart ekelhafte Verlockungen wie eine Vertragsverlängerung in Aussicht stellt, die die Frau ja nur von ihrer eigentlichen Arbeit, der dauerhaften und alleinigen Pflege ihrer Kinder, abhalten würde. Ohne Vertrag muss man sich auch keine Gedanken drum machen, ob man für das Kind einen Platz in der Kita oder im Betriebskindergarten bekommt. Man hat ja dann glücklicherweise jede Menge Zeit zur Verfügung. Das nächste Problem ist natürlich noch der Mutterschutz. Auch da kommt der Chef aber auf eine einfache und sinnstiftende Lösung: „Ich möchte kein großes Ding daraus machen, die Schwangerschaft nicht an die große Glocke hängen. Am Besten machst du einfach vorher genug Überstunden, die kannst du da dann abbauen.“
Welch eine Idee. Wie käme diese Frau, die doch gleichberechtigt mit Männern sein möchte, denn dazu, sich über den Mutterschutz quasi einen Vorteil zu holen. Bezahlter Urlaub für Mütter. Eine Art Lob dafür, dass sie sich falsch verhalten hat und schwanger geworden ist. So weit kommt’s noch. Da kann sie diesen Urlaub doch auch einfach vorher selbst rausarbeiten. Eine Art des Kompromisses, die Schule machen könnte:
Wir einigen uns vor Gericht auf einen Vergleich indem du die gesamte Schuld und die Kosten des Verfahrens trägst, und ich trage alles Übrige.
Wir verteilen jetzt das Essen fair auf alle Anwesenden. Ich esse alles und der Rest wäscht dann dafür ab und bezahlt.
Wie gesagt: Es gibt Momente im Leben, in denen es einem ein schier unendliches Bedürfnis ist, seinem Gegenüber irgendwas Schweres an den Kopf zu werfen. Etwas Schweres und Festes. Man könnte einen Paragraphen für geistige Notwehr definieren. Wenn jemand, mit den Aussagen die er trifft beweist, dass er – um es mit Volker Pispers zu sagen – dümmer ist, als hundert Meter Landstraße bei Kassel, dann hat man drei Sekunden Zeit, irgendwas zu werfen.
Der Paragraph könnte dann auch gleichberechtigt für Männer und Frauen gelten. Prinzipiell.

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